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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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dass sie es ohnehin schon wissen musste oder es zumindest ahnte. Ganz offensichtlich hatte sie Lucio gebeten, mit der Polizei zu reden, einerseits um es endlich hinter sich zu bringen, andererseits aber auch, weil sie insgeheim die Hoffnung hegte, er könne noch lebend gefunden werden. Doch gewiss würde sie keine Fragen beantworten. Die Furcht vor der Mafia war in dieser Gegend tief verwurzelt, und nur wenn sie den Mund hielt, konnte sie eine Witwenrente erwarten.
    Selbst als man ihr einige der vielen hundert Päckchen Jin-Ling-Zigaretten zeigte, die ihr Ehemann gelagert hatte, blieb sie beharrlich bei der Aussage, er sei nichts als ein armer Fischer gewesen.
    »Was ist mit Mädchen?«, erkundigte Piola sich. »Hat er jemals irgendwelche Frauen über die Lagune in die Stadt geschifft?«
    Maretas Augen blitzten vor Zorn auf, und sie murmelte etwas Unverständliches. Dann aber schüttelte sie lediglich den Kopf. Es bestand kein Zweifel, dass sie aus ihr nichts herauskriegen würden.
    »Wir informieren wohl besser Avvocato Marcello«, sagte Piola, als sie aus dem Haus traten. »Aber das kann auch bis morgen warten. Der sitzt inzwischen vermutlich schon gepflegt in der Oper.«
    Es war dunkel, und sie mussten auf die Fähre zurück nach Venedig warten. Mit einem Mal war Kat unendlich müde. Als das Fährschiff schließlich eintraf, sank sie erschöpft auf einen der harten Plastiksitze. Keiner von ihnen sprach ein Wort, als die Lichter Venedigs jenseits der Lagune nach und nach näher kamen.
    »Kommen Sie«, sagte Piola, als sie die Stadt erreicht hatten. »Ich bringe Sie heim. Sie wohnen in Mestre, richtig?«
    Sie machte Anstalten zu protestieren, doch er wollte kein Wort davon hören. Gemeinsam gingen sie zu seinem Wagen – zu ihrer Überraschung ein etwas älterer Fiat –, der im Parkhaus stand. Wie die meisten Pendler, die Tag für Tag in die Stadt fuhren, nutzte Piola die Parkmöglichkeiten am Piazzale Roma oder auf der künstlich angelegten Insel Tronchetto, gleich neben den Docks an Venedigs westlichem Stadtrand.
    »Haben Sie von dieser Betrugsmasche gehört, die auf einigen von diesen Parkplätzen durchgezogen wird?«, meinte er im Plauderton, während sie auf den Ponte della Libertà abbogen.
    »Was für eine Masche denn?«
    »Es gab eine ganze Reihe von Diebstählen, Sachen wurden aus den Autos geklaut. Oft wurde nichts wirklich Wertvolles gestohlen, aber es ist schon ein Ärgernis, wenn man nach einem Tag in Venedig zurückkommt und der Wagen aufgebrochen ist oder das Fenster eingeschlagen. Daher hat man eine Stelle eingerichtet, wo man seine Wertsachen abgeben kann. Für fünf Euro am Tag händigt man Kamera, Taschen und Ähnliches einem Mann aus, der die Sachen dann in einen Tresorraum sperrt.« Er machte eine kurze Pause. »Und, haben Sie schon erraten, worin der Betrug liegt?«
    »Er klaut die Sachen selbst?«
    »Nein, noch besser. Die Einbrüche wurden von vornherein von den Parkplatzbetreibern vorgenommen. Diese Bande hat sich so nicht nur die Sachen unter den Nagel gerissen, die sie aus den Wagen ergattern konnte, diese Typen haben ein regelrechtes Geschäft daraus gemacht und kassieren jetzt noch dazu für einen Service, für den vorher nie einer auch nur einen müden Cent lockergemacht hätte.«
    Ein Teil von ihr – vermutlich etwas Urvenezianisches – kam nicht umhin, von dem beachtenswerten Geschäftssinn, der hier an den Tag gelegt wurde, beeindruckt zu sein. »Wie ist man ihnen auf die Schliche gekommen?«
    »Gar nicht. Wenn die Nachfrage zu sinken beginnt, schlagen sie einfach wieder ein paar Scheiben ein.«
    »Eines Tages schnappen wir uns die Burschen.«
    »Möglich«, meinte er, und das erste Mal an diesem Tag fand sie, dass auch er ziemlich erschöpft wirkte.
    »Da vorn wohn ich gleich«, sagte sie, als sie sich ihrer Wohnung näherten. »Aber Sie können mich an der Ecke rauslassen.«
    Er fuhr rechts ran. »Gute Nacht, Kat.«
    »Gute Nacht, Colonnello.«
    Dann sah er sie an, als wollte er noch etwas sagen.
    »Kat … ich wollte Ihnen nur versichern, dass Sie eine gute Polizistin sind«, begann er leise. »Eine der besten, mit denen ich je gearbeitet habe. Heute war ein echt harter Tag. Morgen wird es besser.«
    Völlig unwillkürlich beugte sie sich zu ihm, um ihn auf die Wange zu küssen. Vermutlich weil er es nicht vorhergesehen hatte, wandte er ihr das Gesicht zu. Sie hielt inne, ihr Mund nur wenige Zentimeter von seinem entfernt.
    Zögernd küsste er sie auf die Lippen.
    Ihr war

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