Marter: Thriller (German Edition)
garantiert ersparen würde, sich einen Durchsuchungsbeschluss zu beschaffen, wenn irgendetwas darauf hindeuten würde, dass einer unserer früheren oder gegenwärtigen Patienten etwas mit Ihrem Mordfall zu tun hat. Ich würde es Ihnen sagen. Doch dies ist nicht der Fall.«
34
Aldo Piola fuhr nach Chioggia und parkte ein gutes Stück entfernt von dem Haus, zu dem er wollte. Als Mareta Castiglione die Tür öffnete, erkannte sie ihn sofort und versteifte sich.
»Darf ich reinkommen?«, fragte er leise.
Nach einem kurzen Moment nickte sie und ließ ihn eintreten. Ihm entging nicht, dass sie eilig nachsah, ob irgendwelche Nachbarn das Ganze beobachtet hatten, ehe sie die Tür hinter ihm schloss.
»Mich hat keiner gesehen«, versicherte er ihr. »Ich würde Ihnen nur gern noch ein paar Fragen zu Ihrem Ehemann stellen.«
»Was ist mit ihm?«
»Setzen wir uns doch erst einmal.«
Im Hauptquartier nahm Kat ein paar Internetrecherchen zum Institut Christina Mirabilis vor. Wie sie erwartet hatte, fanden sich kaum Informationen. Sie stieß auf die eher uninteressante Website, die nicht viel hergab – da war keine Anfahrtsskizze, keine Kontaktinformationen bis auf eine Mail-Adresse und auch keinerlei Hinweis darauf, welche Dienstleistungen das Krankenhaus anbot.
Sie klickte auf einen Reiter mit dem Titel »Wer wir sind«. Dann begann sie zu lesen.
Das Institut ist eine aus privaten Mitteln geförderte wohltätige Einrichtung, die großzügigerweise von in- und ausländischen Geldgebern unterstützt wird. Unsere ganz besondere Anerkennung gilt der langjährigen Unterstützung durch den Orden der Melchizedek.
Das war alles. Sie startete einen weiteren Suchlauf, dieses Mal mit dem Begriff »Melchizedek-Orden«. Die Suche lieferte eine Reihe von Links, von denen der Großteil auf Seiten führte, die angaben, Melchizedek sei der erste Priester gewesen, der im Alten Testament Erwähnung fand, weshalb bisweilen die Rede davon war, alle Priester gehörten seinem Orden an. Sie stieß auf einige Organisationen, deren Namen alle ganz ähnlich klangen, die allerdings zum Großteil einen recht amateurhaften Eindruck machten. Nirgendwo war ein Link zum Institut Christina Mirabilis zu finden.
Doch dann entdeckte sie eine Website, die ganz offensichtlich von Profis erstellt worden war, auch wenn sie inhaltlich nicht viel zu bieten hatte. Ein Symbol oben auf der Seite fesselte ihre Aufmerksamkeit. Die obere Hälfte stellte ein ganz gewöhnliches christliches Kreuz dar, doch die untere Hälfte glich einem Schwert mit stumpfer Spitze. Sie hatte einen ganz ähnlichen Anstecker an Pater Uriels Kragen bemerkt.
Der Orden der Melchizedek setzt sich in erster Linie für die Förderung und Verteidigung der höchsten persönlichen und moralischen Standards innerhalb der Priesterschaft ein. »Der Herr hat geschworen, und nie wird’s ihn reuen: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchizedeks.« – Psalm 110,4.
Zum Orden zugelassen wird man nur auf Einladung. Es gibt zwölf verschiedene Stufen, von denen jede einzelne beschritten werden muss, ehe der Kandidat zur nächsten voranschreitet.
Das war alles. Ein Feld, auf dem »Kontaktieren Sie uns« stand, wirkte vielversprechend, führte allerdings auf eine leere Seite, die noch im Aufbau war.
Falls der Orden der Melchizedek tatsächlich eine private Heilanstalt finanzierte, dann musste er über erhebliche Mittel verfügen. Das war ja an sich noch kein Grund, Verdacht zu hegen – quasireligiöse Organisationen wie der Malteserorden oder Konstantinorden waren ihres Wissens durchaus fähig, beträchtliche Summen einzutreiben von denjenigen, die von der diesen Orden eigenen Mischung aus Zeremonialität, Snobismus und Wohltätigkeit angezogen wurden. Doch gab es zu diesen Organisationen auch Tausende von einzelnen Websites, die sich ihrer Arbeit widmeten. Das hatte sie noch einmal überprüft, um auch ganz sicher zu sein.
Trotzdem deutete nichts darauf hin, dass das Institut in irgendwelche zwielichtigen Machenschaften involviert war. Möglicherweise hatte Pater Uriel ja recht: Sie war von vornherein feindlich eingestellt gegenüber der Kirche, daher wollte sie zwanghaft irgendwelche Verbindungen sehen, wo keine waren, statt konkreten Spuren nachzugehen.
Piola tat es nicht gern, doch er hatte keine Wahl.
»Ich glaube aber, dass Sie davon wussten, Mareta«, beharrte er. »Ich denke, Sie wussten von den Mädchen, die er mit seinem Boot herbrachte. So etwas weiß eine Frau doch, oder etwa
Weitere Kostenlose Bücher