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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1. Perlen für die Braut
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vorsichtig." Dann wandte sie sich rasch ab und eilte mit wehendem Umhang auf das Gefängnis zu.

22. KAPITEL
    Das Gefängnis war ein dreigeschossiges Gebäude aus grob ge- hauenem grauen Stein und lag am Fuße eines sanft abfallen- den Hügels. Von dem schweren Eisenzaun, der den Hof umgab, hingen einige verbeulte Messinglaternen, doch ein Großteil des Geländes lag in tiefer Dunkelheit.
    Die zwei Wachposten am Eingang waren beide groß, der ei- ne war allerdings älter und recht korpulent. Sobald sie Tory auf das Hauptportal zukommen sahen, strafften sie ihre Schultern und nahmen Haltung an.
    Sie setzte ein bezauberndes Lächeln auf. Inständig hoffte sie, dass ihr nicht anzumerken war, wie ihr das Herz vor Auf- regung bis zum Halse schlug. Als sie zielstrebig auf die beiden Wächter zuging, konnte sie in ihren Gesichtern eine gespann- te Aufmerksamkeit entdecken.
    „Sie da! Bleiben Sie stehen!"
    Ihr Puls raste, und sie glaubte, feine Schweißperlen auf ih- ren Händen zu spüren. Der ältere der beiden Wachposten kam auf sie zu. Er hatte seine Pistole auf sie gerichtet.
    „Was machen Sie hier mitten in der Nacht?"
    „Oh bitte, Monsieur, ich bin gekommen, um herauszufinden, was mit meinem Bruder geschehen ist."
    Er machte eine kurze Bewegung mit seiner Pistole und be- deutete ihr, zum Haupteingang hinüberzugehen, wo der zwei- te Wachmann auf seinem Posten stand. Sie konnte sehen, dass dem Jüngeren ein Schneidezahn fehlte.
    „Mein Bruder heißt Gaspard Latour. Er ist seit bald einem halben Jahr im Gefängnis." Tory erzählte den beiden, wie sie den ganzen Weg von Saint Omer gekommen sei, in der Hoff- nung, ihren Bruder sehen zu können. Sie erklärte auch, wie sehr sie und ihre ganze Familie sich um ihn sorgten.
    Die Wächter schienen sich bei ihren Worten zu entspannen, und es dauerte nicht lange, bis die beiden Tory anlächelten. Sie

konnte weder Cord noch Rafe oder Max entdecken, deswegen ging sie davon aus, dass sie inzwischen wohl alle drei in das Gefängnis gelangt waren. Damit die Männer nicht darauf ach- teten, was hinter ihrem Rücken auf dem Hof vor sich ging, lä- chelte sie sie womöglich noch strahlender an und redete unab- lässig weiter.
    Der dicke Wachmann warf ihr einen leicht anzüglichen Blick zu. „Und Sie sind sich sicher, dass Sie Ihren Bruder und nicht Ihren Geliebten besuchen wollen?"
    Tory schlug die Augen nieder und tat, als sei sie von seinen Worten peinlich berührt. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Er ist mein Bruder, Messieurs, bei meiner Ehre."
    Der jüngere der beiden Männer zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ob er nun Ihr Bruder oder Ihr Geliebter ist, ändert nichts daran, dass Sie morgen wiederkommen müssen. Wir können erst herausfinden, in welcher Zelle er einsitzt, wenn der Gefängnisverwalter wieder im Dienst ist."
    Tory fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatte keinerlei Vorstel- lung gehabt, was sie hätte tun sollen, wenn die Männer sie ein- gelassen hätten.
    Während die beiden noch über ihre Arglosigkeit lachten, konnte Tory hinter dem Rücken der Wachposten Schatten er- kennen, die sich lautlos über den Hof bewegten. Rafe und Max kamen bereits aus dem Inneren des Gefängnisses zurück, und Tory sah, wie sie einen weiteren Mann in ihre Mitte genommen hatten. Es konnte sich nur um Captain Sharpe handeln, der mühsam humpelte.
    Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Nachdem die Befreiung Ethans gelungen war, mussten sie noch sicher in den Wagen gelangen, der hinter dem Hügel bereitstand.
    Als einer der beiden Wachmänner sich in Richtung des Ho- fes umwandte, griff Tory ihn rasch beim Arm, um seine Auf- merksamkeit wieder auf sich zu lenken.
    „Ich danke Ihnen, Monsieur. Sie haben sicher Recht, und ich werde nun in mein Gasthaus zurückkehren und morgen wie- derkommen. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für Ihre Geduld danken kann."
    Der dicke Wächter kam ihr daraufhin näher und streckte seine fleischige Hand nach ihr aus. „Ich finde, dass die Dame eigentlich auch hier bei uns bleiben könnte ... was meinst du?" Der andere grinste, wobei seine Zahnlücke aufblitzte. „Zu- mindest für eine Weile." Daraufhin begannen die beiden, sie

mit sich durch das Tor zu ziehen, und Tory wurde von pani- scher Angst ergriffen. Sie versuchte jedoch, sich nichts anmer- ken zu lassen.
    „Nein, ich muss gehen", sagte sie. „Einige meiner Verwand- ten warten im Gasthaus auf mich. Sie würden nach mir su- chen, wenn ich nicht bald zurückkomme."
    Der dicke Mann

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