Martin, Kat - Perlen Serie
diese Gefühle. Vertraue ein- fach Lord Percy, und geh auf seine Vorschläge ein, dann wird sich mit der Zeit alles von allein ergeben." Das hoffte sie zu- mindest.
„Heute Abend geht er mit mir in die Oper. Ich war noch nie da, und ich bin schon so gespannt! Percy hat für jeden Abend der Woche etwas geplant. Es ist alles unglaublich aufregend." Er umwirbt sie, dachte Tory und war von der Vorstellung sehr angetan.
„Percy hat mich gefragt, ob du uns mit Lord Brant begleiten magst. Der Marquess hat eine Privatloge, und Percy dachte sich, dass euch beiden die Vorstellung sehr gefallen könnte."
Oh, wie sehr sie sich wünschte, in die Oper zu gehen - und noch dazu eine eigene Loge zu haben! Allerdings wusste sie, dass Cord sehr beschäftigt war und wieder bis spät in die Nacht arbeiten würde. Sie versuchte, sich nicht darüber zu är- gern, doch in letzter Zeit fiel ihr das zunehmend schwer. „Cord wird wahrscheinlich arbeiten müssen", sagte Tory. „Trotzdem werde ich versuchen, ihn zu überreden."
„Wenn der Earl keine Zeit hat, kannst du vielleicht allein mit uns kommen. Ich fände das sehr schön."
Tory würde es auch gefallen - doch noch mehr gefiele es ihr, wenn ihr Gatte sie begleiten würde.
Als sie nach Hause zurückkehrte, ging sie geradewegs in Cords Arbeitszimmer.
„Bitte entschuldige die Störung."
Ihr Mann lehnte sich zurück und rieb sich die Schläfen. „Das macht nichts, ich könnte eine kleine Pause gebrauchen. Wie geht es deiner Schwester?"
„Sie lebt sich langsam ein. Lord Percy ist sehr gut zu ihr. Die beiden haben uns für heute Abend in die Oper eingeladen, und ich hatte gehofft, dass ..."
Cord seufzte müde. „Nein, meine Liebe, tut mir Leid. Heute Abend habe ich ein Treffen mit Colonel Pendleton. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Lord Percy etwas dagegen hat, statt einer zwei schöne Frauen auszuführen."
Natürlich verstand sie, dass die Suche nach Captain Sharpe Vorrang hatte. Und wenn Cord ohnehin nicht zu Hause war, könnte sie genauso gut mit ihrer Schwester ausgehen. „Bist du dir sicher, dass es dir nichts ausmacht?"
„Aber natürlich", ermunterte er sie. „Es wird dir gut tun, aus dem Haus zu kommen."
Eigentlich hatte sie keine Lust, ohne ihn zu gehen, es war in- des auch nicht vergnüglich, jeden Abend alleine zu verbringen, während Cord arbeitete.
Und so nahm seinen Lauf, was in aller Unschuld begonnen hatte. In der folgenden Zeit begleitete Tory an drei oder vier Abenden die Woche ihre Schwester und deren Mann zu gesell- schaftlichen Anlässen. Anders als Cord, hatte Percival Chez- wick nur wenige Pflichten. Er verfügte über ein beachtliches Fondsvermögen und eine kleine Erbschaft von seinem Großva- ter - und er war jung und voller Lebenslust.
Darüber hinaus war er stolz auf seine schöne Frau und nutz- te daher jede Gelegenheit, sich in der Londoner Gesellschaft
mit ihr zu zeigen.
Am Abend der Hausgesellschaft bei den Marleys begleitete sie zum ersten Mal Julian Fox, ein Cousin Percys.
Julian war der Sohn eines Viscount, einige Jahre älter als Percy und hielt sich während der Saison in London auf. Er hatte schwarze Haare und blaue Augen, war gewandter als sein Cousin und nicht im Geringsten zurückhaltend. Sein blendendes Aussehen wurde nur noch von seinem Charme übertroffen.
Tory mochte ihn vom ersten Moment an, und er schien sie auch zu mögen. Im Laufe des Abends wurde Julian immer wie- der von anderen Frauen angesprochen, doch obwohl er stets freundlich war, schien er sich wenig daraus zu machen und hielt sich an Tory und seinen Cousin.
Den darauf folgenden Abend sahen sie sich Shakespeares King Lear im Theater an. Wiederum begleitete Julian sie. Hät- te er ihr in irgendeiner Weise Avancen gemacht, wäre ihr das unangenehm gewesen, doch er blieb stets der perfekte Gentle- man.
In den nächsten Wochen gingen sie zu viert ins Theater, in die Oper und zu ungezählten Abendgesellschaften, Empfängen und Tanzveranstaltungen. Heute waren sie auf einem Ball, der zu Ehren des Bürgermeisters gegeben wurde. Manchmal fiel Tory auf, dass Leute in ihre Richtung schauten, dabei wäre es ihr allerdings nie in den Sinn gekommen, dass man über sie re- den könnte.
Erst im Nachhinein wurde ihr klar, dass sie sich geradewegs ins Verderben stürzte.
Percy stand neben seiner Frau im Ballsaal.
„Wo ist Tory?" Suchend ließ Claire ihren Blick durch den Raum schweifen. „Ich kann sie nirgendwo sehen."
„Wahrscheinlich ist sie mit Julian im
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