Martin, Kat - Perlen Serie
sie schon in ihn ver- liebt gewesen war, waren ihre Gefühle für ihn seither mit je-
dem Tag gewachsen.
Und sie hatte noch nicht geahnt, wie viel Leid es ihr zufügen würde, ihn zu verlieren.
„Ich nehme die Kabine nebenan", sagte Cord. „Falls du dir Sorgen machst, was die Mannschaft wohl denkt, kann ich je- doch hier übernachten und auf dem Boden schlafen."
Sie schluckte. Nach ihrer Rückkehr würde er sie für immer verlassen. Langsam sollte sie sich an den Gedanken gewöhnen und ihr Herz vor weiteren Verletzungen schützen. Andererseits wollte sie jede Minute, die ihr noch mit ihm blieb, auskosten... „Es wäre mir lieber, wenn du hier schliefst."
Mit seinen goldbraunen Augen blickte er sie nachdenklich an. Dann nickte er. „Gut."
Er ging an ihr vorbei in die Kabine, warf seine Tasche auf die Koje und wandte sich zum Gehen. Er trug dieselbe Kleidung, die er damals auf dem Schiff getragen hatte - eng sitzende braune Hosen, kniehohe Stiefel und ein langärmeliges weißes Hemd.
Im Türrahmen blieb er kurz stehen. „Ich werde dich nachher abholen, damit wir gemeinsam mit den anderen besprechen können, wie wir vorgehen werden, sobald wir das Gefängnis erreicht haben."
Tory nickte. Allerdings machte sie sich bereits mehr Gedan- ken darüber, was wohl passieren mochte, wenn Cord am Abend in die winzige Kabine zurückkehrte, die sie während der nächsten Stunden teilen würden.
Cord hielt die Reling fest umklammert. Die Aussicht auf eine Nacht qualvoller Nähe zu seiner Frau hatte ihm gerade noch gefehlt. Ihren leisen Atem zu hören, während sie schlief, zu se- hen, wie ihre runden Brüste sich gleichmäßig hoben und senk- ten, und daran erinnert zu werden, wie samtweich sie sich an- fühlten, wenn er seine Lippen um die rosigen Spitzen schloss - wie sollte er das ertragen?
Bei dem bloßen Gedanken an die Nacht, die vor ihm lag, be- gann sein ganzer Körper, vor Verlangen zu glühen, und diese schmerzliche Begierde würde ihn nicht verlassen, solange Victoria in seiner Nähe war.
Ein Teil von ihm sehnte sich immer noch nach ihr, und seine Empfindungen für sie ließen ihn fast verrückt werden. Als er versuchte, sie sich mit Fox vorzustellen, um sich abzukühlen, gelang es ihm nicht mehr. Sein Verlangen dagegen blieb unge-
brachen. Er wollte Victoria. Schlimmer noch - er liebte sie. Er fluchte. Seine Gedanken sollten jetzt bei Ethan sein und nicht bei Victoria. Es ging um das Leben seines Cousins, und Cord schwor sich, dass er es nicht zulassen würde, dass die verdammten Franzosen Ethan umbrachten.
Als das Schiff die offene See erreicht hatte, kehrte Cord zu seiner Kabine zurück, um Victoria für die Besprechung abzu- holen. Sie berieten sich mehrere Stunden, aber der Plan, den sie sich in dieser Zeit überlegten, schien sehr viel verspre- chend. Bradleys Informationen zufolge standen am Hauptein- gang des Gefängnisses nur zwei Posten Wache, obwohl auf den Gängen vor den Zellen mit weiterem Wachpersonal zu rechnen sein würde.
Wenn es Victoria gelänge, die beiden Wachposten am Ein- gang abzulenken, könnten Cord, Rafe und Bradley unbemerkt ins Innere des Gefängnisses gelangen. Sobald das erst einmal geschafft war, würde es ihnen auch gelingen, mit Ethan wieder herauszukommen.
Rafe und Victoria waren bereits in ihre Kabinen zurückge- kehrt, doch Cord war noch an Deck gegangen, denn ihm grau- te vor dem Moment, in dem er mit seiner Frau allein sein wür- de. Aber die Stunde war schon weit vorgerückt, und er musste morgen erholt sein. Er hoffte, dass die Kälte des Fußbodens in der Kabine seine Lust dämpfen würde, um ihn einige Stunden Schlaf finden zu lassen.
Cord seufzte, als er sich von der Reling abwandte, unter Deck und in Richtung seiner Kabine ging.
Tory konnte nicht schlafen. Bei jedem kleinsten Geräusch blickte sie in Erwartung Cords zur Tür. Warum war er nicht in ihre Kabine zurückgekehrt?
Seit sie ihre Lagebesprechung beendet hatten, war bereits einige Zeit vergangen. Auf dem Schiff war nun Ruhe einge- kehrt, und sie hörte nur noch die Brandung, die sich am Bug des Schiffes brach, das Pfeifen des Windes und das Knarren und Ächzen der Schiffsplanken.
Der Seegang war stärker geworden, die Nightingale brach sich ihren Weg durch die aufgewühlte See und hob und senkte sich mit den Bewegungen der Wellen. Der Kapitän hatte sich jedoch zuversichtlich gezeigt, dass der Wind nicht noch auffri- schen würde. Er ließ weiterhin alle Segel gesetzt und behielt den Kurs bei,
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