Martin, Kat - Perlen Serie
getäfelt und darüber mit Seidentapeten bezogen. An einer Seite stan- den ein Anrichtetisch mit einer Marmorplatte und ein wun- derschöner ovaler Queen-Anne-Tisch mit dazu passenden Stühlen. Vor dem Kamin, in dem ein anheimelndes Feuer knis- terte, stand ein mit dunkelgrünem Brokat bezogenes Sofa. „Für einen Piraten haben Sie einen recht exklusiven Ge- schmack." Grace sah ihn kurz von der Seite an. „Vielleicht sind Sie ja genau deswegen Pirat geworden."
Er lächelte leicht. „Ich plündere keine Schiffe, um mich zu bereichern. Ich kundschafte sie aus und sammle Informatio- nen. Im Grunde mache ich dasselbe wie Ihr Freund Forsythe - nur dass ich nicht mein eigenes Land verraten habe."
Sobald sie den hasserfüllten Tonfall in seiner Stimme hör- te, erblasste sie. „Auch ich bin eine loyale englische Bürgerin. Lord Forsythe zu helfen war eine persönliche Entscheidung." Ethan musterte sie von der Seite.
„Doch ich nehme an, dass Sie mich eingeladen haben, um einen schönen Abend zu verbringen, und möchte nur ungern von unerfreulichen Dingen sprechen. Wollen wir nicht wenigs- tens für ein paar Stunden die Waffen ruhen lassen, Captain Sharpe?"
Sie verdankte ihm ihr Leben und wollte nicht länger gegen ihn ankämpfen. Wenn sie ihrem Vater nicht Stillschweigen ver- sprochen hätte, würde sie dem Captain erklären, warum sie dem Viscount zur Flucht verholfen hatte. Vielleicht würde er ihre Gründe sogar verstehen. Es war ihr allerdings unmöglich, ihr Wort zu brechen.
Ihre widerstreitenden Gefühle spiegelten sich in ihrem Ge- sicht, und Ethan merkte, wie seine Feindseligkeit zu schwin- den begann. „Ich denke, das ist eine gute Idee. Aber nur unter einer Bedingung."
Fragend zog sie nun eine Augenbraue in die Höhe. „Und die wäre?"
„Wenn wir allein sind, würde ich mich freuen, wenn Sie mich einfach Ethan nennen - so wie heute Nachmittag."
Ein warmer Schauder lief ihr über den Rücken, und ihre
Haut begann zu prickeln, als sie sich an ihre leidenschaftli- chen Küsse erinnerte. Der Gedanke daran beunruhigte sie zu- tiefst, denn Ethan Sharpe faszinierte sie so sehr, wie es noch kein Mann zuvor getan hatte.
Und das erschien ihr zugleich gefährlich und anziehend. Doch war sie jemals einem Risiko aus dem Weg gegangen? „Gerne. Ich verdanke Ihnen mein Leben."
Seine Augen wanderten über ihren Körper, und schließlich ruhte sein Blick auf den sanften Rundungen ihrer Brüste, die in dem saphirblauen Kleid sehr vorteilhaft zur Geltung kamen. Grace spürte, wie die Spitzen sich unter dem dünnen Stoff aufrichteten, und sah für einen kurzen Moment heftiges Verlangen in Ethans Augen aufscheinen, dem er jedoch sofort Einhalt gebot.
„Möchten Sie vielleicht ein Glas Sherry?"
„Ja, gerne." Ihr war alles recht, was half, die Empfindun- gen zu zerstreuen, die sein bloßer Anblick in ihr auszulösen vermochte. Er ging zur Anrichte hinüber und goss ihr einen Sherry und sich selbst einen Brandy ein. Eine blütenweiße Manschette blitzte unter dem Ärmel seines Fracks auf, als er ihr das Glas reichte.
Grace nahm einen kleinen Schluck und hoffte, sich ein we- nig zu beruhigen. Sie wusste nicht genau, was mit ihr geschah, aber sie ahnte, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben körper- liches Verlangen nach einem Mann verspürte.
„Ich habe Ihnen ja bereits gesagt, wie bezaubernd Sie heute Abend aussehen. Allerdings finde ich, dass noch etwas fehlt..." Er stellte sein Glas ab und ging zu dem Queen-Anne-Tisch hinüber. Dort stand eine aufwändig verzierte silberne Dose, deren Deckel er nun öffnete. Als er sich wieder zu Grace um- wandte, hielt er die Perlenkette mit den funkelnden Diaman- ten in seinen Händen.
Er trat hinter sie, legte ihr die Kette um den Hals und schloss sie mit einem leisen Klicken. Seine Finger berührten dabei leicht ihren Nacken ... verharrten einen Moment - und eine Gänsehaut lief ihr über den ganzen Körper.
Er drehte sie zu sich um und betrachtete sie aufmerksam. „Nun sehen Sie noch schöner aus."
Von der Perlenkette schien eine Kraft auszugehen, die Gra- ce sogleich beruhigte. Dies war umso verwunderlicher, weil sie den schrecklichen Fluch kannte, der auf dem Schmuck-
stück lastete.
„Es sind herrliche Perlen", fuhr er fort. „Ein Geschenk, sag- ten Sie." Sein Ton änderte sich fast unmerklich. „Von Forsy- thie?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, von meiner besten Freundin. Wir sind zusammen zur Schule gegangen, und sie hoffte, dass die Kette mir Glück
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