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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Maier
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allein und verlassen. Ich will diesen Traum unbedingt wieder einfangen. Ben liegt bestimmt noch im Bett. Wer weiß, vielleicht hat er gerade sogar wilden Anstands-Sex mit Bianka. Ich will besser nicht daran denken.
    Sieben Uhr drei. Noch eine knappe Stunde bis Cora ankommt. Sie wird Felipe mitbringen, um ihn offiziell der Familie vorzustellen. Es ist was Ernstes daraus geworden. Ich freue mich für sie.
    Wir Kinder werden den Baum schmücken. Das hat seit ungefähr zehn Jahren Tradition bei uns. Eigentlich verwunderlich, denn die meisten unserer Traditionen sind überflüssig. Diese nicht. Mum und Dad werden Geschenke verpacken - ganz allein im Arbeitszimmer versteht sich - und das Essen für heute Abend zubereiten. Danach putzt sich jeder vom allerfeinsten raus und wir gehen zusammen zur Kirche. Die Messe ist fantastisch. Ein Mix aus Spannung, Vorfreude und natürlich Gedanken an den wahren Grund von Weihnachten. Die Geburt Christi. Wo sonst als in der Kirche, wird man heutzutage noch an den eigentlichen Sinn dieses Festes erinnert? Überall wimmelt es von Nikoläusen und kindlichen Unschuldsengeln. Und vor allem von scheinbaren Sonderangeboten. Ich finde es nur peinlich, wenn Kinder steif und fest behaupten, Weihnachten sei der Geburtstag des Weihnachtsmannes. Es ist zu einem Ereignis geworden, das, so denke ich, heutzutage im Zeitalter des Materialismus immer weiter zurückgedrängt wird, um die Gier nach allem, besonders dem Profit, zu befriedigen. Deshalb fällt Weihnachten, was die Geschenke betrifft, bei uns für gewöhnlich nicht so üppig wie in anderen Häusern aus. Ehrlich gesagt finde ich das okay. Dafür werden die Geburtstage umso intensiver begangen. Besonders Julians am 1. Januar wird stets groß auf der Skihütte gefeiert.
    Der Tag ist noch jung. Ach Ben, wärst du doch bei mir! Jetzt, hier in meinem kuscheligen, warmen Bett. Ich schlafe mit meiner Latte wieder ein.
    Der Geruch von frisch gebackenen Plätzchen weckt mich erneut auf. Zehn Uhr neun. Mist, jetzt wird’s langsam Zeit. Raus aus den Federn! Mum hat doch noch welche gebacken, nachdem Dad, Jay und ich in den vergangenen vier Wochen fleißig am Futtern waren. Mum macht die besten Plätzchen der Welt, ach was, des Universums. Die diesjährige Ration hat Weihnachten einmal mehr nicht gesehen. Das einzige, was ihnen nur annähernd das Wasser reichen kann, sind Omas selbst gemachte Pralinen und ihr Apfelstrudel. Regelmäßig zu den Feiertagen schiebe ich einen Fressflash nach dem anderen. Es klopft an meiner Tür.
    „Stopp! Ich bin nackt; 1,2,... 3 herein!“ Ich bin kein Morgenmuffel und schon zu Scherzen aufgelegt. Kann ja nur Cora sein. Wer auch sonst? Mit breitem Grinsen auf den Lippen tritt sie in mein Zimmer.
    „Hi, Brüderchen. Schön dich zu sehen. Lass dich umarmen!“ Sie fragt, ob ich das mit Ben überwunden habe. Oops, da fällt mir ein, sie nicht auf dem Laufenden gehalten zu haben. Wie peinlich. An meinem Gesichtsausdruck erkennt sie sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sie legt sich zu mir aufs Bett.
    „Das ist nicht wahr! Mach keine Witze“, meint sie unglaubwürdig und rümpft dabei ihre spitze Nase. Wie macht sie das nur? Schon früher hat sie gnadenlos von meinen Augen abgelesen, was abgeht. Ich grinse verhalten und nicke.
    „Erzähl, was habt ihr gemacht, du Pottsau?“, stößt sie aus und klatscht dabei mit ihrer flachen Hand auf meinen nackten Oberkörper. Neugierde ist ihre größte Schwäche. Ich erzähle ihr von unserem Kuss im Auto. Davon, dass es der beste war, den ich je bekommen habe, und dass meine Sehnsucht nach Ben schon krankhafte Ausmaße annimmt. Cora hat Ben das nicht im Geringsten zugetraut, beteuert sie mit dem Hinweis an mich jetzt unbedingt am Ball bleiben zu müssen.
    „Da geht noch mehr. Vertrau mir! So wie du seine Küsse beschreibst, hat das zweifellos mehr als Zufall oder Bewunderung zu bedeuten. Mit Männern kenne ich mich aus. Aber nimm dich in Acht, dass Bianka oder sonst wer aus unserem Clan nicht Wind von der Sache bekommt! Sonst bist du erledigt.“
    Ich bin erleichtert, es endlich jemandem erzählt zu haben, ohne, dass derjenige vor lauter Atemnot den Notarzt rufen muss. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, weil Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit mit Ben auszutauschen mir trotz allem noch schleierhaft erscheint. Dennoch habe ich immer mehr den Mut, es zu wagen. Aber selbst, wenn wir zusammen wären, wie würden die anderen reagieren? Die Antwort darauf liegt unumgänglich

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