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Martha im Gepaeck

Martha im Gepaeck

Titel: Martha im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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ich eine 8 gemacht und aus dem L ein E. Mit schwarzem Filzstift, hat mir Teresa geborgt.«
    Teresa nickte. Karen prustete los.
    »Wir nehmen den Châteauneuf-du-Pape«, sagte Martha mit perfekter französischer Aussprache zum Kellner, der wie ein Geist hinter ihr erschienen war. Er spitzte anerkennend die Lippen und huschte davon.
    Bernd griff nach dem Wasserglas. »Du hast mein Nummernschild gefälscht? Weißt du eigentlich, dass das strafbar ist? Was ist, wenn das jemand merkt?«
    »Wer denn?«, fragte Karen. Sie fühlte sich herrlich beschwingt und frei. Hier kannte sie keiner. Das war doch das Beste an der Sache. Keine Kunden, die ihr über den Weg laufen konnten. Sie fühlte sich großartig. Das war endlich mal was anderes als die ewige Pizzeria Romeo in ihrer Straße, in die sie immer gingen und in der sie immer dasselbe aßen und über dasselbe redeten. Pizza mit Anchovis und Weinschorle für Karen, Pizza mit Rauchspeck und ein Bier für Bernd, dazu Genöle über den Bau und die Bank, Teresas Theater beim Schlafengehen und Marks schlechte Noten, und dann die Rechnung um 22 . 40  Uhr. Nie im Leben wären sie in Köln in so einen vornehmen Schuppen gegangen, nie.
    »Das merkt keiner«, sagte Martha. »Bevor wir zurückfahren, hat der Regen es längst wieder abgewaschen.«
    Der Kellner kam mit einer Flasche Rotwein zurück. Er öffnete sie am Tisch und schenkte Martha einen Schluck zum Probieren ein. Beim Trinken schloss sie genießerisch die Augen. »Hervorragend.« Sie schenkte dem jungen Kellner ein Lächeln. Er lächelte zurück.
    »Was kostet der Spaß?« Bernd beäugte misstrauisch die Flasche mit dem eleganten Etikett.
    »Bezahlt doch Dwayne.« Karen lachte laut. »Prost!«
    »Ich wette, ich weiß, was Dwayne gesagt hat, als wir auf einmal weg waren«, bemerkte Mark. »Garantiert hat er gesagt: › Fu… ‹«
    »Mark«, unterbrach Karen ihn schnell. »Wir wissen, was er gesagt hat.« Sie trank einen Schluck von dem leckeren Wein. »Und gib mir nachher mal dein Handy. Ich will was im Internet nachsehen.«
    »Glen Manor etwa? Das habe ich schon gegoogelt«, verkündete Mark zwischen zwei Bissen frischgebackenem Brot. »Das sieht richtig cool aus. So mit alten Mauern und solchem Zeug. Und einem Irrgarten.«
    Glen Manor war echt? Das gab es wirklich? Karen verschluckte sich fast. Ihr Selbstversuch vom Nachmittag fiel ihr wieder ein. Es gab ein Glen Manor, dann gab es auch … Nein.
    »Was machen wir, wenn wir dort sind, Tante Martha?«, wollte Mark wissen. Er hatte seinen Platz am Tisch bereits mit Kleckerflecken markiert.
    Das hätte Karen auch gern gewusst. Mehr als alles in der Welt.
    Martha lächelte geheimnisvoll. »Kommt Zeit, kommt Rat.«
    Karen sah hilfesuchend zu Bernd, aber der studierte immer noch das Etikett, wohl in der Hoffnung, irgendwo einen Preisaufkleber zu finden.
    Martha hob ihr Glas. »Auf unseren Urlaub. Und auf Glen Manor.«
    »Auf Glen Manor«, wiederholte Karen benommen und stieß Bernd dabei an. »Bernd? Trinkst du nichts mit?«
    Bernd lehnte sich resigniert zurück. »Haben die hier auch Whisky?«, fragte er.

14 »Sieh mal, es ist doch ganz einfach«, sagte Karen am nächsten Morgen zu Bernd. Sie durchwühlte ihren Koffer. »Du bist neidisch.«
    »Ich bin doch nicht neidisch. Auf wen soll ich denn bitte schön neidisch sein?«
    »Auf Martha.«
    »Auf eine Frau über achtzig soll ich neidisch sein? Haha. Und warum?«
    »Weil sie sich hier so gut auskennt. Und weil sie irgendwie immer recht hat.«
    »Immer ist übertrieben.«
    »Also gibst du es zu?« Karen grinste. Durch das offene Hotelfenster fiel strahlende Morgensonne herein und beleuchtete die vielen kleinen Staubflusen, die um sie herumschwirrten.
    »Gar nichts gebe ich zu. Es gibt nichts zuzugeben.«
    »Also, ich finde jedenfalls, dass der Urlaub irgendwie gewonnen hat. Du nicht?«
    »Gewonnen? Was denn? Einen weiteren Fahrgast? Eine Holzfigur, die mir die Sicht beim Fahren versperrt?«
    »Aber siehst du das denn nicht? Wir machen ganz andere Sachen als sonst. Normalerweise würden wir nie in so ein Restaurant gehen wie gestern Abend.«
    »Weil wir es uns nicht leisten können.«
    Er verstand sie einfach nicht. »Oder mit irgendwelchen Truckern mitfahren«, fuhr Karen fort. »Oder um Geld spielen.«
    »Das wird auch hoffentlich so bleiben.«
    Karen seufzte leise. Wie sollte sie ihm nur erklären, was sie meinte? »Sieh doch mal, Bernd: Normalerweise würdest du dauernd in deinem Straßenatlas rumsuchen oder uns irgendwelche

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