Martin, Kat - Perlen Serie
bringen würde. Sie müssen wissen, dass der Schmuck eine lange Geschichte hat. Vielleicht möchten Sie die Legende ja hören, die sich darum rankt."
„Das würde ich tatsächlich sehr gerne." Er führte Grace zu dem dunkelgrünen Brokatsofa, auf dem sie beide Platz nah- men.
Grace berührte die Perlen. „Sie wird das Hochzeitscollier genannt und wurde im dreizehnten Jahrhundert von einem rei- chen Lord namens Fallon in Auftrag gegeben. Es war ein Ge- schenk für die Frau, die er liebte. Die Perlenkette wurde seiner Braut zu ihrer Hochzeit geschickt, doch während er auf dem Weg zu den Feierlichkeiten war, geriet Lord Fallon in einen Hinterhalt. Er und all seine Männer kamen dabei um. Nach- dem seine Braut, Lady Ariana, die schrecklichen Neuigkeiten erfahren hatte, stürzte sie sich verzweifelt von den Zinnen der Burg zu Tode."
„Eine unschöne Geschichte."
„Als man Lady Ariana fand, trug sie das Hochzeitscollier. Und später stellte sich heraus, dass sie zudem ein Kind unter ihrem Herzen trug."
Ethan nahm einen Schluck Brandy. „Und wie geht die Le- gende weiter?"
„Es heißt, dass demjenigen, dem die Kette gehört, großes Glück zuteil wird - aber nur, wenn die Person auch reinen Her- zens ist. Wenn nicht, so wird sie von einer schrecklichen Tragö- die heimgesucht werden."
Eine seiner dunklen Brauen fuhr in die Höhe. „Glauben Sie denn, dass Sie reinen Herzens sind?"
Nun, abgesehen von einigen alles andere als unschuldigen Gedanken, die sie seit dem heutigen Nachmittag gehabt hatte. „Ich hoffe, dass ich es bin. Selbst wenn Sie da anderer Ansicht sind."
Er betrachtete sie nachdenklich, machte jedoch keine wei- tere Bemerkung dazu. „Es wird spät. Ich denke, wir sollten nun essen."
Mit vollendeter Höflichkeit begleitete er sie zum Tisch, und auch Grace flüchtete sich dankbar in die gesellschaftlichen Konventionen.
Sie saßen an einem mit feinem weißem Leinen gedeckten Tisch, aßen von Porzellantellern mit Goldrand und tranken erlesenen Champagner. Ihre Unterhaltung kehrte zu weniger heiklen Themen zurück, und nach und nach begannen sie sich beide zu entspannen. Sie redeten über das Schiff und über Grace' Interesse an der Astronomie.
„Ich habe eine Freundin, Mary, die meine Leidenschaft teilt", erzählte sie ihm. „Wir haben uns auch in der Schule kennen ge- lernt. Eine unserer Lehrerinnen hat uns viel über die Gestirne beigebracht. Mary lebt auf dem Land, und dort scheint der Himmel noch unendlicher als in der Stadt. Die Sterne sehen aus wie Diamanten, die auf schwarzem Samt funkeln."
„Auf See bietet sich doch auch ein wunderbarer Ausblick, finden Sie nicht?" Er sah sie an, als würde er die Sterne eher in ihren Augen als am Nachthimmel suchen, und Grace spürte ein wundersames Gefühl tief in ihrem Innern.
Die Stunden vergingen wie im Flug, und sie konnte nicht leugnen, dass sie jeden Moment genoss. Ethan Sharpe konnte wirklich außerordentlich charmant sein.
Sie musste über etwas lachen, das er gesagt hatte, und trank noch ein wenig von dem teuren französischen Champagner. „Ist der von einem Ihrer Raubzüge?", fragte sie scherzhaft und hielt das Kristallglas hoch, um zu beobachten, wie die feinen Bläschen langsam aufstiegen.
„Ja, ausnahmsweise." Auch er hob sein Glas und lächelte, wie sie ihn bislang selten hatte lächeln sehen. Es veränderte ihn und machte ihn so schön, dass es ihr den Atem nahm. „Der Champagner stammt von einer französischen Fregatte und schmeckt mir daher noch mal so gut." Sein Blick senkte sich auf ihre Brüste, und ihr entging nicht das Verlangen in seinen Augen. Ihr Herz klopfte laut, und in ihrem Bauch begann es erneut zu flattern. Auf einmal glaubte sie zu verstehen, was er für sie zu empfinden schien.
„Auf das Vergnügen", sagte er mit sanfter Stimme.
Sie spürte förmlich, wie sein Blick auf ihrer Haut brannte. „Auf das Leben ... dafür, dass Sie meines gerettet haben." Ethan lächelte wieder, stieß mit ihr an, und sie nahmen beide einen tiefen Schluck.
Dann betrat einer der Küchengehilfen, ordentlich gekleidet in dunklen Hosen, einem weißen Hemd und einer dunkelbrau- nen Jacke, den Salon. Er räumte die Reste ihres Abendessens weg, das überraschend raffiniert gewesen war. Es hatte fri- schen, in Butter und Wein gedünsteten Fisch, gratinierte Kar- toffeln, verschiedene Gemüse, Camembert und zum Nachtisch kleine Zitronentörtchen gegeben.
Grace hatte sich jeden Bissen auf der Zunge zergehen lassen. Sie konnte über den
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