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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Maier
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man wirklich liebt, ist es scheinbar eine unüberwindbare Hürde das auszusprechen. Ich halte immer noch seine Hand. Ganz fest. Es ist schön, ihn zu spüren. Sein Gesicht ist bezaubernd schön. Träume ich oder hat er inzwischen seine rechte Hand auf meine gelegt, die wiederum seine Linke festhält? Spüre ich sein sanftes Entlangfahren über meinen Handrücken wirklich, oder ist es pure Illusion? Mein spezieller Freund da unten steht schon vor lauter Freude. Ich traue mich nicht auf unsere Hände zu starren; es ist, als hafte mein Blick nur auf seinem Gesicht. In einem Porno würde ich ihn nun mitten auf dem Tisch vernaschen. Am liebsten würde ich ihn gar nicht mehr loslassen. Mir fehlen die Worte. Allerdings ist es schleunigst erforderlich, was zu sagen, schließlich halte ich immer noch seine Hand. Ohne Grund. Das gibt’s doch nicht! Ich kann nicht wortlos vor mich hin schweigen. Ich beginne einzelne Brocken zu stottern.
    „Du, Ben? Ähm ..., ich ... muss dir was sagen. Ich ... liebe ... es zu joggen, wie du weißt. Hast du mal wieder Zeit?“ Ich bin ein Schlappschwanz! Ich ziehe meine Hand zurück. Das wäre die Gelegenheit gewesen, doch zu spät. Mist! Hat er mich jetzt festgehalten, oder nicht? Vor lauter Hektik habe ich versäumt einen kontrollierten Blick darauf zu werfen. Ich bekomme es einfach nicht hin. So gerne ich es ihm auch sagen möchte.
    „Auf jeden Fall! Ich melde mich bei dir, okay? Ich muss wieder los. Die Arbeit wartet und wird von alleine nicht weniger. Kann ich dich irgendwohin mitnehmen?“ Er blinzelt mir zu, legt seine Hände auf meine Schultern und schiebt mich direkt vor sich zum Ausgang. Bitte nicht mehr loslassen!
    „Nee, danke. Lena kommt noch. Bis dann.“
    Glück gehabt. Das war knapp. Habe gerade noch so die Kurve gekriegt. Die Sache mit Lena ist natürlich gelogen. Es geht nicht anders. Da ich allein mit Ben im Auto bestimmt total lächerliches Gesülze von mir geben würde. Außerdem habe ich Angst, dass er die Beule in meiner Hose bemerkt. Ich muss ihn behutsam auf dieses Thema hinführen. Ihn aushorchen, was er über Schwule denkt. Wenn ich es mir genau überlege, habe ich eigentlich ganz cool reagiert. Ich hab es ihm zwar nicht gesagt, obwohl ich es wirklich versucht habe. Aber zumindest wird er sich Zeit für mich nehmen. Ich gehe zum Mainufer. Ich habe jetzt Zeit, mir einen Plan zurechtzulegen, um herauszufinden, was er von homosexuellen Beziehungen hält. Voller Vorfreude spaziere ich am Ufer entlang. Es duftet nach Wasser. Ich beobachte eine Entenmama mit ihren Küken. Er hat seine Hände auf meine Schultern gelegt! Bestimmt hatte er ebenso stark das Bedürfnis danach mich zu berühren, wie ich es bei ihm habe. Wie geil! Was träume ich schon wieder für wirres Zeug? Die Aktion von ihm hat sicherlich nichts zu bedeuten. Ben hat es eher unbewusst gemacht. Oder es als eine freundschaftliche Geste betrachtet. Was ihn angeht neige ich dazu, alles über zu bewerten. Aber allein der Gedanke, dass er es doch mit Absicht gemacht haben könnte, gibt mir Kraft. Hätte ich es doch nur raus gebracht. Es sind doch nur drei Worte, drei lächerliche Worte ...
     

Museumsuferfest
     
    Die nächsten Tage vergehen wie im Delirium. Um mich herum bekomme ich nichts mit. Die Clique benimmt sich wie immer. Vergessen ist unser kleiner Zwist an der Hauptwache. Als hätte es ihn nicht gegeben. Totgeschwiegen. Es passiert mir häufig, dass ich oft auf meine mittlerweile auffällige Ruhe angesprochen werde. Für einige wirke ich schon apathisch. Ich weiß nur, dass ich mich im Kreis drehe. Immer wieder. Über das, was ich will, sollte ich mir allmählich klar werden. Hundertmal habe ich mir als Kind, und auch noch in näherer Vergangenheit, vorgestellt, wie mein Leben mit 25 oder 30 Jahren aussehen soll. Das typische Ideal eben. Haus, Frau, ein bis zwei, mit Glück und Potenz vielleicht drei Kinder, ein Hund und tolle Autos in der Garage. Ein Sportwagen fürs Wochenende zum Angeben und einen Mercedes, um zur Arbeit zu kommen. Meinen fetten Gehaltsscheck erarbeite ich mir natürlich in gehobener Position. Ganz gewiss habe ich auch nichts gegen eine Film- oder Modelkarriere einzuwenden, nur will ich nicht allzu utopische Vorplanungen treffen. Ich frage mich ständig, was mir diese Träume und Ziele noch bedeuten. Eigentlich will ich mit Ben zusammen leben. Mit keinem anderen Mann und schon gar nicht mit einer anderen Frau. Ich erwische mich immer häufiger dabei wie ich auf die Ärsche anderer

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