Martin, Kat - Perlen Serie
aus. „Grace geht es auch gut." „Wie willst du das wissen? Victoria hat mir erzählt, dass ihr kaum noch miteinander sprecht."
„Ihre Kammerzofe hält mich auf dem Laufenden. Grace scheint gut mit den Veränderungen ihres Körpers zurechtzu- kommen und sich auf die Geburt des Kindes zu freuen." Er hoffte, das Gespräch in eine andere Richtung lenken zu kön- nen, und ging zur Anrichte hinüber. „Möchtest du etwas trin- ken? Ich könnte jetzt etwas gebrauchen."
„Nein, danke."
Auch diesmal entging Ethan nicht der scharfe Unterton in der Stimme seines Cousins. „Wenn du mir etwas sagen willst, sprich es ruhig aus."
Cord straffte die Schultern. „Nun gut. Nach deiner Rück- kehr aus Frankreich hast du mir versichert, dass du nicht mehr zur See fahren wirst. Du meintest, du wolltest dich nur noch deinen Aufgaben als Marquess widmen."
„Das habe ich gesagt, ja - aber manchmal ändern die Dinge sich eben."
„Du bist jetzt verheiratet, Ethan, und wirst bald Vater. Be- deutet dir das gar nichts?"
„Ich kann mich der Pflicht meinem Land gegenüber nicht einfach entziehen."
Cord schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Verdammt noch mal, du trägst auch für deine Frau und dein Kind Ver- antwortung!"
Aufgebracht sah Ethan ihn an. „Du magst zwar ein paar Jahre älter sein als ich, Cord, aber du bist immer noch mein Cousin und nicht mein Vater."
„Dein Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wie du deine junge Frau behandelst. Ich weiß, dass Grace sehr temperamentvoll und eigensinnig ist - und du eigentlich eine ganz andere Art von Frau hattest heiraten wollen. Außerdem hat sie in der Vergangenheit Dinge getan, die du nicht befür- wortest, doch ..."
„Oh, Grace ist mehr als nur temperamentvoll. Sie ist die mu- tigste Frau, der ich je begegnet bin. Sie scheut kein Risiko und
würde sich auch für andere in Gefahr bringen - beispielsweise als sie ihrem Vater zur Flucht verholfen hat. Sie ist klug und entschlossen und aufrichtig. Sie ist wunderschön, großherzig und ..." Er sah auf und zuckte zusammen, als ihm bewusst wurde, wie viel er gerade von seinen Gefühlen preisgegeben hatte.
Fassungslos sah Cord ihn an. „Du liebst sie ja!"
Ethan kippte hastig seinen Brandy herunter. „Rede keinen Unsinn."
„Lehne den Auftrag ab, Ethan. Du hast genug für dein Land getan. Grace braucht dich jetzt."
Ethan hatte sogar selbst schon daran gedacht, dass viel- leicht auch jemand anders seinen Platz auf dem Schiff einneh- men könnte. Doch der Gedanke daran, wie sehr er sich danach sehnte, bei Grace zu bleiben, bereitete ihm Unbehagen. Und es passte einfach nicht zu ihm, sein Land in seiner Stunde der Not im Stich zu lassen.
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe bereits zugesagt und werde mein Wort nicht brechen."
„Du setzt diesmal nicht nur dein Leben aufs Spiel, sondern auch deine Zukunft mit Grace. Wenn du jetzt nicht bei ihr bist, wo sie dich am meisten braucht, wie wollt ihr beide jemals zu- sammenleben?"
„Ganz gleich, was ich für Grace empfinden mag, geht meine Verpflichtung gegenüber der Krone vor. Wenn wir Glück ha- ben, werde ich bei der Geburt des Kindes bereits wieder in London sein."
„Meinst du nicht, dass du den Auftrag vielmehr deshalb an- nimmst, weil du damit für eine Weile der Auseinandersetzung mit Harmon Jeffries' Tochter aus dem Weg gehen kannst?" War das der wirkliche Grund? Sicher nicht nur.
Weil sein Cousin nicht antwortete, seufzte Cord. „All die Jahre hat Grace nicht einmal gewusst, dass Jeffries ihr leib- licher Vater ist. Ein Jammer, dass sie es überhaupt herausgefun- den hat."
Insgeheim stimmte Ethan ihm zu. Und wenn er es niemals erfahren hätte, würde alles vielleicht ganz anders sein.
Auf den Juli folgte der August. Grace konnte nun schon spü- ren, wie das Kind sich in ihr bewegte, und jede seiner leichten Regungen versetzte sie in Hochstimmung. Seit Ethan wieder
auf See war, hatte sie sich verstärkt dem Kind zugewandt, um Trost zu finden. Mittlerweile hatte sie deswegen damit begon- nen, das Kinderzimmer einzurichten, eine Wiege und Vorhänge sowie Spielsachen gekauft.
Außerdem verbrachte sie viel Zeit mit Tory und deren klei- nem Sohn Jeremy Cordell, und auch Claire gesellte sich oft zu ihnen. Grace' Schwägerin, Harriet Sharpe, kam für einen Mo- nat zu Besuch, und die beiden hatten Gelegenheit, ihre Freund- schaft aufzufrischen. Hierbei erfuhr Grace, dass Harriet seit kurzem sehr viel Zeit mit dem vermögenden Gutsbesitzer
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