Martin, Kat - Perlen Serie
ten zu servieren, so hätte er Danielle kurzerhand hier auf dem Tisch genommen.
Sie strich sich eine Locke ihres flammend roten Haars zu- rück und beugte sich ein wenig vor, um ihren Stuhl zurechtzu- rücken. Für einen kurzen Augenblick gewährte sie Rafe dabei einen so tiefen Einblick in ihr Dekollete, dass er glaubte, eine der rosigen Brustspitzen gesehen zu haben. Nein, das musste er sich eingebildet haben, wies er sich zurecht. Aber eigentlich war es ganz gleichgültig, was er letztlich gesehen hatte, denn die bloße Vorstellung dieses Anblicks wollte ihm nicht mehr aus dem Sinn und schien gleichsam in sein Gehirn eingebrannt.
„Ich glaube, ich hätte gern ein Glas Wein", meinte Danielle, und sofort eilte einer der Hausdiener herbei und füllte ihr kris- tallenes Glas. Während der junge Mann ihr Wein eingoss, zog Danielle ihre Serviette aus dem goldverzierten Serviettenring und legte sie sich auf den Schoß. Als Rafe bemerkte, wie der Hausdiener verstohlen in Danielles Dekollete blickte, wäre er fast auf ihn losgegangen. Am liebsten hätte er ihn beim Kra- gen seiner blauen Livree gepackt und ihn aus dem Speisesaal geworfen.
Stattdessen zwang er sich tief durchzuatmen. Der Junge war schließlich auch nur ein Mann. Und Rafe erinnerte sich nur noch zu gut daran, wohin seine überbordende Eifersucht das letzte Mal geführt hatte. Wenn seine Liebe zu Danielle ihn nicht so unglaublich eifersüchtig hätte werden lassen, würde er sie in jener Nacht angehört haben, anstatt fünf Jahre ihrer
beider Leben zu zerstören.
Da er diesen Fehler nie wieder begehen wollte, bemühte er sich, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Aber im Hinblick auf Danielle war das ein schier unmögliches Unterfangen ... Die Mahlzeit nahm ihren Lauf, und jeder Gang schmeckte köstlicher als der vorhergehende. Für Rafe hingegen war es einerlei, was er aß, denn in Gedanken war er nur bei Danielle und stellte sich bereits vor, was er mit ihr alles machen würde, wenn dieses ihm unendlich scheinende Abendessen endlich vo- rüber war.
„Wie gehen die Vorbereitungen für den Ball voran?", fragte er mit betont ruhiger Stimme, was ihm nicht leichtfiel.
„Deine Mutter hat als Termin den übernächsten Freitag aus- gesucht. Das Parlament tagt noch nicht wieder, weshalb nicht so viele Leute in der Stadt sein werden wie im neuen Jahr, aber es ist ihr wichtig, dass wir so bald wie möglich unseren gesell- schaftlichen Einstand geben."
„Meine Mutter mag dich sehr ... sie hat dich immer ge- mocht."
„Mehr als fünf Jahre lang hat sie mich gehasst."
Rafe zuckte seine Schultern. „Sie ist eben eine Mutter, die sich um ihren einzigen Sohn sorgt."
„Sie war davon überzeugt, dass ich dich sehr verletzt habe. Habe ich das?"
Rafe wurde ganz beklommen ums Herz, als mit einem Mal alle Erinnerungen wieder auf ihn einstürmten. „Sehr."
Danielle wandte den Blick ab, und ihm war, als würde sie ihm nicht glauben. Vielleicht war das auch besser so.
Sie wandten sich dann Themen zu, die weniger gefährlich waren, plauderten über den bitterkalten Dezember, einen be- langlosen Artikel, der in der Morgenzeitung gestanden hatte ... Während sie auf diese Weise höflich nichtssagende Konversa- tion betrieben, verlangte es Rafe einzig danach, mit Danielle in seinen Armen eilends sein Bett aufzusuchen. Jedes Mal, wenn er sich auf seinem Stuhl bewegte, spürte er, wie seine Erregung ihn schmerzlich bedrängte.
Ein Hausdiener servierte ihnen kleine Kirschtörtchen. Auf jedem Törtchen war inmitten von Vanillecreme eine einzelne langstielige Kirsche platziert.
Mit einer grazilen Bewegung nahm Danielle den Stiel zwi- schen ihre Finger und hob die Kirsche hoch. Mit der Zungen-
spitze leckte sie einen Tropfen Creme von der Kirsche.
Rafes Löffel verharrte reglos in der Luft.
Danielle leckte noch einmal an der Kirsche und ließ die Frucht dann langsam zwischen ihren rubinroten Lippen ver- schwinden.
Rafe warf seinen Löffel auf den Tisch und stieß seinen Stuhl zurück. „Ich glaube, wir brauchen keinen Nachtisch mehr."
Mit weit aufgerissenen Augen sah Danielle zu ihm auf. „Was willst du damit sagen?"
Rafe griff Danielle bei der Hand und zog sie von ihrem Stuhl hoch. „Wenn du noch mehr Nachtisch möchtest, hätte ich ge- nau das Richtige für dich." Er umfasste ihre Schultern, schob den anderen Arm unter ihre Knie, hob sie an seine Brust und ging mit langen Schritten aus dem Speisesaal, wo er ein ver- dutztes Paar Hausdiener
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