Martin, Kat - Perlen Serie
einfach."
„Danke." Rafe hoffte, dass er nicht lange brauchen würde. Die Schritte des Wärters verhallten im Korridor, dann wandte Rafe seine Aufmerksamkeit dem Mann zu, der am Bo- den der Zelle auf dem feuchten Stroh saß. Er hatte den Rücken an die Wand gelehnt, und in dem schummrigen Licht konnte Rafe sehen, dass seine Jacke und sein Hemd zerrissen und vol- ler Dreck und getrocknetem Blut waren.
„Wer sind Sie?", fragte der Gefangene und setzte sich ein we- nig auf, erhob sich jedoch nicht.
„Sheffield. Meines Wissens ist Ihnen der Name vertraut." Der andere bemühte sich nun erneut aufzustehen, doch Rafe legte ihm eine Hand auf die Schulter und bedeutete ihm zu blei- ben, wo er war. „Sie sehen nicht gut aus. Wie schlimm sind Sie verletzt?"
„Die Bastarde haben mich fast totgeschlagen."
„Der Wärter hat mir erzählt, Sie hätten sich Ihrer Verhaftung widersetzt."
McKay erwiderte nichts.
„Ich habe mit meiner Frau über Sie gesprochen. Die Duchess sagt, sie habe Ihnen das Collier gegeben." Rafe merkte, wie überrascht der andere war.
„Es scheint Sie zu verwundern ..."
„Ich war mir nicht sicher, was die Dame über mich sagen würde."
„Besser wäre es gewesen, wenn sie es bereits gesagt hätte, be- vor wir nach England aufgebrochen sind."
„Sie verstehen sicher, dass sie mir nur helfen wollte. Ihre Frau ist wirklich ganz wunderbar."
„Ja, das ist sie. Und Caroline Loon?"
Der Gefangene ließ seinen Kopf gegen die Wand sacken. „Ich habe sie nicht erwähnt, da ich sie aus allem heraushalten wollte."
Rafe setzte sich neben den Mann in das schmutzige Stroh. Er war ihm nun nah genug, um auch sein blaues Auge und die
Blutergüsse in seinem Gesicht erkennen zu können.
„Erzählen Sie mir den Rest der Geschichte ... von dem Mord. dessen Sie angeklagt sind, und warum ich Ihnen, so wie mei- ne Frau und Caroline Loon es tun, glauben sollte, dass Sie ihn nicht begangen haben."
McKay zögerte nur kurz und begann dann, klar und ruhig sei- ne Geschichte zu erzählen. Eine halbe Stunde später rief Rafe nach dem Wärter, damit er ihn wieder aus der Zelle ließ.
„Ruhen Sie sich ein wenig aus, McKay. Ich werde Ihre Freilas- sung so schnell wie möglich in die Wege leiten. Aber wir dürfen kein Aufsehen erregen, denn bislang weiß niemand, wer Sie wirklich sind, und das ist sicher auch besser so. Es kann ein paar Tage dauern. Ich werde bei den Wärtern ein wenig Geld für Sie hinterlegen und Ihnen dann eine Kutsche schicken las- sen, die Sie abholt."
„Danke, Euer Gnaden."
„Ich vertraue darauf, dass Sie mir die Wahrheit gesagt ha- ben, Robert, und werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihnen zu helfen. Sollten Sie mich angelogen haben, werden Sie sich allerdings schon bald am Galgen wiederfinden."
McKay unterdrückte einen Schmerzenslaut, als er schließlich doch aufstand und sich sogleich an die Wand lehnte, um sich zu stützen. „Jedes meiner Worte entspricht der Wahrheit."
Rafe erwiderte nichts darauf.
„Ich stehe in Ihrer Schuld, Euer Gnaden, und werde nie ver- gessen, was Sie und Ihre Frau für mich getan haben."
„Nun ... da ich es war, der sie hat verhaften lassen, und so- mit an Ihren Blessuren nicht ganz unschuldig bin, möchten Sie Ihre Meinung vielleicht noch einmal ändern." Ihm war, als ob er die Andeutung eines Lächelns auf McKays Gesicht be- merkte.
„Bis bald, Robert."
„Ich werde Sie nicht enttäuschen, Euer Gnaden."
Als Rafe das Gefängnis verließ, überlegte er sich, ob dieser Mann sie alle an der Nase herumführte oder ob er tatsächlich die Wahrheit sprach. Wenn seine Geschichte stimmte, dann war Robert McKay der Earl of Leighton.
Dies zu beweisen würde jedoch nicht einfach sein. Und was würde mit Caroline Loon geschehen, wenn aus dem Mann, den sie liebte, wie durch ein Wunder plötzlich ein mächtiger und einflussreicher Adliger wurde?
22. KAPITEL
Danielle saß vor dem Ankleidetisch in ihrem Schlafzimmer, während Caro sich auf die goldsamtene Bank am Fuße des Bal- dachinbettes gehockt hatte. Seit einer halben Stunde redeten sie nun schon über Robert McKay.
„Ist der Duke wirklich sicher, dass Robert bald aus dem Ge- fängnis entlassen wird?", fragte Caro nicht zum ersten Mal.
„Er meint, dass es vielleicht noch ein, zwei Tage dauern könn- te, aber Rafael hat versprochen, dass er die Freilassung durch- bringen wird. Allerdings wollte er die Angelegenheit nicht zu dringlich erscheinen lassen, um bei den Behörden nicht unnö- tig
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