Marzipaneier (Junge Liebe)
An seinem Leben teilhaben. Er rührt sich nicht von der Stelle. Das ist gemein! Lass mich nicht hängen. Es ist mir unerklärlich. Wie kann er mich nach allem, was in letzter Zeit zwischen uns passiert ist, zielgerichtet ignorieren? Das war doch sonst nur meine Masche! Ich dachte, diese Kinderspielchen hätten wir endgültig hinter uns? Hey! Hier bin ich. Ich lebe noch! Was soll das Theater? Ich sterbe, wenn du das für den Rest des Tages so starrköpfig durchziehst.
Mein Blick ist geradeaus auf Omas Vase vor mir gerichtet. Ich hatte mich so gefreut, Ben zu sehen und Zeit mit ihm zu verbringen. Auch wenn mir bewusst war, dass es kaum eine Möglichkeit geben kann, ungestört bei ihm zu sein. Und jetzt dieser herbe Rückschlag.
Es geschieht nichts. Das kann’s doch nicht gewesen sein. Ich muss Aufmerksamkeit erregen. Ben, Bianka, Oma und Mum sprechen über Kindererziehung. Sie diskutieren über die Menge der Pflege, die besonders kleine Kinder intensiv brauchen. Ich will mich einmischen.
„Ich denke, man sollte auf die Kinder eingehen, aber nicht alles, was sie tun als Weltwunder betrachten. Das macht sie mit der Zeit überheblich.“ Sich ungeniert einzumischen, ist immer noch die beste Methode seinen Senf dazuzugeben.
„Denkst du, genug Einblick in diese Thematik zu haben? Um hier mitreden zu können, bist du etwas zu jung. Das erfordert Erfahrung.“ Das war gemein. Das hätte ich nicht von Ben gedacht. Sogar er behandelt mich plötzlich wieder wie einen kleinen Jungen. Ich bin sauer, wütend, gekränkt und sprachlos auf einmal. Niemand ergreift Partei für mich. Keiner nimmt meine These auf, obwohl sie für mich logisch klingt. Oma wirft mir vorwurfsvolle Blicke zu. Ich weiß, ich als Teenager habe nicht das Recht, mich in Gespräche Erwachsener einzumischen. Entschuldigung vielmals, dass ich eine eigene Meinung habe!
Ben beginnt mit seinen Zwillingen zu schmusen. Eifersüchtig starre ich sie mürrisch an. Ich kann nicht begreifen, wieso er zu ihnen so zärtlich ist, wie er es vor wenigen Tagen noch zu mir gewesen war. Er scheint mich von der einen auf die andere Minute nicht einmal mehr zu kennen.
Schnellstmöglich möchte ich nach Hause. Alles ist besser, als hier zu bleiben und dieses deprimierende Familienspiel ertragen zu müssen. Auf einer einsamen Insel wäre es bestimmt auch ganz nett. Das wär’s. Ohne irgendjemanden. Wenn ich ihn doch bloß nicht so abgöttisch lieben würde, könnte ich versuchen, das Ganze zu vergessen. Menschen sollten einen Knopf zum Ausschalten ihrer Gefühle haben, auf den man in solchen Augenblicken drücken kann. Push the button to get happy.
Ich liebe dich, Ben! Ich kann nicht mehr. In meinen Träumen halte ich dich fest in meinen Armen und will dich nie mehr gehen lassen. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Werde ich dich bereits nach einigen innigen Küssen wieder aufgeben müssen? Aber ich spüre doch, dass es in deinem Herzen einen Platz gibt, der für mich bestimmt ist. Nur, wenn du es dir nicht eingestehst, habe ich keine Chance. Imaginär habe ich den Mut, ihm das komplett so an den Kopf zu werfen, aber um es ihm ins Gesicht zu sagen, bedarf es mehr. Ich würde keinen Satz herausbekommen.
Wir brechen auf. Die Erlösung naht! Das Abendbrot habe ich kaum angerührt. Ich möchte raus hier. Sonst nichts. Kurze Verabschiedungszeremonie; Ben ist glücklicherweise auf der Toilette. Nichts wie weg, bevor er wieder kommt. Auf diese Weise vermeide ich erneut, von ihm weich gekocht zu werden.
Schweigsam bringe ich die Fahrt hinter mich. Cora hat gecheckt, dass mit mir was nicht stimmt und folgt mir zu Hause mit zwei Tassen Tee mit Rum auf mein Zimmer.
„Hab’ mich von dem lahmen Haufen da unten losgerissen. Mit dir ist was nicht in Ordnung. Ben, stimmt’s?“ Was für eine Schwester! Sie setzt sich zu mir auf mein Bett. Wie in alten Zeiten. Anlehnungsbedürftig lege ich meinen Kopf an ihre Schulter.
„Es ist scheiße. Ich kann nicht mehr!“
„Rauslassen, das hilft. Ich habe bemerkt wie nahe es dir ging. Er hat dich weder angesprochen, noch angeschaut. Die Zwillinge hättest du am liebsten umgebracht, was du mit deinen Blicken mühelos hinbekommen hättest, wenn die töten könnten.“
„Jetzt weiß ich wenigstens, woran ich bin. Nur das mit dem Kuss krieg ich nicht auf die Reihe. Warum um alles in der Welt hat er das getan? Wieso verarscht er mich so? Es wäre halb so wild, wenn wir uns nicht geküsst hätten. Aber wahrscheinlich messe ich dem Kuss eine zu
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