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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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Veränderung an; er trug die Bezeichnung R1-33f und kam aus der westlichen Fabrik. »Warum hast du optische Modifikationen an deinem Arm durchgeführt?«
    »84,7 Prozent meiner M etalloberfläche wurden schwarz beschichtet. Ich habe den Reflexionsgradienten der einzelnen Partien gemessen und die Werte des weißen Arms als suboptimal eingestuft. Nach gründlicher Analyse gehe ich von einem Konstruktionsfehler aus, den ich gestern korrigieren ließ. Meine Kalkulationen ergeben, dass ich fortan zwölf Minuten und vierundzwanzig Sekunden länger abends an einem Kriegsschiff arbeiten kann, ehe die Kältebelastung für meine Servos zu groß wird. Eine schwarze Lackierung fördert die Wärmespeicherung, somit ein langsameres Absinken der Betriebstemperatur.«
    »Konstruktionsfehler?«, fragte R1-33f und ließ sein Schweißgerät sinken; die Stahlplatte, an der er gerade arbeitete, glühte nach. »Präzisiere diese Annahme.«
    »Beachtet man die atmosphärischen Bedingungen des Mondes, unter denen wir arbeiten, wird evident, dass weiße Komponenten von Nachteil sind; nur eine schwarze Beschichtung sorgt für eine optimale Leistungskurve. Somit ist ein Konstruktionsfehler anzunehmen ...«
    »Ich folge deiner Logik«, antwortete R1-33f und rechnete nach. Er nickte. »Deine Berechnungen sind korrekt. Wo hast du deinen Arm umspritzen lassen, Einheit R1-16a?«
    R1-16a schwenkte seinen Torso und zeigte auf einen Helfer, der am Schiffsheck diverse Kriegszeichen auftrug. »Er hat die Modifikation durchgeführt.«
    ***
    »Einheit R1-16a und Einheit R1-33f, warum habt ihr optische Veränderungen am rechten Arm vorgenommen?«, fragte ein Roboter der östlichen Fabrik, während er mit Bolzen eine Strahlenkanone fixierte. »Diese Färbung widerspricht den Angaben der vorgegebenen Konstruktionsmatrix.«
    »Die Programmierung der Matrix ist fehlerhaft«, erklärte R1-16a und bohrte ein neues Loch durch zwei Stahlplatten. »Der Reflexionsgradient deiner weißen Komponenten ist als suboptimal einzustufen, Einheit R2-E4.«
    »Suboptimal?« Knirschend zog R2-E4 den Bolzen fest. »Präzisiere diese Annahme«
    R1-16a erläuterte seine Berechnungen. Danach sagte R2-E4: »Ich folge deiner Logik; doch bedenke, dass weiße Lackierungen einer Überhitzung in der Mittagszeit vorbeugen. Die Sonneneinstrahlung ist zu dieser Zeit am stärksten.«
    »Das habe ich mitkalkuliert: Selbst ein komplett weißes Gehäuse würde nur einen positiven Effekt von neun Minuten und einundzwanzig Sekunden erzielen. Das sind drei Minuten und drei Sekunden weniger als bei einer schwarzen Färbung.«
    »Bedenke, dass die Strahlung der Sonne gelegentlichen Schwankungen unterworfen ist. Im Sommer –«
    »Diese Variable ist irrelevant«, unterbrach ihn R1-33f, der sein fauchendes Schweißgerät absetzte. »Die registrierten Schwankungen sind marginal.«
    R2-E4 schaute ihn an. »Hast du eine Langzeitanalyse durchgeführt?«
    »Noch nicht«, erwiderte R1-33f und setzte das Schweißgerät an; heiße Funken sprühten ihm ins Metallgesicht. »Ab heute werde ich mit der Datensammlung beginnen.«
    »Teile mir dein Ergebnis mit«, bat ihn Einheit R2-E4, nach einem neuen Bolzen greifend. »Vorher lasse ich meine weißen Komponenten nicht umspritzen.«
    ***
    Zwei Wochen später wandte sich R2-E4 an einen Roboter mit der Bezeichnung R2-O3, ein altes Modell, das schon vor Jahrzehnten in der östlichen Fabrik hergestellt worden war; viele Schrammen bedeckten dessen Gehäuse. »Einheit R2-O3, hast du die optischen Modifikationen bemerkt, die an manchen Einheiten durchgeführt worden sind?«
    »Ich habe es registriert«, antwortete R2-O3 und nickte. »Kennst du den Grund für dieses Prozedere?«
    »Sie behaupten, dass der Reflexionsgradient unserer weißen Komponenten als suboptimal eingestuft werden muss.«
    Der Roboter R2-O3 stellte seine Werkzeugkiste ab. »Präzisiere diese Annahme …«
    Und R2-E4 erklärte es ihm. Daraufhin sagte er: »Ich habe ebenfalls Messungen durchgeführt und mit den zuletzt gesammelten Daten abgeglichen: die Sonneneinstrahlung hat demnach über die letzten drei Jahre konstant zugenommen. Meine Berechnungen führten zu folgendem Ergebnis: Einheiten der westlichen Fabrik überhitzen mit einer sechsunddreißig Prozent höheren Wahrscheinlichkeit als Einheiten der östlichen Fabrik. Dies wird Auswirkungen auf ihre Motorik und ihre logischen Denkprozesse haben.«
    »Wo liegt die Ursache, dass dieser Anstieg nicht schon früher bemerkt worden ist?«, fragte

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