Martin, Kat - Perlen Serie
nun sachlich fest. „Ich nehme an, dass du dich darüber freust."
„Ich war noch nicht darauf vorbereitet, Vater zu werden." „Niemand von uns wird jemals wirklich darauf vorbereitet sein, Ethan, und doch ist es das Schönste, was wir erleben kön- nen."
Er antwortete nicht. Das Kind schien ihm immer noch un- wirklich zu sein; und nur die leichten Veränderungen, die er an Grace' Körper bemerkte, wenn sie sich liebten, erinnerten ihn daran. Was sollte er für ein Kind empfinden, in dessen Adern das Blut eines Verräters floss?
Die Musiker stimmten einen Cotillion an, und Ethan wurde aus seinen Gedanken gerissen, weil Rafe plötzlich neben ihm auftauchte.
„Deine Frau scheint den Abend sehr zu genießen. Weiß sie,
dass du hier bist?"
Ethan sah zu Grace hinüber. In einem saphirblauen Seiden- kleid sah sie wunderschön aus. Es erinnerte ihn an jenes Kleid, das sie an dem Abend getragen hatte, als sie sich an Bord sei- nes Schiffes das erste Mal geliebt hatten. Sofort jagte eine Wo- ge des Verlangens durch seinen Körper.
Zum Teufel!
„Nein, sie hat nicht bemerkt, dass ich gekommen bin." Und sie schien ihn auch nicht zu vermissen. Grace tanzte, lachte und amüsierte sich ganz offensichtlich bestens. Ethan runzelte die Stirn, als er in ihrem Tanzpartner Martin Tully, den Earl of Collingwood, erkannte.
Rafe nahm einen Schluck Brandy. „Sieht ganz so aus, als ob Collingwood ihr wieder nachstellt."
„Scheint so."
„Versuche dich etwas zurückzuhalten und deine Frau nicht wieder von der Tanzfläche zu tragen. Über euch beide wird schon genug geredet."
Verächtlich schnaubte Ethan, aber er wusste, dass sein Freund nicht Unrecht hatte. Es kümmerte ihn zwar nicht, wel- che Gerüchte über ihn kursierten, er wollte indes nicht, dass Grace unter dem boshaften Gerede zu leiden hatte.
Sobald der Tanz zu Ende war, ging er zu den beiden hinüber. Seine Hände ballten sich unwillkürlich, als er sah, dass Grace mit dem Earl zu den Flügelfenstertüren schlenderte, die auf die Terrasse hinausführten.
Er folgte ihnen dicht auf den Fersen. Sie blieben an der Ba- lustrade stehen, und Ethan konnte sie im hellen Schein einer der Fackeln, die den Garten erleuchteten, gut beobachten. Ob- wohl sie sich allem Anschein nach nur unterhielten, geriet Ethans Blut in Wallung. Während er auf sie zuging, bemühte er sich um ein unverbindliches Lächeln. Er merkte, dass er stär- ker hinkte als sonst.
„Da bist du ja, meine Liebe." Er wandte sich an den Earl. „Lord Collingwood. Ich hätte nicht gedacht, Ihnen so bald schon wieder zu begegnen."
„Im Saal war es sehr warm, und Grace konnte ein wenig fri- sche Luft gebrauchen. Sie haben hoffentlich nichts dagegen einzuwenden."
Grace! Es gefiel ihm gar nicht, den Earl den Namen seiner Frau aussprechen zu hören. „Warum sollte ich etwas dagegen
haben?" Er warf ihr einen kurzen Blick zu und sah, dass sie ihn direkt anschaute, als wollte sie sich bereits dagegen wappnen, dass er sie gleich wieder mit sich davontrug.
„Lord Collingwood hat einen der Diener gebeten, uns Punsch zu bringen." Grace sah über Ethans Schulter in Richtung des Hauses. „Dort kommt er schon."
Einer der livrierten Hausdiener kam mit einem silbernen Tablett auf sie zu, und Grace und der Earl nahmen sich je- weils eines der Kristallgläser mit einem roten, süßen Fruchtge- tränk.
„Kann ich Ihnen auch etwas bringen, Mylord?", fragte der Bedienstete, ein junger Mann mit dunklem Haar und schwar- zen Augen.
„Nein, danke. Ich bin nur gekommen, um meine Frau nach Hause zu bringen."
Grace lächelte ihn eine Spur zu freundlich an. „Das ist sehr nett von dir. Allerdings möchte ich noch nicht gehen."
„Es wäre mir ein Vergnügen, Sie später nach Hause zu beglei- ten", erdreistete sich nun Collingwood zu sagen.
Sie drehte sich zu ihm um und lächelte auch ihn an. „Lord und Lady Percy haben bereits angeboten, mich zurückzufah- ren", entgegnete sie klugerweise. „Aber ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, Mylord."
„Nun, vielleicht gewähren Sie mir noch einen weiteren Tanz?" Der Earl sah Ethan herausfordernd an, während er sich über Grace' Hand neigte. Ethan versuchte, seine Wut zu beherr- schen. Dieser arrogante Bastard war unverschämter, als er sich das vorzustellen gewagt hatte!
Er bedachte Collingwood mit einem kühlen Lächeln. „Ich fürchte, meine Frau hat keinen Tanz mehr frei, denn ich habe mich entschlossen, doch noch zu bleiben."
Ungläubig musterte ihn seine
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