Martin, Kat - Perlen Serie
aus, meine Liebe. Wie eine Duchess."
Von Rafes Mutter kommend war dies ein großes Kompliment. „Danke."
„Rafael erwartet uns. Ich wollte Ihnen nur noch einmal ver- sichern, dass wir sehr erfreut sind, Sie jetzt in unserer Familie zu haben."
Danielle wusste, dass sie nun eigentlich erwidern sollte, wie glücklich sie war, mit Rafe verheiratet zu sein, aber die Worte kamen ihr nicht über die Lippen. Seit dem Abend, an dem sie das gewagte grüne Kleid getragen und sie sich so leidenschaft- lich geliebt hatten, war Rafe nicht mehr in ihr Zimmer gekom- men. Meistens verbrachte er die Abende in seinem Club und kehrte erst in den frühen Morgenstunden zurück.
„Danke", sagte sie leise und bemühte sich zu lächeln.
„Ich bin noch aus einem anderen Grund gekommen."
„Ja...?"
„Sie beide sind nun schon einige Monate verheiratet, und ich frage mich, ob ... Ich habe gehofft, dass Sie vielleicht bereits ein Kind erwarten."
Danielle fühlte einen tiefen Stich in ihrem Herzen. Sie sah ihre Schwiegermutter fassungslos an und konnte kaum glau- ben, dass sie ein derart heikles Thema ansprach.
„Ich hätte das nicht fragen sollen. Wahrscheinlich hätten Sie es schon von sich aus gesagt, aber es ist einfach sehr wichtig, dass Rafe einen Sohn bekommt."
Danielle wandte ihren Blick ab. Ein Kind zu haben war ein- mal ihr sehnlichster Wunsch gewesen, der sich nun aber nicht mehr erfüllen würde. Sie spürte Tränen in sich aufsteigen, die
sie aber eilig unterdrückte, damit die Dowager Duchess sie nicht bemerkte.
„Die Antwort ist Nein. Wir sind zwar schon einige Monate ver- heiratet, aber ... die erste Zeit haben wir nur ... versucht, uns wieder näherzukommen." Danielle errötete leicht und fand, dass sie die Vertraulichkeiten, die sie und Rafe verbanden, wohl kaum mit ihrer Schwiegermutter besprechen wollte.
Die Dowager Duchess nickte bloß. „Ich verstehe ... Nun, ich hoffe, dass Sie Rafe nichts von meiner Neugierde erzählen. Es wäre ihm sicher nicht recht, wenn ich mich in seine Angelegen- heiten mische."
Danielle wusste das auch nicht besonders zu schätzen, wo- mit sie wenigstens darin einer Meinung wären. „Ich würde nie- mals weitergeben, was wir unter vier Augen besprechen, Euer Gnaden."
Die Dowager Duchess nickte und schien zufrieden zu sein. „Nun sollten wir aber besser nach unten gehen." Sie warf Danielle einen prüfenden Blick zu. „Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen, meine Gute. Ich bin mir sicher, dass sich im Laufe der Zeit alles finden wird."
Das würde es natürlich nicht, wie Danielle nur zu gut wuss- te. Sie würde Rafe nie einen Sohn schenken können, und ihre Schwiegermutter würde ihr das nie verzeihen.
Danielle versuchte, ihre aufsteigende Verzweiflung zu unter- drücken, und folgte Rafes Mutter durch den von einem halben Dutzend flackernder Wandleuchter erhellten Korridor.
Rafe ging am Fuß der Treppe ungeduldig auf und ab. Die ersten Gäste trafen bereits ein, und wenn es nach ihm ginge, konnte der Abend gar nicht schnell genug vorüber sein.
Endlich sah er seine Mutter und seine Frau die breit ge- schwungene Marmortreppe herunterkommen. Danielle trug ein elegantes Kleid aus saphirblauem Samt, dessen Schnitt be- tonte, wie groß und schlank sie war.
Wenngleich ihre heutige Aufmachung weitaus weniger ge- wagt war als an dem Abend, an dem sie sich zuletzt geliebt hatten, trieb ihr Anblick Rafes Herzschlag in die Höhe. Diese Frau brachte ihn noch um den Verstand! Ganz gleich, wie sehr er sich dagegen wehrte, sein Verlangen nach ihr schien unersätt- lich.
Einzig die Nachricht von Jonas McPhee, die gestern Nachmit-
tag eingetroffen war, hatte ihn davon abhalten können, abends ihr Bett aufzusuchen. Und auch heute würde er sich seine Lust versagen, so schwer ihm das auch fallen mochte.
Es sah so aus, als ob McPhee den Mann ausfindig hatte ma- chen können, der das Hochzeitscollier gestohlen hatte. Er war auf der „Laurel" aus Amerika gekommen, in Liverpool von Bord gegangen und war, wie aus der Nachricht auch noch her- vorging, bereits gefasst worden.
McPhee hatte um ein Treffen morgen Abend gebeten, und Rafe konnte es kaum erwarten, dann noch mehr zu erfahren. Die Nachricht gab nur wenig Auskunft, aber der Ton verhieß nichts Gutes. Rafe würde keine Ruhe mehr haben, solange er nicht wusste, was sich während jener letzten Tage in Amerika ereignet hatte.
Als Danielle an seine Seite kam, verdrängte er derlei uner- freuliche Gedanken. „Du siehst fantastisch
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