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Martha's Kinder

Martha's Kinder

Titel: Martha's Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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das eine Vermessenheit wäre, zu der ich nicht berechtigt bin ...«
    Sylvia schüttelte unwillig den Kopf.
    »Sie haben es doch gesagt ... Reden wir vernünftig, Herr Bresser. Daß Sie einmal in mich verbrannt gewesen, das weiß ich ja aus einem närrischen Brief, den ich an meinem Hochzeitsmorgen erhielt. Darüber sind nun bald drei Jahre vergangen ... Sie sind in ein ganz neues Leben getreten, haben die alte Schwärmerei, wenn nicht vergessen, so verwunden – das Kopfschütteln gilt nicht. Ihre Arbeit und – was weiß ich, ich frage nicht danach – vielleicht auch neue Herzensbande füllen Ihre jetzige Existenz aus, also tun wir, ich bitte, als wäre niemals jener Brief geschrieben, niemals Ihre Andeutung von vorhin gemacht worden ... ausgelöscht, das Ganze ausgelöscht ... und um mit dem Thema ein- für allemal fertig zu werden, erkläre ich nun mit aller Entschiedenheit, daß Sie nichts, nichts, nichts von mir zu hoffen haben – außer dem freundschaftlichen Verkehr einstiger Jugendgenossenschaft, den in alter Herzlichkeit. Also reisen Sie nach Berlin, wenn Ihre Geschäfte oder Ihre Neigung Sie dahin rufen ... aber nur keine Flucht, ich bitte ... das würde mich beleidigen. So, das war das letzte Wort über diesen Zwischenfall – ich werde ihn nie wieder erwähnen – auch Ihnen verbiete ich, jemals darauf zurückzukommen. Und jetzt erzählen Sie mir von Ihrer neuesten Arbeit.«
    Sie hatte sehr schnell gesprochen, über und über rot dabei.
    Hugo hatte nicht versucht, sie zu unterbrechen. Ihre Worte – sie sprach ja von seiner Liebe – bewegten ihn wonnig, betäubten ihn – fast wie eine Liebkosung.
    Die Dämmerung war hereingebrochen. Ein Diener brachte die Lampen und schürte das Kaminfeuer. Dann entfernte er sich wieder. Das Lampenlicht war von großen, roten Schirmen gedämpft und auch aus dem Kamin flackerte roter Schein über den Teppich; – eine unsäglich trauliche Stimmung war in dem prunkvollen, kleinen Gemach verbreitet.
    Bresser stand auf und lehnte sich an den Kaminsims; dadurch war er der jungen Frau etwas näher gekommen.
    »Ich werde Ihnen gehorchen, Gräfin Sylvia, in allen Stücken«, sagte er in sanftem, zärtlichen Ton.
    »Das ist recht.«
    »Einstweilen bleibe ich noch in Wien. Ich kann hier die Arbeit, die ich begonnen habe und um die Sie mich fragen, mit mehr Muße vollenden als in Berlin, wo meine vielen Kollegen mir keine Ruhe lassen.«
    »Was ist diese Arbeit?«
    »Ein Märchendrama in Versen. Der erste Akt ist fertig – ich werde Ihnen ihn vorlesen – und Sie sagen mir, ob ich den richtigen Ton getroffen.«
    »Haben Sie das Manuskript bei sich?«
    »Nein, ich bringe es das nächste Mal, wenn Sie erlauben.«
    »Gut – morgen.«
    »Gut, morgen: wie mir das freundlich klingt – nachdem ich mich schon dazu verurteilt hatte, morgen über alle Berge zu sein. Als ein Begnadigter fühle ich mich.«
    Und am folgenden Tage kam er. Um dieselbe Dämmerstunde wie gestern.
    Doch diesmal waren die Lampen schon angezündet und Sylvia war nicht allein. Baronin Tilling saß bei ihr.
    Als Sylvia den jungen Mann eintreten sah, stockte ihr der Atem und sie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß. Sie war froh, nicht allein zu sein; nur war ihr der forschende Blick etwas peinlich, den ihre Mutter, welche das plötzliche Farbenwechseln vielleicht bemerkt hatte, nun auf sie heftete.
    »Guten Abend, Herr Bresser«, sagte sie, etwas unsicher. »Haben Sie Ihr Manuskript mitgebracht?« Sie deutete auf eine Rolle, die er in der Hand hielt.
    »Ja, das ist es.« Er legte die Rolle auf einen Tisch. »Ich lasse es hier – zur gelegentlichen Durchsicht.« Dann näherte er sich der Baronin Tilling und küßte ihr ehrerbietig die Hand.
    »Ihr neuestes Werk?« fragte diese.
    Sylvia aber nahm das Manuskript und wollte es ihm zurückgeben.
    »So haben wir nicht gewettet. Sie versprachen mir, vorzulesen.« »Ich weiß nicht, ob die Baronin ...«
    »O, ich würde unendlich gern etwas von Ihnen hören – wenn Sie meiner Tochter versprochen haben, eine Ihrer Dichtungen vorzulesen, dann lassen Sie mich an dem Genusse teilnehmen –«
    So aber hatte er nicht gewettet. Allein mit der angebeteten Frau, ihr mit seinen Versen seine Seele ausschütten ...: das hatte er von der verheißenen Stunde erhofft, » Two is company, three is none « – die Richtigkeit dieses englischen Sprichworts schien ihm wieder einmal bewährt. Sich jetzt hinsetzen und den beiden Damen seinen neuesten dramatischen Versuch vortragen,

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