Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Maier
Vom Netzwerk:
Skaterszene überall zu eine der Tolerantesten überhaupt. Warum kann das nicht auch bei unserer Clique der Fall sein? Wir bilden die weltweit wohl einzige Ausnahme. Sie akzeptieren Julian, weil er das Privileg besitzt, mein Bruder zu sein. Aber das geht ihnen zu weit. Ein zweiter, mit dem sie sich messen müssen, und der jederzeit dazu in der Lage ist, ihnen die Show zu stehlen. Das ist zuviel für beide. Man könnte es als ihr Hauptproblem bezeichnen. Fast schon krankhaft. Sie wollen am liebsten allen weiblichen Wesen in Hessen mit ihren Kunststücken imponieren. Konkurrenz ausgeschlossen! Dabei sollten sie stolz sein in unserer Mitte einen Experten dieser Art zu haben. Er hat mit Sicherheit von seiner Zeit in Italien Tricks drauf, die wir nicht kennen und die er uns beibiegen könnte. Aber anstatt ihn munter in unserer Clique aufzunehmen, machen sie ihn schlecht. Der große Junge neben ihm muss sein älterer Bruder sein. Oder ein guter Bekannter. Sie unterhalten sich und haben Spaß. Mirco holt Schwung und springt durch die Luft. Was für ein Riesensatz! Er segelt immer weiter. Mark belächelt ihn nur.
    „Sieht richtig schwul aus, was der da abliefert. Wirklich.“
    Schwul! Ich mag den Ausdruck nicht. Um etwas negativ zu beschreiben, muss man nicht das Wort schwul benutzen. Es gibt so viele Ausdrücke. Verspackt, krank, idiotisch, hässlich oder blöd. Ich könnte stundenlang weitermachen. Dieses besagte Wort mochte ich noch nie. Nicht erst seitdem ich Ben liebe. Oje, Ben lieben. Ich kann es mir vor mir selbst schon problemlos eingestehen. Schwul klingt deprimierend und wenn man es dazu benutzt, um Leute zu beleidigen oder lächerlich zu machen, find ich es noch krasser. Wenn die beiden das noch öfter sagen, wird mir der Kragen platzen. Dann kann ich für nichts mehr garantieren. Ich höre es mir noch eine Weile an, aber irgendwann ist es genug. Egal, was sie dann machen. Meine Güte, solche Gedanken hätte ich früher nie gehabt.
    Mirco und der Fremde skaten unbeirrt weiter. Das ist ein gefundenes Fressen für Mark und Co. Verstärkt wird es noch dadurch, dass immer mehr aus unserer Klasse dazukommen. Mark spielt gerne den Wortführer. Er denkt, die anderen damit beeindrucken zu können und hält sich dann für besonders cool. Ich bin zwar ebenso wenig hinten dran, wenn es darum geht über die Bekloppten abzulästern. Aber es gibt schließlich Grenzen. Vor allem dann, wenn man über Leute urteilt, ehe man sie richtig kennen gelernt hat. Bei Verena und ihren Freundinnen ist das was anderes. Sie ist zu Recht unbeliebt. Dem Neuen sollten wir eine Chance geben. Mark ist inzwischen völlig in seinem Element.
    „Seht mal da rüber! Die kleinen Schwuchteln haben’s wohl nicht nötig, uns zu begrüßen. So knüpft man keine Freundschaften! Die halten sich wohl für was Besseres.“
    Darauf, dass sie uns noch nicht bemerkt haben könnten, kommt er nicht. Ich kann anhand dessen nur erahnen, was mir blühen würde, wenn ich ihnen von Ben erzählte.
    „Was haltet ihr denn so von dem Neuen? Die beiden scheinen sich zu kennen. Seht mal, ist wahrscheinlich ‘ne Bettbekanntschaft von ihm. Und der andere! Seht euch mal sein schwules Shirt an.“ Mark setzt immer wieder eins drauf und lacht gehässig. Das ist schon fast peinlich. Selbst Ivo gibt seine Meinung zum Besten.
    „Hey, Mario. Lust auf nen Arschfick?“
    Komisch, dass sie ihre Fäkaliensprache in solchen Momenten immer ihrem Niveau anpassen!
    „Schwul oder was?“ Das hätte Mirco besser nicht geantwortet. Alle brechen in lautstarkes Gelächter aus.
    „Das muss der gerade sagen! Ausgerechnet! Schwul? Ich? Dass ich nicht lache. Schau mal in den Spiegel“, heißt es auf der anderen Seite von mir. Ich mitten drin. Ich komme mir zwischen diesen beiden Welten so verloren vor.
    „Bevor ich mit dir ein ernstes Gespräch führe, ziehst du besser mal dein schwules Shirt aus“, wettert Marlon.
    Ich begreife das nicht. Nur einer hat die Hypothese aufgestellt, dass Mirco schwul sein könnte und der Rest hackt darauf rum, als hätte er Hepatitis. Arschkriecher. Mit-dem-Strom-Schwimmer. Lemminge. So geht das nicht weiter. Was wäre dabei, wenn er tatsächlich schwul wäre? Ich fände es cool. Ich sollte ihn unterstützen! Aber man sieht ja, was einem dann blüht.
    „Jetzt lasst ihn in Ruhe. Ihr kennt ihn doch gar nicht.“ Ich hoffe, zumindest eine Minderheit dazu zu bewegen, nicht vorschnell zu urteilen. Aber es geht volle Kanne daneben. Was habe ich mir dabei nur

Weitere Kostenlose Bücher