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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1. Perlen für die Braut
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Brett. Den Sturm, der um das Haus heulte und die Äste der Bäume gegen die Fenster schlug, hörte sie fast

nicht mehr, denn sofort begriff sie, dass der Earl ihre Heraus- forderung angenommen hatte. Und er war ihr in die Falle ge- gangen, die sie ihm mit ihrem Zug gestellt hatte - sein Turm war an sie verloren.
    Sie griff nach einem weißen Bauern, um sich die Figur zu si- chern, stellte aber fest, dass ihr Zug ihm dann wiederum die Möglichkeit gab, ihre Dame zu bedrohen. Tory lächelte. Der Mann war schlau, und sie würde ihren nächsten Schritt genau bedenken müssen. Tief in Gedanken versunken, überlegte sie sich eine Strategie, mit der sie das Spiel für sich entscheiden konnte, als plötzlich die tiefe Stimme des Earls in ihr Bewusst- sein drang.
    „Vielleicht sollten Sie doch den Turm nehmen. Es besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass Ihrem Gegner nicht auf- fällt, in welche Gefahr Sie Ihre Dame gebracht haben."
    Vor Schreck erstarrt, hielt Tory ihre Hand auf halber Höhe über dem Spielbrett. Langsam wandte sie sich zu Lord Brant. „Ich ... ich denke nicht, dass er es übersehen wird. Ich glaube, dass er ... dass Sie ... ein sehr guter Spieler sind."
    „Glauben Sie das? Haben Sie sich deshalb meiner Anord- nung widersetzt und gegen meinen ausdrücklichen Wunsch die Partie erneut fortgesetzt?"
    Tory erhob sich, weil sie hoffte, dass sie sich ihm im Stehen weniger unterlegen fühlen würde. Doch sogleich erkannte sie dies als Fehler, denn nun trennte sie nur noch eine Handbreit vom Earl. Er trat nicht zurück, sondern schien sie auf dem en- gen Raum zwischen dem Stuhl und seiner starken Brust, die sich wie eine Wand vor ihr aufbaute, festhalten zu wollen.
    „Nun, Mrs. Temple? War dies der Grund, weswegen Sie mir zuwidergehandelt haben? Weil ich ein so guter Spieler bin?" fragte er.
    Tory schluckte. Er war ein großer, kraftvoller Mann, und sie hatte bereits einen seiner Temperamentsausbrüche erlebt. Von ihrem Stiefvater hatte sie am eigenen Leib erfahren, wohin es führen konnte, wenn man einen Mann gegen sich aufbrachte. Aus irgendeinem Grund hatte sie dagegen vor dem Earl keine Angst.
    „Ich ... ich weiß auch nicht genau, weshalb ich es getan ha- be. Ich spiele sehr gerne Schach und habe mich von der begon- nenen Partie herausgefordert gefühlt. Als Sie dann in der Nacht in mein Zimmer kamen, dachte ich ... ich dachte, dass es gut für Sie sein könnte, wenn Sie mit dem Spielen wieder

beginnen würden."
    Seine Anspannung schien sich etwas zu lösen. „Vielleicht war es das ja tatsächlich. Warum setzen Sie sich nicht wieder, Mrs. Temple? Sie haben sich Ihren nächsten Zug doch bereits überlegt."
    Auch sie spürte nun, wie die Anspannung langsam von ihr wich, allerdings nur, um einem ganz anderen Gefühl der Beun- ruhigung Platz zu machen. Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. Im Schein der Lampe sah sie, wie die goldbraunen Augen des Earls sich verdunkelten. Er beob- achtete sie mit einer solch unverhohlenen Sinnlichkeit, dass sie einen warmen Schauer verspürte, als ob ein Funke in ihrem Bauch entzündet worden sei.
    „Ja, Mylord, ich bin bereit." Sie musste verrückt sein! Außer ihren Nachtkleidern trug sie nichts am Leib. Es wäre ein Skandal, wenn sie jemand zusammen hier sähe.
    Obgleich sie sich des Risikos bewusst war, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen und ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken. Inständig hoffte sie, dass ihre Hand nicht zitter- te, als sie sie nach dem Läufer ausstreckte. Sie führte ihn eine Reihe leerer Felder entlang und nahm einen schwarzen Sprin- ger in Besitz.
    Ihr Dienstherr lachte leise, als er ihr gegenüber Platz nahm. „Glauben Sie nicht, dass es schlauer gewesen wäre, den Turm zu nehmen?"
    „Ich bin mir meiner Sache sehr sicher, Mylord."
    Er betrachtete das Schachbrett, zog dann mit seiner Dame und schlug damit einen ihrer Bauern.
    Und so nahm das Spiel seinen Lauf. Draußen toste der Wind und peitschte die Zweige der Bäume gegen die Fensterschei- ben, aber im warmen Lichtkreis, den die Lampe im Arbeits- zimmer des Earls auf sie beide warf, fühlte Tory sich sicher und geborgen.
    Sie zog mit ihrem Turm. „Schach, Mylord."
    Verärgert zog Brant die Augenbrauen zusammen. „Ja, in der Tat."
    Die Partie ging weiter, und die Figuren fielen eine nach der anderen wie in einer wilden Schlacht. Es war schon nach zwei Uhr morgens, als der letzte Zug gemacht wurde.
    „Schachmatt, Mylord."
    Doch anstatt wütend zu

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