Martin, Kat - Perlen Serie
unterhielt sich noch ein wenig mit Grace und Victo- ria. Für Rafe schien dies selbstverständlich, aber Danielle war den beiden immer wieder erneut für ihre freundschaftliche Un- terstützung dankbar. Als die beiden mit ihren Männern schließ- lich zum Ballsaal hinaufgingen, traf ein anderes schönes Paar ein. Rafe stellte Danielle die blonde Frau mit dem hellen Teint als Ethans Schwester Sarah vor und ihren gut aussehenden, dunkelhaarigen Begleiter als ihren Ehemann Jonathan Ran- dall, Viscount Aimes.
Der Strom der Gäste riss nicht ab, und irgendwann erblickte Danielle auch Lord und Lady Percy Chez wick, Victorias Schwes- ter und deren Mann. Die beiden begrüßten sie herzlich und gin- gen dann ebenfalls nach oben.
Als Tante Flora eintraf, begann Danielle die Zeit schon et- was lang zu werden. „Ich habe mir bereits Sorgen gemacht, dass Sie vielleicht nicht kämen", meinte Danielle und freute sich, dass ihre Tante hier war. „Ich weiß, dass Sie sich momen- tan nicht so gut fühlen."
„Unsinn. Ein paar Zipperlein hier und da werden mich wohl
kaum davon abhalten, zur Hochzeitsfeier meiner einzigen Nichte zu erscheinen." Tante Flora sah Rafe an. „Besonders wenn sie schon so lange überfällig ist."
Rafes Wangen röteten sich leicht. „Viel zu lange überfällig", gab er zu und beugte sich galant über die Hand von Danielles Tante.
Es war eine elegante Veranstaltung, der Mitglieder des ton beiwohnten, die extra deswegen von ihren Landsitzen in die Stadt gekommen waren. Als im Ballsaal das achtköpfige, in Sheffields hellblaue Livreen gekleidete und gepuderte Perü- cken tragende Orchester zu spielen begann, strömten alle Gäs- te in Richtung der Musik.
Einige der Männer zogen sich bald für einige Partien Whist, Hazard oder Loo zurück, während andere Besucher sich ihren Weg in den prächtigen, ganz in schwarzem Marmor und Gold gehaltenen Chinesischen Salon bahnten, aus dem der Duft ge- bratenen Fleisches und Geflügels drang sowie das verlockende Aroma einer großen Auswahl exotischer Früchte, die auf einer langen, mit Leintüchern bedeckten Tafel bereitstanden.
Danielle musste sich eingestehen, dass Rafes Mutter wirk- lich keine Mühen und Kosten gescheut hatte. Als sie mit Rafe zu den anderen Gästen in den Ballsaal ging, begann sie auch allmählich, sich zu entspannen. Nachdem sie zunächst mit ih- rem Mann getanzt hatte und dann mit Ethan und Cord, nahm sie später auch die Einladungen anderer Männer an. Rafe hielt Wort und blieb immer in ihrer Nähe, was ihr half, über das eine oder andere Getuschel hinwegzuhören oder die bei ihrem An- blick missbilligend in die Höhe gezogenen Augenbrauen einer Matrone geflissentlich zu übersehen.
Danielle tanzte gerade mit Lord Percy, als sie Rafe mit einem Mann aus dem Ballsaal gehen sah, der die scharlachrote Uni- form eines Offiziers der Britischen Armee trug.
„Guten Abend, Euer Gnaden." Colonel Howard Pendieton war erst spät auf dem Ball erschienen und gleich zu Rafe gegangen, der gerade am Rand der Tanzfläche stand.
„Ich freue mich, dass Sie kommen konnten, Hal."
Der Colonel seufzte. „Eine kleine Pause konnte ich ganz gut gebrauchen. Es war ein langer Tag."
Rafe zog fragend eine seiner dunklen Brauen in die Höhe. „Hatte das etwas mit den Clippern aus Baltimore zu tun?"
„Zurzeit hat alles mit diesen verdammten Schiffen zu tun", erwiderte Hal, und da er nur selten fluchte, wusste Rafe sofort, dass es schlechte Neuigkeiten gab.
„Darüber wüsste ich gerne mehr. Wie wäre es mit einem Brandy unten in meinem Arbeitszimmer?"
„Den könnte ich gut gebrauchen."
„Ich finde, dass auch Ethan sich anhören sollte, was Sie zu sagen haben."
„Gute Idee. Vielleicht wäre es für Lord Brant auch von Inte- resse."
Die drei Männer hatten bereits in der Vergangenheit mit Pendieton zusammengearbeitet. Rafe wusste, dass Ethan in die Sache mit den amerikanischen Schonern eingeweiht war und um die Gefahr wusste, die sie möglicherweise darstellten, wenn die Franzosen eine solche Flotte erwarben. Auch mit Cord hatte Rafe über die Angelegenheit gesprochen.
Er warf Danielle einen kurzen Blick zu. Als er sah, dass sie mit Percival Chezwick tanzte, wusste er, dass sie in guten Hän- den war, und verließ mit Pendieton den Ballsaal. Unterwegs sagte er noch seinen beiden Freunden Bescheid.
Sobald sie alle in seinem Arbeitszimmer waren, ging Ethan zur Anrichte hinüber und goss dem Colonel einen Brandy ein.
„Braucht einer von euch beiden
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