Martin, Kat - Perlen Serie
sie sich aus dem Bett und kehrte in ihre eigenen Gemächer zurück. Sie läutete nach einem heißen Bad und hoffte, dass sie ihre schlechte Laune von sich abwaschen konnte. Als sie damit fertig war, kam Caro, um ihr beim Ankleiden behilflich zu sein und ihre Haare zu flech-
ten und aufzustecken.
Danach streifte Danielle eine Weile ziellos durch die leeren Räume des Hauses und fragte sich, wohin ihr Mann wohl ge- gangen sein könnte. Sie sehnte sich nach ihm. Am späten Vor- mittag schlenderte sie mit Caro auf den Kieswegen durch den winterlich verlassenen Garten, der auch zu dieser Jahreszeit reizvoll war, mit seinen zu Tierformen geschnittenen Buchs- baumbüschen und den ersten grünen Trieben, die hier und da durch die Erde drangen.
Am späten Nachmittag begann sie sich Sorgen zu machen. War er verärgert wegen ihres schamlosen Verhaltens vergan- gene Nacht? Er schien darüber sehr beglückt gewesen zu sein, aber vielleicht empfand er ihr Benehmen nun bei genauerer Überlegung als dreist. Sie hatte nicht absehen können, wohin ihre Liebkosungen sie führen würden, aber Rafe hatte einfach so wunderbar ausgesehen, so kraftvoll männlich, und sie hat- te so sehr nach ihm verlangt ... Nun sorgte sie sich, dass er an ihrem Verhalten Anstoß genommen hatte.
Danielle seufzte. Bei einem Mann wie Rafe, der so wenig von sich preisgab, war es schwer zu wissen, woran man war.
Ihre Gedanken kreisten noch immer um ihn, als sie wenig später in ihre Räumlichkeiten zurückkehrte, wo sie sich ge- spannt zu fragen begann, ob sie sich wohl heute Nacht wieder lieben würden ... und ob Rafe sich danach wieder völlig in sich zurückziehen würde. Während sie noch ganz in Gedanken ver- sunken war, erhielt sie eine Nachricht von Rafe, in der er sie bat, mit ihm im Großen Speisesaal zu Abend zu essen.
Mit zitternder Hand legte Danielle den kurzen Brief auf ihren Ankleidetisch. Der Anlass war so förmlich, dass sie so- gleich schlechte Neuigkeiten vermutete. Ruhelos begann sie, in ihrem Schlafzimmer auf und ab zu gehen, und wartete ange- spannt darauf, dass die Zeit verging. Schließlich setzte sie sich und verharrte untätig, bis Caro kam, um ihr beim Umkleiden zu helfen und sie neu zu frisieren.
„Wir fangen besser sogleich an", meinte ihre Freundin ent- schlossen und eilte betriebsam durch das Zimmer. „Was möch- test du anziehen? Und wage ja nicht, dir etwas Schwarzes auszusuchen, wenngleich ich an deinen hängenden Schultern erkennen kann, dass deine Laune nicht die beste ist."
Danielle musste unwillkürlich lächeln. „Also gut, kein Schwarz." Sie seufzte. Gleich nachdem sie Rafes Nachricht er-
halten hatte, hatte sie sie Caro gezeigt. „Ich kann mir nicht er- klären, was er von mir will. Aber ich mache mir Sorgen, denn er war so seltsam in letzter Zeit."
„Vielleicht bist du ganz ohne Grund beunruhigt. Es könnte doch sein, dass er dich mit erfreulichen Neuigkeiten überra- schen will."
Danielle sah hoffnungsvoll auf. „Meinst du wirklich?"
„Das wäre doch möglich, oder?"
„Ja, wahrscheinlich ..." Trotzdem war er heute Morgen ohne ein Wort verschwunden und den ganzen Tag außer Haus gewe- sen. Danielle unterdrückte die Angst, die erneut in ihr aufstieg, und ging zu dem elfenbeinfarbenen Wandschrank mit den Goldverzierungen hinüber, um mit Caro zusammen ein Kleid für den heutigen Abend auszusuchen.
Sie überlegten lange, was dem Anlass entsprechen könnte, und schließlich entschied Danielle sich für ein Kleid aus schwe- rer amethystfarbener Seide, dessen Oberteil mit Goldfäden durchwirkt war.
„Das Kleid ist herrlich. Der Duke wird seine Augen nicht von dir abwenden können."
Caro breitete es auf dem Bett aus, und Danielle nahm auf dem Hocker vor dem Ankleidetisch Platz. Während sie vor Auf- regung kaum stillsitzen konnte, begann Caro ihr das Haar zu bürsten, es aufzustecken und goldene Bänder in die roten Lo- cken einzuflechten.
„Mir fällt noch etwas ein ..." Caro holte den roten Seiden- beutel aus der kunstvoll verzierten Schmuckschatulle hervor, legte Danielle das Hochzeitscollier um den Hals und ließ den Verschluss leise einrasten. „Du siehst wunderschön aus", be- merkte Caro, „und die Kette passt perfekt zu dem Kleid." Danielle berührte mit den Fingern die glatten Perlen an ih- rem Hals. „Ich kann es mir zwar nicht erklären, aber jedes Mal, wenn ich das Collier trage, fühle ich mich sogleich besser."
Caro trat einen Schritt zurück, um sie zu betrachten. „Jetzt bist du
Weitere Kostenlose Bücher