Martin, Kat - Perlen Serie
der Ver- wandtschaft kennengelernt, was meine Mutter mir damit er- klärte, dass sie alle gegen die Heirat gewesen seien."
„Robert McKay war ein früherer Verehrer deiner Mutter, der ihr auch freundschaftlich verbunden blieb, nachdem sie den Earl geheiratet hatte - eine Ehe, die nur kurz Bestand hatte. Der alte Earl und die Countess waren alles andere als glück- lich über die Wahl ihres Sohnes, da deine Mutter nicht aus dem Adel kam. Schließlich einigten sie sich auf eine Abfindung."
„Ich hatte nie den Eindruck, dass meine Mutter ein besonde- res Interesse an Geld gehabt hätte ..."
„Meine Mutter meinte, dass es nicht nur um Geld ging. An- scheinend wurde deine Mutter auch anderweitig unter Druck gesetzt, denn der Earl of Leighton war ein sehr einflussreicher Mann. Er zwang seinen Sohn, nach London zurückzukehren, wo er bald darauf eine Frau heiratete, die den Vorstellungen seiner Familie entsprach."
„Aber Tante Charlotte hat mir erzählt, dass diese Ehe kinder- los blieb."
„Stimmt. Deshalb hatte Clifford Nash, ein entfernter Cousin, auch an erster Stelle um die Erbfolge für den Titel gestanden. Aber dann bist du aus der Versenkung aufgetaucht."
„Das erklärt wahrscheinlich, weshalb er den Earl umge- bracht hat und es dann so aussehen ließ, als sei ich der Täter."
„Genau", stimmte Stephen zu. „Soweit ich mich erinnere, hattest du eine Nachricht von Molly Jameson bekommen, der Witwe, mit der du dich damals getroffen hast."
„Ja, das stimmt."
„Ich weiß nicht, inwieweit Molly in die Sache verwickelt war, aber sicher ist, dass Clifford Nash hinter der Nachricht steckte."
Robert erinnerte sich nur zu gut an das verabredete Treffen mit Molly. Er hatte einen kurzen Brief von der jungen Witwe bekommen, in dem sie ihn bat, zu ihr in das ,Boar and Hen Inn' zu kommen, das an der Landstraße nach London gelegen war. Normalerweise wählte sie für ihre Begegnungen Orte, die nicht so weit außerhalb lagen, aber Robert dachte sich, dass sie vielleicht in London etwas hatte erledigen müssen und in dem Gasthaus auf dem Heimweg haltmachen wollte.
Selbst als er die Tür zu dem Zimmer öffnete, in dem er Molly vermutete, und auf einmal einen Pistolenschuss hörte, wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass er kurz darauf des Mor- des beschuldigt werden würde.
Der Mann im Zimmer, bei dem es sich um den Earl of Leigh- ton handelte, fasste sich an seine blutüberströmte Brust und sackte tot zu Roberts Füßen zusammen.
„Was zum Teufel...?" Robert hatte wie angewurzelt dagestan- den, während ihm der scharfe Geruch von Schießpulver in die Nase stieg. Dann blickte er von dem toten Mann auf und sah, wie ein weiterer Mann aus dem Dunkel des Zimmers auf ihn zu- kam und ihm eine noch rauchende Pistole in die Hand drück- te. Danach eilte der Mann zum Fenster und flüchtete über das Dach, während ein Dutzend Leute die Treppe hinaufgeeilt ka- men.
Robert war wie betäubt, als ein großer, bärtiger Mann ins Zimmer stürmte.
„Dieser Bastard hat den Earl umgebracht!"
Robert ließ die Waffe fallen.
„Haltet ihn!", schrie ein etwas kleinerer Mahn und fuchtelte wild mit einem Messer herum.
Robert sah eine solche Mordlust in ihren Augen, dass er das Einzige tat, was ihm in dem Moment in den Sinn kam - wie der Mörder stürzte er zum Fenster und flüchtete über das Dach. Draußen war ein heilloses Durcheinander entstanden, in dem es ihm gelang, unerkannt zu seinem Pferd zu gelangen und in der Dunkelheit zu entkommen.
Alles, was er jetzt noch besaß, waren ein paar Shilling in sei- ner Tasche und das Pferd, auf dem er wie ein Verrückter durch die Nacht jagte. Wenn er gefasst würde, war ihm der Galgen si- cher. Robert wollte nach London, denn er musste dringend eine Möglichkeit zur Flucht finden.
Nun, wo er in dem kleinen Cottage vor dem behaglichen Ka- minfeuer saß, verblassten die Erinnerungen langsam. Er nahm einen Schluck Whiskey. „Nash hat den Earl wegen seines Titels und seines Vermögens umgebracht. Aber wie hat er von mir er- fahren?"
„Da bin ich mir nicht sicher. Der Pfarrer und seine Frau leben beide nicht mehr. Meine Mutter kannte natürlich die Wahrheit, aber auch sie erhielt Geld von Lord Leighton, damit sie schwieg. Ich schätze, dass dein Vater selbst es Nash erzählt hat."
Robert setzte sich in seinem Sessel auf. „Warum sollte er das tun?"
„Nash war fest davon überzeugt, dass er der Erbe sei. Viel- leicht dachte Leighton, dass er dem Mann die Wahrheit schul-
Weitere Kostenlose Bücher