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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2. Perlen für eine Mätresse
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auf einem Stuhl mit Gobelinbezug. Ihre Nähar- beit lag unbeachtet in ihrem Schoß, denn sie sprachen gerade von ihren Sorgen um Lady Humphreys Großnichte, Grace Chastain.
    „Eine sehr unangenehme Sache", meinte Lady Tweed nun, schnalzte leise mit der Zunge und schüttelte ihren grauhaari- gen Kopf. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie Lord Forsythe in London tatsächlich für einen Verräter halten. Dein Neffe war schließlich stets patriotisch - manchmal auf fast schon lächerliche Weise."
    „Und loyal", fügte Lady Humphrey entschieden hinzu. Sie musste wieder an den zehnjährigen Jungen denken, den sie bei sich aufgenommen hatte, nachdem seine Eltern gestorben waren. Wie ihren eigenen Sohn hatte sie ihn großgezogen und hing sehr an ihm. „Seiner armen Frau gegenüber war er in- des nicht immer treu, aber so sind Männer nun einmal, nicht wahr?"
    „Mein Henry ist nur einmal vom Pfad der Tugend abgekom-

men, und dass ich ihn danach für fast ein Jahr aus meinem Zimmer verbannt hatte, war ihm eine Lehre. Ich glaube nicht, dass er mir danach untreu gewesen ist."
    „Diese Tochter von Harmon, Grace Chastain ... auch wenn sie nur sein illegitimes Kind ist, so hat er sie jedoch nie verges- sen. Er hat sich über all die Jahre immer dafür interessiert, wie es ihr geht, und mir oft von ihr geschrieben. Ich glau- be, ihm haben ihr Mut und ihr eigenwilliges Wesen gut gefal- len."
    „Lord Forsythe' andere Kinder kommen ja wohl eher nach ihrer Mutter." Seufzend nahm Elvira ihre Näharbeit wieder auf. „Ich hoffe wirklich, dass es Grace gut geht." Zwischen den beiden Frauen gab es keine Geheimnisse. Sie kannten sich seit mehr als fünfzig Jahren und hatten viele schöne Tage miteinan- der verlebt, aber auch Zeiten des Kummers. Ihre Freundschaft war im Laufe ihres Lebens unerschütterlich geworden, und mit zunehmendem Alter konnte sie auch nichts mehr von dem, was draußen in der Welt an wunderlichen Dingen geschah, aus dem Gleichgewicht bringen.
    Matilda seufzte gleichfalls. „Gott allein wird wissen, was mit ihr geschehen ist." Letzte Woche war ein Schiffskapitän na- mens Chambers mit Grace' Gepäck und ihrer Kammerzofe bei ihnen aufgetaucht. Er bedauerte sehr, dass Grace nicht selbst kommen könne, und erzählte eine merkwürdige Geschichte von einer Entführung an Bord der Lady Anne. Ein gewisser Ethan Sharpe, seinerseits Kapitän auf der Sea Devil, hatte be- hauptet, dass Grace in einer Angelegenheit nationaler Sicher- heit gesucht würde und befragt werden müsse.
    Das konnte nur bedeuten, dass sie in irgendeiner Weise in Harmons Flucht verwickelt war.
    „Vielleicht ist sie schon wieder in London", meinte Elvira. Das war hingegen Matildas größte Sorge. „Wenn ich mir vorstelle, dass meine arme Großnichte in diesem Moment vielleicht in einer Gefängniszelle für ihre mutige Tat leiden muss ..."
    „Daran darfst du nicht einmal denken, Matilda", warnte Elvira sie. „Wenn du Erkundigungen einziehst, wirst du Gra- ce und Harmon nur in noch größere Gefahr bringen. Das Mäd- chen hätte auch niemals bei dir Hilfe suchen sollen. Nun, wo Captain Chambers weiß, wohin sie ursprünglich wollte, wird er leicht eins und eins zusammenzählen können, und wenn

die Verbindung zwischen Grace und Lord Forsythe erst ein- mal hergestellt ist ..." Sie schnalzte erneut mit der Zunge und schüttelte den Kopf.
    „Oh, ich lebe hier sehr zurückgezogen auf dem Land, und Harmon führt nun schon seit zwanzig Jahren sein eigenes Le- ben. Es gibt kaum noch Leute, die von unserer Verwandtschaft wissen, und niemand wird da irgendeine Verbindung vermu- ten. Grace hatte zudem niemand anderen, an den sie sich hätte wenden können."
    „Wollen wir hoffen, dass du Recht hast."
    „Ich habe immer Recht." Zwar hatte Matilda bisher nichts von ihrem geliebten Neffen gehört, doch war sie sich sicher, dass er sich bald bei ihr meldete. Harmon war kein Verräter. Sie glaubte nicht, dass er nach Frankreich geflüchtet war. Und ganz gleich, wo er sich aufhielt, sie konnte nur hoffen, dass er in Sicherheit war.
    Sie liefen in eine kleine Bucht in der Nähe des Küstendorfes Fenning-on-Quay ein, das bei Penzance im Südwesten Eng- lands lag. Der westlichste Punkt Frankreichs lag nur wenige Seemeilen entfernt auf der anderen Seite des Kanals. In den letzten Tagen hatte Ethan Grace manchmal erlaubt, den Sex- tanten des Schiffes zu benutzen und sich ein bisschen in ihren Steuerkünsten zu üben.
    Ihren Berechnungen nach hatte sie bereits

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