Martin, Kat - Perlen Serie
sein, dorthin zu gehen."
„Weshalb? Der Baron war in London. Die Gelegenheit war einmalig."
Cord kochte vor Wut und konnte sich nur mit größter An- strengung beherrschen. „Ich habe dich gebeten, zu Hause zu bleiben, damit du dem Baron nicht begegnest - und was tust du? Du begibst dich geradewegs in die Höhle des Löwen! Wo- zu das alles?"
Sie hob trotzig das Kinn. „Weil ich überzeugt bin, dass Mi- les Whiting meinen Vater umgebracht hat. In den Sachen mei- ner Mutter fand ich den Ring meines Vaters, den er am Tag sei- nes Todes getragen hatte. Ich glaube, dass der Baron ihn mei- nem Vater abnahm und meine Mutter ihn später bei ihm fand. Falls dem so war, würde sie etwas darüber in ihrem Tagebuch vermerkt haben. Danach habe ich gesucht, da ich nur so be- weisen kann, dass Harwood schuldig ist."
Er ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Victoria hatte ihm erzählt, dass sie den Schuldigen am Tod ihres Vaters zur Rechenschaft ziehen wollte - doch sie hatte nie erwähnt, dass sie Miles Whiting verdächtigte.
Allerdings sähe es ihr ähnlich, etwas so Waghalsiges wie ei- ne Fahrt nach Harwood Hall zu machen - war sie nicht auch heimlich an Bord der Nightingale gegangen? Andererseits wollten ihm Rafes Worte nicht aus dem Kopf... Könnte es sein, dass sie und Julian Fox ...
„Du ... bist also alleine nach Harwood Hall gefahren. Wie bist du dorthin gekommen?"
Cord bemerkte, dass sie einen Moment zögerte. „Mit der Postkutsche. Ich kenne die Strecke gut, weil ich sie als kleines Mädchen schon oft gefahren bin."
„Ja, aber da warst du in Begleitung deiner Eltern!" fuhr er sie aufgebracht an. „Bist du dir eigentlich bewusst, in welche Gefahr du dich begeben hast? Auf den Landstraßen lauern We- gelagerer und andere finstere Gesellen, die zu allen Schandta- ten bereit sind! Ich würde dich wirklich am liebsten in deinem Zimmer einschließen."
„Mir ist nichts passiert. Hier bin ich wieder, unversehrt und bei bester Gesundheit."
„Und das Tagebuch?"
Sie schüttelte den Kopf. „Da ich es in Harwood Hall nicht gefunden habe, befindet es sich wahrscheinlich in Windmere
oder dem ehemaligen Stadthaus meiner Eltern."
„Da soll es auch bleiben! Du wirst nicht noch einmal eine solche Unternehmung machen."
Gehorsam neigte sie den Kopf und senkte ihren Blick, doch er sah sie nur mühsam ein Lächeln verbergen. „Du bist mir nicht richtig böse, oder?" fragte sie und sah ihn leise lächelnd an.
Er gestand sich ein, dass sein Ärger zusehends verflog. Als sie langsam auf ihn zukam, konnte er an nichts anderes mehr denken als an den zärtlichen Blick ihrer Augen und das beru- higende Gefühl ihrer Hand, die sie sanft auf seine Wange leg- te. Er spürte sein Verlangen ... und Empfindungen, die er sich weigerte zu benennen.
„Du bist sicher erschöpft. Warum legst du dich vor dem Es- sen nicht ein wenig hin?" Sie streifte ihm seine Jacke von den Schultern und begann, ihn zu umsorgen, wie er sich das in sei- ner Vorstellung ausgemalt hatte. „Ich helfe dir beim Auszie- hen. Wenn du dich etwas erholt hast, wirst du dich gleich bes- ser fühlen."
Reglos ließ er sich von ihr auch die Weste ausziehen. Sobald sie begann, sein Hemd aufzuknöpfen, zog er sie in seine Arme.
„Ich lege mich nur hin, wenn du mir dabei Gesellschaft leis- test."
„Ich war drei Tage fort und müsste mich im Haus um einiges kümmern."
Musste sie ihn erneut an ihre halsbrecherische Tat erinnern? Sein Zorn darüber, dass sie sich seinen Anweisungen wider- setzt und sich in Gefahr begeben hatte, sowie ihre verführeri- sche Nähe entfachten eine überwältigende Leidenschaft in ihm. „Du bleibst, wenn ich sage, dass du bleibst."
Wortlos drehte er sie herum und begann, die Knöpfe am Rü- ckenteil ihres Kleides zu öffnen. Kurze Zeit später lag sie in seinen Armen, und er bemächtigte sich ihres Körpers. Sie stieß die kurzen, lustvoll klagenden Laute aus, die er so liebte, und ihre Finger gruben sich in seine Schultern. Als sie sich auf- bäumte und an ihn drängte, küsste er sie und begann, sich tief in ihr zu bewegen.
Er wünschte, es könnte immer so bleiben. Wenn er mit Victo- ria im Bett war, war ihm allein ihre Nähe wichtig. Cord über- ließ sich seinen Empfindungen und vergaß alles andere - auch die Probleme, die ihm seine widerspenstige Frau bereitete, wenn sie nicht in seinen Armen lag.
Cord beachtete sie schon wieder nicht. In den ersten Tagen nach seiner Rückkehr aus Frankreich war er ständig schlecht
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