Martin, Kat - Perlen Serie
lungen bestätigt, sondern ihr auch ein Buch aus der Bibliothek des Earls geliehen: Über die männliche und weibliche Sexuali- tät.
„Du hättest mir das sagen sollen", meinte Claire.
„Ich weiß. Es tut mir Leid. Aber es ist nicht einfach, darüber zu sprechen, auch nicht für Schwestern, die sich so vertraut sind wie wir. Ich hatte gehofft ... dass dein Mann sich dessen annehmen würde."
Percy war indes noch schüchterner als Claire.
Sie beugte sich auf dem Sofa vor und sah Tory neugierig an. „Wie ist es?"
Ihre Schwester errötete noch tiefer. Dann atmete sie tief durch und lächelte. „Es ist wundervoll, Claire."
Den Rest des Tages verbrachte sie in Percys Bibliothek über dem Buch, das Tory ihr geliehen hatte. Am Abend gab sie Kopfschmerzen vor, weil sie lieber zu Hause lesen wollte statt auszugehen. Schließlich zog sie sich - samt Buch - in ihr Zim- mer zurück.
Claire schlug den ledergebundenen Band an der Stelle auf, an der sie vor dem Essen unterbrochen worden war, und las weiter. Immer wieder ließ ihre Lektüre ihr das Blut heiß in die
Wangen steigen, und sie konnte sich nicht erinnern, jemals zu- vor etwas so Aufregendes gelesen zu haben.
Sie ging erst zu Bett, als sie das Buch beendet hatte.
Tory machte sich zurecht, um für den Abend auszugehen. Die Woche war voller Überraschungen gewesen. Sie war erleich- tert, dass Claire nun endlich Bescheid wusste und sich sogar auf die eheliche Liebe zu freuen schien. Nichts konnte Tory in- des vergessen lassen, dass es mit ihrer eigenen Ehe nicht zum Besten stand.
Sie schlüpfte in ein goldfarbenes Satinkleid mit hoch ange- setzter Taille und aufwändiger Brillantstickerei und wartete reglos, während Emma die Knöpfe an der Rückseite des Ober- teils schloss.
Sie war wütend. Und enttäuscht. Der Duke of Tarrington veranstaltete einen Ball auf seinem imposanten Anwesen am Rande der Stadt, und Cord hatte versprochen, sie zu begleiten. Die ganze Woche hatte sie sich auf diesen Abend gefreut, hat- te dieses Kleid gekauft, weil sie wusste, dass es ihm gefallen würde, und sehnte sich danach, einfach nur die Frau an seiner Seite zu sein.
Doch heute Abend hatte er ihr im letzten Moment mitgeteilt, dass er nicht würde kommen können.
„Ich weiß, dass du dich auf diesen Abend gefreut hast, aber es ist etwas dazwischengekommen. Ich fürchte, ich muss absa- gen."
„Du wirst nicht gehen?" Sie konnte es kaum glauben, dass er sein Versprechen nicht einhielt. „Was kann denn so wichtig sein?"
„Etwas Geschäftliches. Du musst dir darüber keine Gedan- ken machen."
„Etwas Geschäftliches", wiederholte sie und bemühte sich, ihren Ärger zurückzuhalten. „Wir haben diesen Abend seit zwei Wochen geplant. Grace kommt. Meine Schwester und Percy werden dort sein. Was auch immer du zu tun hast, es wird warten können."
„Nein, das kann es nicht, tut mir Leid. Sicher finden sich im Laufe der Saison noch andere Gelegenheiten."
Tory versuchte, ihre Wut zurückzuhalten. Anstatt sich auf Diskussionen einzulassen, wartete sie, bis Cord das Haus ver- lassen hatte, und schickte Gracie eine Nachricht, dass ihr Gat- te leider heute Abend verhindert sei und ob sie ihre Eltern
nicht fragen wolle, ob Tory sich ihnen anschließen könne. Grace war von der Idee begeistert. Wenn Tory bei ihr war, würde es für sie leichter sein, ihren Eltern zu entkommen, die sicher versuchten, eine passende Partie für sie zu finden. Als die Kutsche der Chastains vor ihrem Haus vorfuhr, wartete To- ry bereits, und ihre schlechte Laune hatte sich etwas gelegt. Sie kamen nur langsam voran, da die Straßen mit Lastkar- ren und Mietkutschen überfüllt waren. Zahlreiche Gespanne schienen in dieselbe Richtung zu fahren wie sie, und bei ihrer Ankunft auf Tarrington Park hatte der Ball schon längst be- gonnen. In den Sälen drängten sich die Gäste, und elegant ge- kleidete Männer und Frauen strömten durch die geöffneten Flügeltüren auf die Terrassen und in den von Fackeln erleuch- teten Garten.
Tory grüßte einige Bekannte, während sie nach Claire und deren Mann Ausschau hielt. Sie lächelte, als sie ein vertrautes Gesicht in der Menge entdeckte. Der gut aussehende, schwarz- haarige Mann, der über den spiegelnden Marmorboden auf sie zukam, nahm ihre Hände, beugte sich zu ihr herab und küsste sie auf die Wange.
„Es ist schön, Sie zu sehen, Victoria."
„Die Freude ist ganz meinerseits, Julian."
Nach seiner Besprechung gingen Cord zu viele Gedanken durch den Kopf,
Weitere Kostenlose Bücher