Martin, Kat - Perlen Serie
und so bahnten sie sich ihren Weg zur französi-
sehen Küste, wo sie etwas südlich von Calais vor Anker gehen wollten.
Tory lag allein in der breiten Koje, sah zur Decke auf und dachte an Cord. Endlich öffnete sich die Tür der Kabine, und ihr Herz begann sofort, schneller zu schlagen. Im dämmerigen Licht einer Schiffslaterne, die auf dem Gang brannte, erkann- te sie schemenhaft die Gestalt ihres Mannes und für einen kur- zen Augenblick auch sein vertrautes Gesicht. Dann stand er in der Kabine und schloss die Tür hinter sich.
Sie hörte das leise Rascheln von Stoff, als er seine Kleidung ablegte. Einer seiner kniehohen Stiefel fiel mit einem lauten Geräusch zu Boden, und Cord fluchte leise über seine Unacht- samkeit.
„Ich habe noch nicht geschlafen", erklärte Tory in die Dun- kelheit hinein.
„Das solltest du aber. Wir werden Frankreich in den frühen Morgenstunden erreichen und dann über Land fahren müssen. Du wirst deine ganze Kraft brauchen." Er griff sich eine De- cke von dem Bord, das über dem Schreibtisch angebracht war, und breitete sie auf dem Fußboden aus.
„Der Boden ist sehr kalt", hörte Tory sich leise sagen und war selber über ihre Worte überrascht. Genauso wenig konnte sie sie aber zurückhalten. „In der Koje ist Platz genug für uns beide."
Er drehte sich zu ihr um, und sie glaubte einen sehnsüchti- gen Seufzer zu vernehmen. „Ich glaube nicht, dass das eine gu- te Idee wäre."
Sie erinnerte sich daran, dass sie ihn praktisch verführt hat- te, als sie sich das letzte Mal geliebt hatten, und war dankbar, dass es in der Kabine so finster war und Cord nicht sehen konnte, wie sie errötete.
„Ich verspreche dir, dass ich nicht über dich herfallen wer- de", versicherte sie ihm. Tory war sich fast sicher, dass er bei ihren Worten lächelte.
„Meine Sorge gilt auch nicht dir." Trotzdem kletterte er, nachdem er sich entkleidet hatte, neben ihr in die Koje. Tory rutschte näher an die Wand, um ihm Platz zu machen.
Ihr Herz pochte so laut, dass sie fürchtete, er könnte es hö- ren. Schweigend lagen sie nebeneinander und waren sorgsam darauf bedacht, sich nicht zu berühren. Bei jeder noch so klei- nen Bewegung von ihm stellte sie sich vor, wie die Muskeln und Sehnen seines kraftvollen Körpers sich dehnten und streckten.
Sie wünschte, er würde seine Arme nach ihr ausstrecken und sie an sich ziehen. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass sie kurz davor war, ihn anzuflehen, ihr doch endlich die Wahrheit zu glauben.
Ich habe dich nie mit Julian betrogen! Ich will keine Auflö- sung unserer Ehe! Ich habe nie einen anderen Mann als dich geliebt!
Stattdessen schwieg sie. Sie liebte ihren Mann, er dagegen liebte sie nicht. Ihre Ehe hatte ihn nur unglücklich gemacht, und er hatte so wenig Zeit wie möglich mit ihr verbracht. Letztlich war auch sie nicht glücklich gewesen. Vielleicht gab es wirklich keine andere Lösung, als auseinander zu gehen. Draußen heulte der Wind, und schwere Wellen klatschten gegen das Bullauge der Kabine. Es gab allerdings kein Unwet- ter, und die Nightingale jagte zielstrebig durch die Nacht und die aufgewühlte See. Trotz der Anspannung wurden Torys Li- der langsam schwer, und die Müdigkeit übermannte sie. Sie musste eingeschlafen sein. Denn als sie die Augen wieder öffnete, schimmerte bereits das graue Licht des frühen Mor- gens in die Kabine. Es war kalt, doch ihr Körper war von einer wunderbaren Wärme erfüllt, und sie bemerkte, dass sie eng an Cord geschmiegt lag. Wie zu Hause auch, schlief er unbeklei- det, und sein bloßer Oberkörper berührte zart ihren Rücken, und ihr Gesäß war an seine Hüften gebettet.
Ihre Augen weiteten sich, da sie durch den dünnen Stoff ih- res Nachthemdes hindurch die untrügerische Berührung sei- ner erregten Männlichkeit spüren konnte. Wahrscheinlich war sie im Schlaf näher an Cord herangerückt. Sie musste unruhig geschlafen haben, denn sie fühlte sich erhitzt, und ihr Nacht- hemd war bis zu den Schenkeln hinauf gerutscht. Bei Cords tiefen, gleichmäßigen Atemzügen entspannte sie sich jedoch. Er schläft, dachte sie beruhigt.
Langsam fielen ihr die Augen wieder zu, und sie dachte abermals an die Nacht, als sie sich in dieser Kabine geliebt hatten. Er hatte sie mit einer unbändigen Leidenschaft be- gehrt ... und sie ihn.
Und sie tat es immer noch.
Von heftigem Verlangen ergriffen, stellte sie sich vor, wie sei- ne Hände ihre Brüste umfasst hatten und sein Mund voller Be- gierde den ihren
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