Martin, Kat - Perlen Serie
Kosaken, die auf dem Geburts- tagsball des Bürgermeisters aufgetreten waren und sich tat- sächlich als herumziehende Zigeuner herausgestellt hatten. „Aber sie waren wirklich unterhaltsam", fügte er abschlie- ßend hinzu. „Und niemand schien sich daran zu stören, dass sie eigentlich nichts anderes als Betrüger waren." Alle am Tisch lachten, und Tory warf Julian einen dankbaren Blick zu. Danach kam er auf die Oper zu sprechen, die sie zuletzt ge- sehen hatten, Don Giovanni. „Das war die beste Inszenierung seit Jahren, oder was meinen Sie, Victoria?"
Sie lächelte. „Es war bemerkenswert. Allerdings war ich nicht mehr in der Oper, seit meine Eltern mich und Claire ein- mal mit nach London genommen hatten. Die Aufführung kürzlich war jedenfalls besser als das, was wir damals gesehen hatten."
„Ja, es war wunderschön", bekräftigte Claire. „Sie hätten mit uns kommen sollen", wandte sie sich an Cord. „Es hätte Ihnen auch gefallen."
Cord sah Tory durchdringend an. „Dessen bin ich mir si- cher."
Dr. und Mrs. Chastain, die die Aufführung auch gesehen hat- ten, machten noch einige Bemerkungen über die Sänger und darüber, dass Grace sie nicht in die Oper begleitet hatte. Vater und Tochter hatten sich nie gut verstanden, und in den letzten Jahren hatte sich die Kluft zwischen ihnen noch verstärkt. Grace beunruhigte dies, doch sie wusste sich keinen Rat. Die Unterhaltung setzte sich sehr angeregt während des Es-
sens fort, Cord hörte aufmerksam zu und lächelte, wenn er sich
auch mehr und mehr zurückzuziehen schien. Im Laufe des
Abends wurde seine anfänglich so heitere Stimmung immer
schlechter, bis sie schließlich ihren Tiefpunkt erreichte, nach-
dem die letzten Gäste sie verlassen hatten. Er zog Tory mit sich
die Treppe hinauf, folgte ihr in ihr Schlafzimmer, schloss die
Tür hinter sich und lehnte sich gegen die Holztäfelung der
Wand. Seine Arme kreuzte er vor der Brust.
„Dir hat die Oper also gefallen?"
Tory mochte seinen Ton nicht. „Ja, sehr gut sogar. Soweit ich
mich erinnere, hast du mich dazu ermuntert mitzugehen. Du warst zu beschäftigt - wieder einmal -, sonst hättest du ja mit-
kommen können."
„Ich musste mich um einige wichtige Angelegenheiten küm-
mern, da ich - anders als dein guter Freund Julian - zahlreiche
Verpflichtungen habe."
„Julian genießt sein Leben, und ich weiß nicht, was daran
falsch sein sollte."
Cord stieß sich von der Wand ab und kam auf sie zu. „Ich will
nicht, dass du weiterhin mit ihm ausgehst."
„Wie bitte? Ich war noch nie mit Julian aus - er war lediglich
so freundlich, mich, Claire und Lord Percy zu begleiten, damit wir zu viert und nicht länger zu dritt sind. Dafür bin ich ihm sehr dankbar."
„Du hast gehört, was ich gesagt habe. Ich will nicht, dass er
dich in Zukunft begleitet. Wenn er sich seinem Cousin und dei-
ner Schwester weiterhin anschließt, wirst du zu Hause blei-
ben."
Tory begann, wütend zu werden. „Du bist nicht mein Ge-
fängniswärter, Cord."
„Nein, ich bin nur dein Ehemann ... falls du das noch nicht
vergessen hast."
Sie stützte die Hände in die Hüften. „Was stört dich an ihm?"
„Gar nichts. Ich will nur nicht, dass er mit meiner Frau aus-
geht."
„Warum nicht?"
„Wahrscheinlich wird schon geredet, weil ihr so häufig zu-
sammen gesehen worden seid. Ich will nicht, dass der Name meiner Frau durch den Schmutz gezogen wird."
„Julian ist einfach nur ein sehr guter Freund! Darüber hi-
naus interessiert er sich nicht für mich und ich interessiere
mich nicht für ihn."
„Es erleichtert mich unglaublich, das zu hören."
Ungläubig sah sie ihn an. „Du liebe Güte, du bist doch nicht etwa eifersüchtig?"
„Wohl kaum. Wie gesagt, ich möchte nur nicht, dass dein Ruf Schaden nimmt."
Er war immer noch wütend - und anscheinend tatsächlich eifersüchtig auf Julian! Tory gestand sich ein, dass ihr diese Vorstellung gefiel. Abgesehen von seinen nächtlichen Liebes- bezeugungen hatte Cord sie seit dem Tag ihrer Hochzeit mehr oder weniger ignoriert. Zumindest schien sie nun wieder sein Interesse geweckt zu haben.
Sie verspürte ein Gefühl des Triumphes. Warum war ihr das nicht früher eingefallen?
Schon wollte sie nach der Klingelschnur greifen, um nach ihrer Zofe zu läuten, da hielt Cord sie zurück. „Dreh dich um", knurrte er. „Du brauchst heute Nacht keine Dienstboten mehr."
Sie widersprach nicht, als sie ihm ihren Rücken zuwandte, und Cord begann, sie mit
Weitere Kostenlose Bücher