Martin, Kat - Perlen Serie
aus, Danielle." Er beugte sich galant über ihre Hand, die bis zum Arm hinauf in einem langen, weißen Handschuh steckte.
„Auch Sie sehen heute Abend bemerkenswert gut aus, Euer Gnaden."
Ihre Blicke trafen sich, und Rafe hoffte inständig, dass Dani- elle ihm nichts verschwieg und dass seine wachsenden Gefühle für sie ihm nicht erneutes Leid zufügen würden.
„Die ersten Gäste sind bereits eingetroffen", erklärte er. „Es wird Zeit, dass wir unseren Platz einnehmen."
Danielle nickte lächelnd, doch ihm schien es, als koste sie das Lächeln große Mühe. Er versuchte sich vorzustellen, wie schwer es für sie sein musste, all den Leuten gegenüberzutre- ten, die sie vor fünf Jahren so schmählich behandelt hatten. Das war auch seine Schuld gewesen, und sofort regte sich sein Beschützerinstinkt.
Er küsste sie leicht auf die Lippen und flüsterte dann dicht an ihrem Ohr: „Mach dir keine Sorgen, Liebste. Du bist jetzt die Duchess of Sheffield - was du schon vor fünf Jahren hättest sein sollen. Und mit dem heutigen Abend wird ganz London dies als Tatsache anerkennen."
Danielle schluckte, und als sie zu ihm aufsah, bemerkte er kurz das Schimmern von Tränen in ihren Augen, bevor sie ih- ren Blick schnell abwandte.
Er wurde in seinem Entschluss bestärkt. „Ich bin hier, bei dir. Ich werde dich nie wieder allein lassen." In diesem Moment
wurde ihm bewusst, wie sehr er bereits wieder in Danielle ver- liebt war. Es machte ihm Angst, und dennoch sah er keine Mög- lichkeit, seinen Gefühlen zu entkommen.
Rafe atmete tief durch und wappnete sich für den langen Abend, der ihnen bevorstand.
20. KAPITEL
Danielle hatte ihre Hand auf Rafes Arm gelegt, und seine Finger ruhten auf den ihren. Er sah heute Abend so unbeschreiblich gut aus ... in seinem dunkelblauen Frack mit dem Samtkragen, seinem tadellos gekämmten dunklen Haar und den tiefblauen Augen. Er strahlte Stärke, Macht und Unerschrockenheit aus. Aber wann tat er das eigentlich nicht?
Danielle straffte die Schultern und versuchte, das erregende Bewusstsein seiner Nähe abzuschütteln, während sie neben ihm und der Dowager Duchess in der Eingangshalle stand, um die Gäste zu empfangen. Am Fuße der mit einem samtenen Läufer ausgelegten Vordertreppe hatte sie bereits Rafes beste Freunde und deren Frauen entdeckt.
Wenige Minuten später traten die beiden Paare in die weit- läufige Eingangshalle. Über dem marmornen Fußboden wölbte sich hoch oben eine gewaltige Kuppel aus Buntglas, und ent- lang der Wand standen einige antike Büsten aufgereiht. Tory Easton ergriff Danielles Hand. „Ich freue mich so sehr für euch!"
„Danke", erwiderte sie.
Ethan und Grace waren hinter Cord und Victoria hereinge- kommen und sprachen gleichfalls ihre Glückwünsche aus.
„Du siehst wundervoll aus, Danielle", meinte Grace. „Nach dem heutigen Abend wird jede Frau in London dich benei- den."
„Es ist nett von dir, das zu sagen", entgegnete sie und dach- te dabei, dass ihr Auftritt als Rafes Ehefrau wohl eher den Klatschgeschichten neuen Auftrieb geben würde.
Grace lächelte. „Ich merke, dass du mir nicht glaubst. Aber es ist wahr."
Danielle wollte aber gar nicht beneidet werden. Sie wollte ein-
fach nur glücklich sein. Als sie zu Rafe aufblickte und das aus- druckslose Lächeln sah, hinter dem er verbarg, was er wirklich dachte, fluchte sie innerlich auf sehr undamenhafte Weise.
„Am Donnerstagabend treffen wir uns wieder zum Sternegu- cken", erklärte Grace. „Ich hoffe, du wirst wieder dabei sein."
„Ja, mir hat es letzte Woche auch große Freude gemacht, und ich werde auf jeden Fall versuchen, wieder zu kommen." Es war tatsächlich sehr schön gewesen, und es tat ihr gut, jetzt zu Rafes Freunden zu gehören und zu merken, wie sie langsam auch die ihren wurden.
„Deine Mutter hat sich ja diesmal selbst übertroffen", sagte der Marquess schmunzelnd zu Rafe und ließ seine eisblauen Au- gen über einen in Herzform geschnittenen Buchsbaum schwei- fen, der in der Eingangshalle aufgestellt worden war. „Das wird den Klatsch wohl endlich zum Verstummen bringen."
Die Empfangsräume und der Ballsaal waren so dekoriert worden, dass sie wie ein riesiges Gewächshaus wirkten, mit kleinen Zitronenbäumen, Begonien, Geranien und einigen exo- tischen, weiß-violetten Orchideen. Blumentöpfe mit rosa leuch- tenden Kamelien sorgten für noch mehr Farbe, und im Ballsaal gab es zudem ein kleines Wasserbecken mit Seerosen und Gold- fischen.
Danielle
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