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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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bin daran interessiert, Teile für mich zu bauen. Nicht bloß für andere Leute.«
    Sie starrte mich an. Dann lächelte sie. »Nun, ich glaube, wir verstehen uns. Ich sag Ihnen was. Sie machen weiter wie bisher, und ich sehe, was ich von meiner Seite beitragen kann. Damit Ihre Realität mit der der Firma zusammenkommt.«
    »Okay.«
    »Wie fänden Sie einen Zahn mit eingebautem Telefon?«, fragte sie. »Ich glaube, das kam mal im Fernsehen.«
    »Ähm.«
    »Das wäre funktional. Sehr funktional sogar. Damit will ich nicht sagen, dass Sie das Kosmetische streichen sollen. Alle sind begeistert von der Kosmetik. Aber wenn Sie den Drang spüren, was weiß ich, Telefone in Zähne einzubauen, dann liegt die Entscheidung ganz bei Ihnen. Sie sind der Wissenschaftler. Der Mann mit den Ideen. Verstehen Sie?« Sie lachte.
    »Ja.« Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte.
    »Freut mich, dass wir so schön geplaudert haben. Ganz ehrlich. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Okay.«
    »Und halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    »Okay.« An der Tür blickte ich noch einmal zurück.
    Ihre forschend bohrende Zunge machte eine Beule in die Wange.
    Lolas Suite hatte einen Balkon. Der Sommer ging bereits zu Ende, aber wenn sie sich in eine Decke hüllte, konnten wir noch draußen sitzen und die vorbeiflitzenden Autoscheinwerfer beobachten. Zitternd beugte sie sich über das Geländer. »Wenn man ein Auge zumacht, sehen die Autos aus wie Spielzeug. Als könnte man sie mit einem Fingerschnips umstoßen.«
    Ich legte den Arm um ihre Taille. Oder um die Stelle, wo die Taille sein musste. Es war eine dicke Decke. Sie schaute auf. Ihre Lippen öffneten sich. Dann drehten wir uns beide nach hinten, wo die Schwester zerknüllte Taschentücher von Lolas Nachttisch aufsammelte und sie in den Müll warf.
    »Sie kommt immer kurz vor dir«, flüsterte Lola.
    »Tatsächlich?«
    »Wenn du nicht da bist, bekomme ich sie kaum zu sehen.«
    Die Schwester fing meinen Blick auf und lächelte durch die Scheibe.
    »Ich möchte weg.« Lola legte die Arme um mich und drückte. »Irgendwohin, wo uns niemand beobachtet.«
    Eine gute Idee. Ich zögerte.
    »Natürlich erst, wenn du deine Arbeit beendet hast.«
    »Ja.«
    »Ich meine nicht, dass du mit deiner Arbeit aufhören sollst.«
    »Möglicherweise kommt bald eine Erholungsphase«, bemerkte ich. »Im Zusammenhang mit den Armen.«
    »Wirklich.« Lola berührte meinen Ärmel.
    Ich bekam Gänsehaut. Was die sensorische Rückmeldung anging, war die Biologie immer noch unübertroffen. Das hatte ich nicht annähernd erreicht.
    »Ich mag deine Arme.« Ihre Hand bewegte sich weiter, bis sie meine Metallfinger erreichte. »Aber die mag ich auch.« Sie lehnte den Kopf an mich. »Die, die du selbst gemacht hast.«
    Auf dem Weg zurück in meine Schlafkabine beschloss ich, eine Topfpflanze zu klauen. Auf Lolas Etage gab es Dutzende davon, und diese fröhlichen grünen Flecken machten wirklich etwas her. Am liebsten hätte ich ein paar davon in die Labors gestellt, aber das ging nicht wegen der Kontaminationsgefahr. Doch mein Zimmer konnte ich damit aufhellen. Also nahm ich die Pflanze mit und stellte sie bei mir in eine Ecke.
    Am nächsten Tag fing ich an, mich ernsthaft mit sensorischer Rückmeldung zu beschäftigen. Das Erstaunliche war, wie wenig dieses Gebiet erforscht war. Die Aufsätze waren spekulativ und beschrieben Experimente, die sich als nützlich erweisen konnten, falls andere diese oder jene klaffende Lücke schlossen. Sie begannen mit Erklärungen wie: Bisher besteht kaum ein Interesse am Problem der Ersetzung von Sinnesfunktionen, die durch eine Amputation verloren gegangen sind.
    Das ärgerte mich. In jedem x-beliebigen Elektronikladen konnte man für dreihundert Dollar eine Spielekonsole mit Gyroskop und zweifacher Rückkopplungsregelung kaufen, die schüttelnd und stoßend in achtzehn verschiedenen Stufen das Gefühl nachbildete, in einem Panzer über ein Schlachtfeld zu rollen. Aber die Wiederherstellung des Tastgefühls bei jemandem, der einen Arm verloren hatte, war nicht von Interesse. Diese Leute bekamen eine Klaue aus den 1970er-Jahren, und damit hatte sich der Fall. Wir verfügten über die Technologie – aber am falschen Ort. Was mich daran störte, war weniger die moralische Dimension als die Ineffizienz. Es war eine fehlgeleitete Ressourcenzuteilung. Natürlich war mir klar, warum Unternehmen Hunderte von Millionen in die Entwicklung eines Gamecontrollers steckten statt in eine

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