Martin, Kat - Perlen Serie
gelaunt. Die Enttäuschung über das erneute Scheitern der Be- freiungsaktion und seine andauernde Sorge um seinen Cousin schienen schwer auf ihm zu lasten.
Das war nun zwei Wochen her. Während dieser Zeit war sie jeden Abend zu Hause geblieben und hatte entweder im Wohn- zimmer gesessen und an ihrer Stickerei gearbeitet oder aber in der Bibliothek ein Buch gelesen. Sie langweilte sich zu Tode. Bei einem Besuch ihrer Schwester machte Tory ihrem Unmut Luft, und Claire ermunterte sie, sich ihnen wieder anzuschlie- ßen.
„Ist das nicht komisch?" bemerkte Claire. „Du magst nicht länger zu Hause sein, und mir wird es langsam zu viel, jeden Abend auszugehen."
„Es würde mir nichts ausmachen, zu Hause zu bleiben, wenn mein Mann seine Abende nicht ausschließlich in seinem Ar- beitszimmer verbringen würde. Manchmal glaube ich, dass er ganz vergessen hat, dass es mich noch gibt."
Claire lächelte. „Die Ballnacht bei den Tarringtons hat er si- cher nicht vergessen. Ich habe bemerkt, wie er dich angesehen hat. Er war ganz verrückt nach dir."
Tory errötete und erinnerte sich an ihre leidenschaftliche Begegnung in der Wäschekammer. „Ah... Wie geht es denn mit Percy? Habt ihr euch schon geliebt?"
Die Miene ihrer Schwester verfinsterte sich. „Wir sind noch immer beim Vorspiel."
Tory verschluckte sich fast an ihrem Tee. „Vorspiel?"
„So steht es in dem Buch, das du mir geliehen hast."
„Du willst sicher sagen, dass er deine Brüste liebkost hat... unter anderem."
„Das meiste des ,anderen' ist noch nicht passiert, selbst wenn er gestern tatsächlich meine Brüste gestreichelt hat. Er hat gesagt, er fände sie wunderschön."
Tory lächelte schelmisch. „Dann kann es nicht mehr lange dauern."
„Das hoffe ich auch. Wir fahren jetzt für eine Woche nach Tunbridge Wells, wegen der Mineralquellen. Vielleicht passiert es ja dort."
„Lord Percy ist wirklich sehr schüchtern. Nachdem du mir erzählt hast, dass ihn deine Unschuld so besorgt, denke ich, dass er Angst hat, seine Leidenschaft nicht zügeln zu können,
wenn er dich liebt."
Claire sah sie ungläubig an. „Glaubst du wirklich? Aber was soll ich denn tun?"
Tory nahm einen Schluck Tee und dachte über eine geeigne- te Antwort nach. „Du solltest ihn verführen", riet sie schließ- lich. „Und erst, wenn er schon ganz verrückt nach dir ist, sagst du ihm, dass du dir wünschst, ihr würdet euch lieben. Sein Verlangen nach dir wird so stark sein, dass er dir deinen Wunsch nicht mehr wird abschlagen können."
Claire lächelte. „Ich möchte Percy so gerne in jeder Hinsicht eine gute Frau sein, und ich weiß, dass ich dazu bereit bin. Ich werde es tun! Das Anwesen, das Percy für unseren Aufenthalt gemietet hat, ist recht groß, und obwohl wir bereits einige Gäs- te eingeladen haben, würde ich mich freuen, wenn du und Cord ebenfalls kämt. Ich hätte dich gern in der Nähe."
Tory seufzte. „Sehr gerne, meine Liebe, allerdings werde ich Cord niemals dazu überreden können. Er ist immer viel zu be- schäftigt."
„Dann musst du ohne ihn kommen. Wenn ich weiß, dass du bei mir bist, werde ich gleich viel mutiger. Ich würde einfach denken, Victoria würde sich nicht so dumm anstellen, und schon wäre meine Angst verschwunden!"
Tory überlegte kurz. Sie war es leid, dass Cord sich nicht um sie kümmerte. Seit kurzem erst waren sie verheiratet, doch von seinen nächtlichen Liebesbezeugungen abgesehen, behandelte er sie, als wäre sie gar nicht vorhanden.
„Gut, ich komme mit."
Freudestrahlend umarmte ihre Schwester sie. „Oh Tory, vie- len Dank!"
Wenn Cord die Vorstellung nicht gefiel, dass sie alleine nach Tunbridge Wells fuhr, konnte er sie ja vielleicht begleiten?
Cord behagte Victorias Idee ganz und gar nicht. Die Verhand- lungen hinsichtlich der Immobilie in der Threadneedle Street waren unerwartet ins Stocken geraten, und er musste sich dringend um die Angelegenheit kümmern. Dummerweise war es offensichtlich, dass Victoria entschlossen schien, ihre Schwester zu begleiten - ganz gleich, ob er mitfuhr oder nicht. Schließlich stimmte er widerwillig zu, zumindest einige Ta- ge mit ihr zu verbringen, wenngleich er nicht eine ganze Wo- che würde bleiben können.
Cord seufzte. Eigentlich hatte er dringend Erholung nötig,
da er seit seiner Hochzeit fast ununterbrochen gearbeitet hat- te. Er war nicht nur damit beschäftigt, die Finanzen seines Fa- milienbesitzes zu sanieren, sondern verbrachte auch sehr viel Zeit damit, sich von
Weitere Kostenlose Bücher