Maschinenkinder
fort von hier, ich kenne sein Geheimnis.
Hört ihr beiden mich nicht?
Ein drohender Schatten über den Kalkformationen, ich spüre die Kälte – sehe und höre das Ende der Welt und den Tod; wie Masse und Form sich im Zentrum vereinen und alles zerbrechen, versteinern, bevor ein neuer Mond entsteht.
Mit Mühe durchwate ich jedes Becken, doch Erdstöße zwingen mich auf die Knie; alles wackelt und kippt, und kein Halt auf dem seifigen Boden. Nur kriechend lege ich die Strecke zurück, kralle die Finger ins gräuliche Fleisch, dann endlich: das Raumschiff, nicht weit entfernt, doch seine Stelzen sind eingesackt, der goldene Rumpf steht diagonal, der Antrieb neigt sich der Schleimpfütze zu, in der wir blindlings gelandet sind.
Das Forschungsgerät habe ich auf dem Rückweg verloren, nur wenige Proben gerettet, meine kostbaren Daten, nicht neu zu beschaffen.
Beeilung!
Ich stolpere vorwärts, die Rampe empor, eine Hand am Geländer, und durch die Luke hindurch, die ich verschließe – ein hermetisches Fauchen, und Dampf schießt umher: Ich huste, als ich die Brücke betrete.
Glühlampen blinken.
Sofort reiße ich einen Hebel nach unten, bringe die Ruder in Position, worauf die Maschinen rhythmisch schnaufen. Ein Pfeifton beendet die Startsequenz, dann hebt das Schiff ab wie ein Fesselballon und wir segeln hinauf zu den Sternen.
Zwielicht, und blutüberströmt steigt nun der Alb von meiner Brust, und befreit atme ich die Stille des Weltenraums ein, eine kühle, bald seidige Schwärze, die uns umgibt – Atax, Eron und mich. Geborgen und sicher, in diesem Kokon aus Metall.
Die Analysen sind fertig, ich hefte sie ab. Lange habe ich am Fenster gestanden und den Muschelplaneten betrachtet, wie er so friedlich daliegt mit seiner perlweißen Kette aus Monden, und mich gefragt, ob nicht alles ein Hirngespinst war, ein Trugbild, verursacht durch psychotrope Substanzen, die ich im Schleim nachweisen konnte.
Ein Lebewesen, vielleicht unzählig viele, das ist noch denkbar – aber ein Gott, unsterblich, in Ewigkeit schlafend? Wer kann das wissen, es bleibt Hypothese, und ich bin der Forscher, für mich gelten Fakten!
Mehr erkenne ich nicht.
Ein Pulsieren, ein Atmen – ich kann es ertasten, doch es ebbt ab und wird schwächer, verliert sich im Dunkeln, als wir diesen Sternenhafen verlassen und in die Leere aufbrechen, um neue Ufer, neue Welten zu finden.
Wir sind der Mentar, auf langer Reise.
Und die Sterne lächeln uns zu.
SCHWARZ/WEISS
Während des Krieges hatte man auf einem der äußeren Monde eine Werft errichtet, drei Fabriken bauten die Roboter – und die Roboter bauten die Kampfschiffe. In der Fabrik R1 westlich der Werft wurden schwarze Roboter mit einem weißen Arm gefertigt; östlich der Werft schweißten die Maschinen der Fabrik R2 weiße Roboter mit einem schwarzen Arm zusammen.
Die Abweichung lag an der hastig programmierten Konstruktionsmatrix, spielte aber für die Funktionalität der Roboter keine Rolle; ihr Innenleben, Lichtgehirn und Mechanik, war absolut identisch – daher übten beide Roboterfabrikate auch dieselben Tätigkeiten aus: Erzgewinnung, Stahlerzeugung, Antriebs- und Geschütz-Konstruktion, Verbau der Einzelteile zu einer Kriegsfregatte und vieles mehr.
In der dritten, nördlich gelegenen Fabrik wurden Roboter montiert, die für feinere Aufgaben benötigt wurden – für das Festziehen von Muttern und Schrauben, für die Lackierungen oder das Auftragen der Hoheitswappen am Rumpf. Es waren kugelförmige Helfer, nicht größer als ein Spielball, bestückt mit einer einfachen Intelligenz: Sie führten alle Befehle sofort aus und antworteten stets mit Ja oder Nein. Je nach Kapazität erhielten sie eine schwarze oder eine weiße Lackierung – schwarz in der westlichen, weiß in der östlichen Fabrik.
Über die Jahre und Jahrzehnte hatten die Roboter so gut zweihundert Schiffe gefertigt und im Orbit des Mondes bereitgestellt. Doch niemand kam, um sie abzuholen; der Krieg war längst vorbei – die Werft vergessen worden, als es zum Friedensvertrag und zur Abrüstung kam.
Eines Tages erschien ein Roboter vollkommen schwarz zu seiner Schicht. (Die Einstrahlung der naheliegenden Sonne machte es unmöglich, am Mittag zu arbeiten, schnell überhitzten die Servogelenke. Nachts war es zu kalt und zu dunkel, trotz der künstlichen Beleuchtung.) Seine Kennung war R1-16a und er hatte sich den rechten Arm von einem Helfer umspritzen lassen.
»Einheit R1-16a«, sprach ihn ein Roboter auf die
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