Martin, Kat - Perlen Serie
auszusuchen. „Sobald ich jemand Geeignetes gefun-
den habe, stelle ich eine neue Kammerzofe an. Du wirst bald
eine Countess sein, und es ist in höchstem Maße unschicklich,
dass du mir immer noch zu Diensten bist."
„Aber wir sind doch Freundinnen, und ich helfe dir gerne."
Caro lächelte verträumt. „Ich kann es noch immer nicht glau-
ben. Robert liebt mich. Er ist ein Earl und will mich dennoch
heiraten."
„Er kann sich glücklich schätzen, dich zu bekommen - und
das weiß er." Caro blickte Danielle an. „Ich habe Angst um ihn. Solange
die ganze Angelegenheit nicht aufgeklärt ist, besteht immer noch die Gefahr, dass er verhaftet wird."
„Unter seinem falschen Namen McCabe wird niemand ihn mit einem Verbrechen in Verbindung bringen, das bereits drei Jahre zurückliegt."
„Ich kann nur hoffen, dass du recht hast." Caro sah die Klei- der im Wandschrank prüfend durch. Dann zog sie eines aus ro- sa Seide hervor, das mit schwarzen Samtbordüren verziert war. „Wie wäre es mit diesem? Oder vielleicht doch eher das tannen- grüne mit dem Überrock aus golddurchwirkter Spitze?"
Danielle nahm ihr das rosa Seidenkleid ab. „Das ist genau richtig." Sie wartete, bis ihre Freundin die Knöpfe ihres Ta- geskleides geöffnet hatte, streifte es rasch ab und zog sich die Abendrobe an.
Caro zupfte das Kleid zurecht und begann dann, die Knöpfe zu schließen. „Robert will bald heiraten." Sie sah Danielle an und errötete leicht. „Er meint, er könne es nicht ertragen, mit mir unter einem Dach zu leben und dennoch nicht das Bett mit mir teilen zu können."
Danielle schmunzelte. „Er liebt dich."
Caro seufzte. „Seit es so aussieht, als würde er wirklich seine Unschuld beweisen können, benimmt Robert sich tatsächlich wie ein Gentleman. Solange wir nicht Mann und Frau sind, will er nichts tun, was meinem Ruf schaden könnte."
„Davon solltest du dich geehrt fühlen."
„Ja, ich weiß ... aber ich ..." Sie wandte den Blick ab.
„Was, meine Liebe?"
„Ich möchte, dass er mich liebt, Danielle - so wie in jener Nacht, als er heimlich in mein Zimmer kam."
Danielle bemühte sich, ihre Überraschung zu verbergen. Ca- ro war tatsächlich verliebt. Auch Danielle hätte Rafael vor fünf Jahren gerne ihre Unschuld geschenkt.
Sie griff nach der zarten, blassen Hand ihrer Freundin. „Es ist nur natürlich, dass du den Mann, den du liebst, auch be- gehrst." Nachdenklich runzelte sie die Stirn. „Wahrscheinlich hat Rafael bereits so etwas vermutet und war deshalb so sehr bestrebt, Roberts Absichten zu erfahren."
Caro errötete zutiefst. „Das will ich nicht hoffen!"
Danielle lächelte. „Nun macht es doch nichts mehr. Bald wirst du mit Robert verheiratet sein, und dann könnt ihr euch so oft lieben, wie ihr wollt."
Nun glühte Caros Gesicht förmlich, aber zwischen ihr und Danielle gab es keine Geheimnisse mehr, und sie verloren beide kein weiteres Wort darüber. Wäre Danielle nicht so sehr mit ih- ren eigenen Problemen beschäftigt gewesen, hätte sie bestimmt schon früher erraten, wie nah Robert und Caro sich bereits ge- kommen waren.
Nachdem Danielle sich angekleidet hatte, ging sie hinunter in die Eingangshalle. Sie verspürte ein wenig Neid, weil Robert Caro liebte. Danielle hingegen wusste noch immer nicht, was Rafe für sie selbst empfand.
Das Herz wurde ihr schwer, und als sie die breite Marmor- treppe erreichte, sah sie Rafe bereits auf sie warten. Sie ver- suchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, doch wie immer hatte er eine kühle, distanzierte Miene aufgesetzt. Rafe führte sie hinaus zur Kutsche, half ihr hinein und nahm dann ihr ge- genüber Platz.
Während der Wagen über das Kopfsteinpflaster holperte, schwiegen sie.
Es war schon zehn Uhr vorbei und bereits dunkel, als Rafe und Danielle das dreigeschossige Stadthaus des Earl of Lou- den in der Cavendish Street erreichten. Die Fenster waren hell erleuchtet, und Rafe und Danielle stiegen aus der eleganten neuen Kutsche des Dukes, die anstelle der bei dem Unfall zer- störten angeschafft worden war. Ein Paar bewaffneter Haus- diener war dem Wagen zu Pferde gefolgt, und auch Michael Mullens, der Kutscher, trug eine Pistole bei sich.
Zwar wusste niemand, dass er heute Abend hier sein wür- de, aber Rafe wollte kein Risiko eingehen. Unauffällig sah er sich um, als er mit Danielle die breite Vordertreppe hinaufging. Zwei livrierte Diener standen zu beiden Seiten der Eingangs- tür, nickten höflich und ließen sie hinein.
Die
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