Martin, Kat - Perlen Serie
dem abzuhalten, was er im Grunde seines Herzens eigentlich am liebsten wollte - mit Victoria zusammen zu sein. Nicht nur ihr wunderbarer Körper führte ihn ständig in Versuchung, sondern auch ihr klarer Verstand und ihre warmherzige Art zogen ihn magisch in ihren Bann. Und das beunruhigte Cord zutiefst.
Jedes Mal, wenn er den verklärten Gesichtsausdruck des hoffnungslos in Claire verliebten Percival Chezwick sah, schwor Cord sich erneut, dass er zu Victoria auf Distanz gehen musste.
In all den Jahren hatte er immer darauf geachtet, dass ihm eine Frau nie zu viel bedeutete. Von einer Ehefrau wurden nur zwei Dinge erwartet - ihren Mann im Bett zufrieden zu stellen und dafür zu sorgen, dass sein Haushalt reibungslos funktio- nierte. Victoria beherrschte beides bestens, und Cord war be- müht, seine Beziehung zu ihr in diesen Grenzen zu belassen. Wieder gingen ihm Rafes Worte durch den Kopf ... Victoria und Julian Fox...
Vielleicht sollte er seiner Frau doch etwas mehr Aufmerk- samkeit zukommen lassen. Er nahm sich vor, sich darum zu kümmern, sobald sie wieder in London waren.
Cord lehnte sich in seinem Sitz zurück und hörte dem mono- tonen Geräusch der Räder zu. Durch das Fenster sah er die Landschaft vorbeiziehen.
Er würde im Laufe des Nachmittags in Tunbridge Wells an- kommen. Beunruhigt musste er sich eingestehen, dass er Victoria bereits vermisste, obwohl sie sich erst gestern von ihm verabschiedet hatte.
Zum Glück wusste er, wie man seine Gefühle aus Beziehun- gen heraushielt. War ihm das bisher nicht stets gelungen?
18. KAPITEL
Der Herbst kündigte sich bereits an. Die ersten Blätter färbten sich rot und gelb, und ein frischer Wind wehte über die safti- gen grünen Wiesen, die Parkside Manor umgaben.
„Tory!" Claire rannte ihr mit offenen Armen entgegen. „Ich bin so glücklich, dass du kommen konntest."
„Ich kann mich glücklich schätzen, dass du mich eingeladen hast. Es tut gut, aus der Stadt herauszukommen."
Claire sah sich in der Eingangshalle des Anwesens um, das Percy für die Dauer ihres Aufenthaltes in Tunbridge Wells ge- mietet hatte. „Ist Cord nicht hier?"
„Er musste noch in London bleiben, hat aber versprochen nachzukommen. Ich hoffe, dass er es sich nicht anders über- legt."
Claire hakte sich bei ihrer Schwester unter. „Das sollte er besser nicht. In der Zwischenzeit werde ich dir das Haus zei- gen und dich mit den anderen Gästen bekannt machen." Tory lächelte und ließ sich von ihrer Schwester durch das weitläufige Anwesen führen. Das Haus war in der Zeit James I. erbaut worden und hatte schwere handgeschnitzte Deckenbal- ken sowie Sprossenfenster. Im Laufe der Jahre hatten sich zu dem dreistöckigen Haupthaus aus grauem Stein zahlreiche Anbauten gesellt, die sich auf dem Grundstück entlang eines idyllischen Weihers erstreckten.
Spät am Nachmittag des folgenden Tages traf Cord ein. „Gu- ten Abend, Victoria", begrüßte er sie mit einem unverbindli- chen Lächeln.
„Guten Abend", antwortete sie ebenso höflich wie er. „Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise."
„Die Straße war etwas verschlammt, es hätte allerdings schlimmer kommen können."
Cord war anzumerken, dass er nur ungern gekommen war. Hinter seiner höflichen Fassade schien er schon jetzt gelang-
weilt zu sein. Nachdem er einige der Gäste begrüßt hatte, die sich in der Eingangshalle eingefunden hatten, führte Tory ihn in das Zimmer, das sie während ihres Aufenthaltes bewohnten. Wenngleich sie sich freundlich unterhielten, blieb sein Lä- cheln gleichwohl distanziert. Genau so hatte sie sich eine Ehe in seinen Kreisen vorgestellt, dachte Tory verdrossen, und im Laufe des Abends begann sein Verhalten sie immer mehr zu verärgern.
Sie war entschlossen, seine kühle Fassade zu durchbrechen. Glücklicherweise musste sie auch nicht lange überlegen, wie sie dies bewerkstelligen sollte, denn sobald Cord feststellte, dass Julian Fox sich ebenfalls unter den Gästen befand, änder- te sich sein Verhalten schlagartig.
„Wie ich sehe, ist dein Freund Mr. Fox mit von der Partie." „Ja, natürlich. Er ist Percys Cousin."
Cord sagte nichts weiter, doch als sie zu ihm aufsah, war sein freundlich unverbindlicher Gesichtsausdruck einer finster un- beweglichen Miene gewichen.
Sie bemerkte, dass sie die Vorstellung, ihr Mann könne ihret- wegen auf einen anderen Mann eifersüchtig sein, äußerst ver- lockend fand ...
Wann immer Julian in ihre Nähe kam, beobachtete Cord ihn aufmerksam.
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