Martin, Kat - Perlen Serie
dass sein Cousin recht hatte. Aber es würde ihm schwerfallen, die Hände in den Schoß zu legen und zu warten. Er wusste nicht, wie lange er das noch aushielt.
Danielle saß in ihrem Schlafzimmer vor dem Ankleidetisch und versuchte sich Mut zu machen für ein weiteres langwei- liges Abendessen mit Rafael, der sich gleich nach dem letz- ten Gang wieder in sein Arbeitszimmer zurückziehen würde. Während der letzten zwei Wochen war er sehr distanziert, fast schon abweisend gewesen. Es war fast so, als hätten sie nie jene herrlichen Wochen an Bord des Schiffes verbracht.
Danielle seufzte tief und war zugleich auch ein wenig erleich- tert. Wenn Rafe weiterhin so unnahbar blieb, war ihr Herz zu- mindest nicht in Gefahr.
Und genau darauf kam es ihr doch an, oder?
Als es leise an die Tür klopfte, wandte sie sich um. Caro kam hereingeeilt und erfüllte den Raum sogleich mit ihrem sonni- gen Wesen.
„Es wird höchste Zeit, dass du dich zum Abendessen um- ziehst. Hast du schon entschieden, was du tragen willst?"
„Wie wäre es mit etwas Schwarzem? Das würde zu meiner Stimmung passen." Obwohl sie nun Mann und Frau waren, zog Rafael sich immer mehr von ihr zurück. In ihr Bett kam er nur gelegentlich, und selbst wenn sie sich liebten, blieb er seltsam verschlossen.
„Es ist wegen des Dukes, nicht wahr?" Caros Stimme riss Danielle aus ihren Gedanken. „Er wirkt recht kühl in letzter Zeit."
„Das ist noch milde ausgedrückt. Er ist jetzt wie an dem Abend des Balls der Gesellschaft für Witwen und Waisen. Ich erinnere mich noch daran, damals gedacht zu haben, dass er nun genau die höflich gelangweilte, unnahbare Sorte Mann ge- worden ist, die mich nie interessiert hat."
„Er benimmt sich tatsächlich sonderbar. Ich habe immer das Gefühl, an einem eingesperrten Tiger vorbeizugehen, wenn
ich ihm begegne. Nach außen wirkt er ruhig und harmlos, aber eigentlich ist er ein wildes Raubtier, das bereit ist zum Sprung."
Caro hatte ganz recht, und manchmal überkam Danielle der Wunsch, Rafe dazu zu bringen, seine mühsame Selbstbeherr- schung zu verlieren. Sie warf einen Blick über die Schulter in Richtung ihres Kleiderschranks.
„Vielleicht sollte ich das grüne Satinkleid anziehen ... du weißt schon, das mit dem tiefen Ausschnitt."
Caro holte das Kleid aus dem Schrank und hob eine ihrer hellblonden Augenbrauen. „Ich nehme an, dass die Dowager Duchess euch beiden heute nicht Gesellschaft leistet."
Danielle begutachtete das Kleid. Das Oberteil aus Satin war so knapp geschnitten, dass es einen tiefen Einblick in ihr De- kollete gewähren würde, und der enge, mit Goldstickerei ver- zierte Rock war fast bis zum Knie geschlitzt.
„Nein, die Duchess hat heute Abend schon etwas vor", erwi- derte Danielle und fuhr mit der Hand über den glatten Stoff. „Wir wollen doch sehen, ob Rafael seine kühle Fassade wahren kann, wenn ich das hier trage."
Caro lachte, doch während sie Danielle beim Ankleiden half, wirkte sie zunehmend betrübter.
Danielle hatte ihre Freundin in letzter Zeit eindeutig zu oft unglücklich erlebt. „Was ist los, meine Liebe?" Aber eigentlich kannte sie die Antwort schon.
„Es ist wegen Robert. Ich muss immerzu an ihn denken, Danielle. Erst mache ich mir Sorgen darum, ob er in Sicher- heit ist, dann fange ich an zu befürchten, dass er mich doch nur angelogen hat und ich ihm nie etwas bedeutet habe. Viel- leicht hat er nur so getan, als würde er mich lieben, damit ich ihm das Geld beschaffe ..."
Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie warf Danielle einen verzweifelten Blick zu. „Ich habe ihm deine wunderbare Per- lenkette gegeben. Wenn er nur an Geld interessiert war, hat er ein gutes Geschäft gemacht."
Danielle fühlte tief mit ihrer Freundin mit. Sie hatte sich insgeheim schon oft gefragt, ob Caro den Mann, den sie liebte, wohl jemals wiedersehen würde.
„Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Schließlich hast du ihm doch einmal vertraut, und du hast dich noch nie in jeman- dem getäuscht."
Caro wischte sich die Tränen ab und atmete tief durch. „Du hast natürlich recht. Aber ich vermisse ihn einfach so sehr."
Danielle nahm Caros feingliedrige Hand in die ihre. „Du darfst dich nicht verrückt machen, meine Liebe. Mit der Zeit wird sich alles finden."
Caro nickte bloß. Als sie Danielle in dem smaragdgrünen Satinkleid vor sich sah, lächelte sie. „Und derweil soll zumin- dest eine von uns beiden versuchen, ihre Stimmung ein wenig zu heben."
„Ich denke, dass
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