Martin, Kat - Perlen Serie
könnte es doch tun." Das Herz schlug Tory bis zum
Hals, als sie einige Schritte vortrat und die Männer sich mit verblüfften Mienen nach ihr umwandten.
Cord sah sie wütend an und schien sehr verärgert darüber zu sein, dass sie das Gespräch mit angehört hatte. „Das ist ein- fach lächerlich!"
„Keineswegs. Ich spreche fließend Französisch "und könnte mich als junge Frau vom Lande verkleiden, die sich nach ... nach ihrem Bruder erkundigen will. Sie ist ganz verzweifelt und bittet die Wachposten inständig, sie zu ihm zu lassen oder ihr zumindest mitzuteilen, wie es ihm geht."
„Und wie soll es weitergehen, wenn man Sie tatsächlich in das Gefängnis einlässt?" fragte Rafe und betrachtete Tory ge- spannt.
„Dann werde ich die Wachen so lange hinhalten, bis mir je- mand von Ihnen zu Hilfe kommt..."
„Nein", sagte Cord knapp. „Dieser Gefahr werde ich dich nicht aussetzen - nicht einmal, um Ethans Leben zu retten."
„Cord, bitte! Ich weiß, dass ich es kann, und ich möchte dir helfen."
„Ich habe Nein gesagt und werde meine Entscheidung nicht ändern."
Bittend berührte sie leicht seinen Arm. „Du hast keine Zeit, jemand anderen zu finden, der die Rolle spielen könnte." Sie würde sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ihm bei ei- ner Sache zu helfen, die ihm so viel bedeutete. „Es hat sich in den letzten Wochen so viel ereignet. Gib mir nur einmal die Möglichkeit, etwas richtig zu machen."
Gerade wollte er erneut energisch ablehnen, da packte Rafe ihn bei der Schulter. „Wir brauchen sie, Cord. Einer von uns wird aufpassen, dass ihr nichts geschieht. Wenn die Sache schief geht, werden wir schnell eingreifen können und sie in Sicherheit bringen."
Cord stand sein innerer Konflikt ins Gesicht geschrieben.
„Es geht um Ethans Leben", erinnerte Tory ihn mit sanfter Stimme. „Das sollte sich lohnen, das Risiko einzugehen." Schließlich nickte er zustimmend, wenngleich offensichtlich war, dass es ihm lieber wäre, wenn sie nicht mitkommen wür- de. „Also gut, wir nehmen sie mit. Aber ich werde immer in ih- rer Nähe bleiben und darauf achten, dass ihr nichts geschieht und wir sie wieder sicher an Bord bekommen."
„Na also", sagte Rafe sichtlich zufrieden.
Der Colonel schlug vor, einige Männer zur Verstärkung mit-
zunehmen, doch Cord wandte sich entschieden dagegen. Ethan blieb nur noch dieser eine Fluchtversuch. Zu viele Helfer könnten schlimmer sein als zu wenige, zumal Cord und Rafe ein eingespieltes Team und überzeugt davon waren, dass sie sich am besten selbst um alles kümmerten, wenn das Vorhaben Erfolg haben sollte.
„Zumindest haben Sie Bradley dabei, der Ihnen eine große Hilfe sein wird. Er kennt jeden Winkel des Gefängnisses, weil er selbst ein langes Jahr dort verbringen musste, bevor ihm endlich die Flucht gelang."
Dass er nun bereit war, sein Leben für die Flucht eines ande- ren aufs Spiel zu setzen, rechneten sie Max Bradley alle hoch an.
„Gut, dann wäre alles geklärt", schloss Pendleton das Ge- spräch. Während Cord sich umzog, durchsuchte Tory ihre Kleidertruhe nach dem alten taubengrauen Kleid, das sie ge- tragen hatte, als sie zum ersten Mal in das Haus des Earl of Brant gekommen war.
Emma eilte herbei und war ihr bei ihren Vorbereitungen be- hilflich. „Vergessen Sie auf keinen Fall Ihren wollenen Um- hang", mahnte sie ihre Herrin, nachdem sie die Kleider und ein Paar braune Lederschuhe in eine Reisetasche gepackt hatte. Tory nahm eilig die Tasche und den Umhang entgegen und lief die Treppe hinunter.
Binnen weniger Minuten waren sie zum Aufbruch bereit. Auf der Kutschfahrt zum Hafen gingen die Männer noch ein- mal alle Informationen durch, die sie von Max Bradley erhal- ten hatten, und begannen, sich einen Plan für ihr Vorgehen zu- rechtzulegen. Glücklicherweise fanden sie die Nightingale mit gesetzten Segeln zum Ablegen bereit.
Cord begleitete seine Frau über Deck und hinunter bis zu der Kabine, die sie geteilt hatten, als sie und Claire heimlich an Bord gelangt waren. Erinnerungen an diese Nacht stürmten auf Tory ein.
Hier hatten sie sich das erste Mal geliebt. Cord hatte ihr nicht nur die Unschuld genommen - er hatte auch von ihrem Herz Besitz ergriffen. Niemals würde sie die Zärtlichkeit ver- gessen, die er ihr in dieser Nacht geschenkt hatte ... und die un- geahnte Lust. Damals schien es ihr unvorstellbar, dass sie ihn einmal heiraten würde oder ihn jemals so tief und innig lieben könnte, wie sie es nun tat. Denn obwohl
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