Marzipaneier (Junge Liebe)
analysieren. Ich bilde mir ein in den großen Wagen zu steigen und in ihm durch die Milchstraße zu fahren, wo die sexuelle Veranlagung keine Rolle spielt.
Ich höre wie sich die Tür öffnet, nehme knisternde Schritte im Schnee wahr und werde aus meinen Gedanken gerissen. Ich denke mir nichts dabei. Wahrscheinlich ist einer der Raucher wieder rausgeflogen. Doch plötzlich fühle ich eine wärmende Hand auf meiner Schulter, während ich zum sternklaren Himmel emporblicke.
„Hi, Dennis.“ Ben! Er setzt sich zu mir. Ich bin irritiert.
„Was willst du hier? Hau ab!“ Ich bin zufrieden, dass ich das über meine Lippen gebracht habe. Doch anstatt meinen Worten Folge zu leisten, setzt er sich ein Stück näher zu mir. Hat der Wachs in den Ohren? Ich glaub ich spinne!
„Lass mich in Ruhe“, sage ich energisch. Vielleicht kapiert er es jetzt. Irrtum. Sieht so aus, als bliebe er nun erst recht. Was für ein sturer Depp!
„Immer, wenn du kommst, verdrehst du mir den Kopf, um dann wieder abzuhauen. Ich will das nicht! Geh zu deiner Family! Ich komm klar. Keine Sorge.“
„Ich kann dich verstehen. Aber du musst mich auch verstehen. Bitte! Es ist auch für mich nicht leicht. Hör mich an. Ich bin extra raus gekommen, um mit dir zu reden. Hier ist es still, und weit und breit keiner zu sehen. Ich weiß zwar nicht wie es bei dir aussieht, aber der Kuss im Wagen war kein Ausrutscher meinerseits. Eher was Besonderes. Es hat gedauert bis ich es einordnen konnte.“
„Denkst du für mich nicht? Ich krieg’s nicht gebacken. Aber wenn es was Besonderes gewesen sein soll, kannst du mir dann erklären, warum du dich an Weihnachten verhalten hast, als ob du mich nicht kennst?“
Auf diese Antwort bin ich mächtig gespannt. Es wäre zu schön um wahr zu sein. Zögernd ergreife ich meine Wangen, um sie zu kneifen. Ich will sicher sein, dass dieses Gespräch kein Traum ist. Ich bin so scharf auf ihn. Am liebsten würde ich mich auf ihn stürzen und ihm die Kleider vom Leib reißen. Was mich davon abhält ist die Kälte; das könnte unter Umständen sehr ungesund enden.
„Das mag banal für dich klingen, aber Oma war der Grund. Wirklich! Schon als ich noch ein Teenie war, hat sie es noch vor allen anderen gesehen, manchmal wusste sie es sogar, bevor ich mir selbst hundertprozentig sicher war, dass ich verliebt bin. In deiner Gegenwart hätte das keine Minute gedauert. Neugierig wie sie nun mal ist ... Sie wollte ja schon wissen, warum ich dich so euphorisch begrüßt habe.“
„Sehr banal. Du kannst mir viel erzählen. Ich würde dir so gerne glauben. Ich ..., wenn du wüsstest wie oft ich in diesem Jahr an dich gedacht habe. Du hast mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Ich liebe dich. Wahnsinnig.“
Im Moment ist mir alles egal. Ich kann es nicht auf den Alk schieben, wie es im Auto noch hätte der Fall sein können. Im Grunde bin ich stocknüchtern und mir durchaus bewusst, was ich tue. Dennoch bin ich mutig und muss austesten, ob er es ernst meint.
Ich knie mich auf die Bank, die bei jeder unserer Bewegungen Geräusche macht, als wolle sie umgehend in ihre Urbestandteile auseinanderbrechen. Ich habe seine Beine zwischen meinen. So nah waren wir uns noch nie. Letztes Mal war alles so einfach. Ich habe es fast vergessen, wie wir es damals angestellt haben. Wir beginnen uns leidenschaftlich zu küssen. Wie habe ich das vermisst. Er gehört mir. Für diesen einen Moment. Mein Geschlecht meldet sich wieder. Ich muss aufpassen. Wenn ich mich an Ben riebe, hätte ich gleich ein klebriges Hemd.
„Aber hallo! Bei dir regt sich was. Kann das sein, mein Kleiner?“
Ben ist hocherfreut. Ich spüre, wie auch er seine Erregung nicht zurückhalten kann. Als wir uns zum ersten Mal geküsst haben, konnte ich nicht beurteilen, ob es bei ihm so war. Jetzt habe ich Gewissheit. Umsonst erhärtet sich das wertvollste Stück eines Mannes nicht. In seinen Worten muss Wahrheit stecken. Sein Aftershave bringt mich noch um den Verstand. Die Kälte ist inzwischen verschwunden. Wir haben die ideale Wärmeproduktion gefunden. Ich habe Lust auf mehr. Nur dafür sind wir zur falschen Zeit am falschen Ort. Wir müssen Acht geben, dass wir nicht noch erwischt werden. Aber eine schneebedeckte Tanne schützt uns vor hämischen Blicken.
„Was würde deine Bianka sagen, wenn sie zu uns raus käme?“
„Was würde deine Lena sagen, wenn sie hier wäre?“
Wir grinsen und umarmen uns fest.
„Ich werde dich in eine Welt führen, in der es
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