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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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können wir Ihnen behilflich sein?«
    Der Fischer knetete die Hände. »Es gibt da etwas, was ich das letzte Mal vergessen habe zu erwähnen«, erwiderte er ängstlich.
    »Ja?«
    »Als ich Ihnen von Poveglia erzählte, da habe ich verschwiegen, dass ich auch ein Boot gesehen habe.«
    »Ein Boot? Konnten Sie es erkennen?«
    Lucio nickte. »Natürlich. Ich kenne jedes einzelne Boot. Dieses eine hab ich dort schon öfter gesehen.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Es gehört Ricci Castiglione. Sie müssen mir aber versprechen, niemandem zu verraten, dass Sie das von mir haben.« Er zögerte. »Er fährt oft dorthin, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und zwar nicht nur, um zu fischen.«
    »Zigaretten?«, folgerte Piola scharfsinnig.
    Widerstrebend nickte Lucio erneut mit dem Kopf. »Ich vermute, schon.«
    »Warum melden Sie sich jetzt doch bei uns? Sie wissen sicher, dass Sie sich dadurch in Gefahr bringen?«
    »Ich kenne Mareta, seine Frau«, gestand Lucio verlegen. »Sie ist kein schlechter Mensch – hat nichts mit dem zu tun, was er so treibt. Doch jetzt ist er verschwunden. Und sie hat genug mitbekommen, um zu wissen, dass sie nicht auf die Idee zu kommen braucht, die Polizei einzuschalten. Daher hat sie mich gebeten, an ihrer Stelle mit Ihnen zu reden.« Sein Blick huschte zur Tür, mit einem Mal voller Furcht. »In Chioggia weiß jeder sofort, wenn einer bei der Polizei war. Sie denkt, hier in Venedig ist es sicherer.«
    Das ergab einen Sinn. Die Gemeinde von Chioggia war bekannt dafür, dass es sich um einen eingeschworenen Haufen handelte. Eine Tatsache, die sich darin widerspiegelte, dass viele Familien den gleichen Nachnamen trugen.
    »Und hat Mareta irgendeine Ahnung, wo ihr Mann abgeblieben ist?«
    »Nein, sie nicht. Aber ich. Er besitzt eine cavana , eine abschließbare Bootshütte, direkt draußen vor der Stadt. Ich war schon mal da, um Kippen zu kaufen.«
    »Zeigen Sie uns das bitte auf der Karte«, forderte Piola ihn auf. »Und, Lucio – wir müssen das ganz offiziell zu Protokoll nehmen. Doch werden wir niemandem in Chioggia erzählen, dass Sie es waren, der uns darüber informiert hat.«
    Nachdem Lucio gegangen war, sahen Kat und Piola sich an.
    »Alles deutet auf das organisierte Verbrechen hin«, sagte Piola schließlich. »Das Ganze wird ja immer verworrener, Capitano.«
    »Aber wenn es tatsächlich eine solche Verbindung gibt – wenn wir uns entschließen, dieser Spur nachzugehen –, dann passt das doch ganz und gar nicht zu Avvocato Marcellos Theorie mit dem Streit zwischen Liebenden«, wies sie ihn hin. »Wir würden doch das genaue Gegenteil von dem tun, was er uns aufgetragen hat, nämlich nach der Waffe zu suchen, mit der Barbara Holton sich angeblich selbst erschossen hat.«
    Piola nickte. »Ach, was soll’s«, sagte er schließlich. »Einer der Sergeanten kann die Taucher briefen. Die finden ja sowieso nichts. Lassen Sie uns nach Chioggia fahren.«
    Riccis cavana war das letzte in einer Reihe von windschiefen Bootshäusern etwas südlich der Stadt. Das Ganze sah eher nach einem maritimen Schrottplatz als nach einem Lagerraum für Boote aus, dachte Kat insgeheim. Der Platz zwischen den Hütten war mit verrotteten Fischerbooten, Resten von Fischernetzen aus Nylon, alten Krebsreusen und rostigen Fischbehältern zugemüllt. Überall stank es nach ausgelaufenem Dieseltreibstoff und Fischinnereien, und der Boden unter ihren Füßen glitzerte, weil überall Fischschuppen herumlagen.
    Obwohl es noch nicht Mittagszeit war, war in den benachbarten Hütten keine Menschenseele zu sehen.
    »Ob die uns wohl schon erwartet haben?«, äußerte Piola verwundert. »Und wenn ja – genau jetzt oder einfach nur so allgemein?«
    Riccis Hütte war einst in einem fröhlichen Tiefblau gestrichen gewesen. Mittlerweile blitzte der Rost unter der abblätternden Farbe hervor. Piola klopfte lautstark gegen die stählerne Tür. Keine Antwort. Vorsichtig schob er die Tür auf und zuckte zusammen, als diese auf dem Betonboden ein schabendes Geräusch verursachte.
    Drinnen herrschte ein ähnliches Chaos wie draußen. Sie schoben sich an einer Jolle vorbei, die erhöht auf Böcken ruhte, und fanden sich in einem schwach beleuchteten Bereich, den Ricci zweifelsohne dazu benutzt hatte, um die gefangenen Krebse zu lagern. Die vier großen Stahlbehälter, jeder von ihnen etwa anderthalb Meter im Quadrat und ungefähr eins zwanzig hoch, strömten einen Gestank nach brackigem Meerwasser aus.
    »Gütiger Gott«, stieß Piola

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