Martin, Kat - Perlen Serie
zitternder Hand tauchte sie den Füller in das kleine Tin- tenfass und kleckerte sogleich das Blatt mit Tinte voll. Ärger- lich schob sie das Papier beiseite.
Der zweite Versuch war nicht viel besser.
Liebster Ethan,
Nein, besser nicht. Sie knüllte den Bogen zusammen und machte einen dritten Anlauf.
Captain Sharpe,
vielleicht möchten Sie mir gerne bei einem Schlaftrunk Gesellschaft leisten.
Ihre Grace
Grace wagte nicht, mehr zu schreiben. Wenn Ethan dann bei ihr wäre - falls er überhaupt käme -, würde sie den nächsten Schritt wagen. Vorausgesetzt, dass sie sich dann immer noch so beherzt fühlte.
Sobald Freddie kam, um das Tablett abzuholen, bat sie ihn, dem Captain die Nachricht zu überbringen.
„Er wird sie gleich bekommen, Miss."
„Danke, Freddie."
Nachdem sich die Tür hinter dem Jungen geschlossen hatte, zog Grace sich schnell das saphirblaue Kleid mit der schwar- zen Spitze an. Sie steckte sich ihr Haar hoch, benutzte jedoch nur wenige Haarnadeln, damit Ethan es leichter haben würde, es wieder zu lösen.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihre Hände fühlten sich klamm an. Sie war kurz davor, in eine ihr bislang unbe- kannte Welt vorzudringen. Sie spürte eine wachsende Erre- gung in sich, die ihre Angst bei weitem überwog. Sie wollte dies ... Wollte es so sehr. Sie begehrte Ethan! Errötend dach- te sie an seine leidenschaftlichen Küsse und an die Glücksge- fühle, die ihren Körper durchströmten, wenn er sie berührte. Er brauchte nur in ihrer Nähe zu sein, um tief in ihr die unbe- schreiblichsten Empfindungen zu wecken.
Es war schon spät, und sie hatte sich fast damit abgefunden, dass er nicht mehr kommen würde, als es klopfte. Sie öffnete die Tür und sah Ethan vor sich stehen, in einem blütenweißen Hemd mit langen Ärmeln und eng anliegenden schwarzen Ho- sen, seine kniehohen Stiefel waren auf Hochglanz poliert und sein Haar ordentlich gekämmt.
„Sie hatten mich eingeladen."
„Ja ..." Wie immer, wenn sie ihm nah war, schien es ihr den Atem zu nehmen, und sie fühlte sich auf einmal verzagt. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie sicher war, er müsse es hören.
„Zu einem Schlaftrunk, wenn ich mich recht erinnere." „Ja ..." Sie benahm sich wie eine Närrin, sah ihn an und wusste nicht, was sie sagen sollte.
Ethan betrat die Kabine und schloss leise die Tür hinter sich. Sein Blick wanderte über ihr saphirblaues Kleid. „Wenn ich ge- wusst hätte, dass dies ein besonderer Anlass ist, hätte ich mich eleganter gekleidet."
Grace schüttelte den Kopf, wünschte sich, dass sie etwas an- deres angezogen hätte, und war gleichwohl froh, genau dieses Kleid zu tragen. Sie wollte schön für ihn aussehen.
„Das ist nicht nötig." Nein, wahrlich nicht! Er sah wunder-' voll aus, so atemberaubend gut aussehend, dass ihr Herz vor Sehnsucht nach ihm schmerzte. „Ich wollte Ihnen nur noch ein- mal dafür danken, dass Sie mich heute Nachmittag getröstet haben."
Er lächelte leicht. „Darauf sollten wir etwas trinken, finden Sie nicht?" Er ging zu der kleinen Anrichte hinüber und goss ihr einen Sherry und sich einen Brandy ein. „Ich bin schon darauf gespannt, wie Sie sich bei mir bedanken wollen." Er reichte ihr das Sherryglas. „Womit wollen wir beginnen?" Grace war verunsichert. Sie hatte sich das einfacher vorge- stellt - und natürlich hatte sie ihn nicht nur zu sich gebeten,
um sich bei ihm zu bedanken.
„Ich ... ich weiß nicht so genau ..."
Ethan runzelte die Stirn. „Sie sind nervös." Er nahm einen Schluck und stellte sein Glas dann beiseite. „So habe ich Sie noch nie erlebt. Was haben Sie, Grace? Weshalb wollten Sie, dass ich zu Ihnen komme?"
Ihre Hand zitterte so stark, dass sie ein wenig Sherry ver- schüttete. Ethan nahm ihr das Glas aus der Hand. „Sagen Sie es mir, Grace."
Sie versuchte, all ihren Mut aufzubringen. „Ich habe Sie her- gebeten, weil ... weil ich möchte, dass Sie mich lieben ... das heißt ... wenn Sie noch wollen."
Für einen Moment, der ihr unendlich erschien, stand Ethan reglos vor ihr. Seine hellen Augen sahen sie groß und ungläu- big an.
Dann legte er seine Hände um ihr Gesicht, suchte mit seinen Lippen die ihren und küsste sie lange und voller Hingabe. Er vergrub seine Finger in ihrem Haar, löste die wenigen Nadeln, mit denen sie es hochgesteckt hatte, beugte sich über sie und vertiefte den Kuss.
„Wenn ich noch will?", flüsterte er und ließ seine Lippen über ihren Hals streifen. „Ich habe an kaum etwas
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