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MASH

Titel: MASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hooker
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Schwachkopf vom Dienst.
    Mit seinen neunzehn Jahren hatte Soldat Boone noch kaum Bewährungsproben zu bestehen gehabt, deshalb ließen sich seine wahren Qualitäten schwer abschätzen. Jedenfalls schien er zwei linke Hände zu haben. Vielleicht hatte die Armee ihn deshalb dem MASH zugeteilt, wo er als dritter Assistent der Nachttopfbrigade in der Nachbehandlungsabteilung arbeitete. Trotz seiner Ungeschicklichkeit bemühte er sich ehrlich und machte langsam Fortschritte.
    Eine Zeitlang war Soldat Boone mit der einfachen Aufgabe betraut, die aufgenommene und ausgeschiedene Flüssigkeitsmenge der Schwerkranken zu berechnen. Das war wirklich kinderleicht. Die meisten Patienten erhielten nichts anderes als intravenöse Infusionen und alle hatten Katheter in den Blasen, also war es kein Problem, die Harnmenge zu messen. Entsprechend dem klinischen Brauch sollte Soldat Boone diese Mengen in Kubikzentimeter (cc) messen.
    Nach wenigen Tagen wurden die von Soldat Boone ermittelten Mengen unglaubhaft. Angeblich hatten manche Patienten innerhalb von vierundzwanzig Stunden nur ein cc, zwei cc oder in Extremfällen vier bis fünf cc an Flüssigkeit erhalten und überhaupt keinen Harn abgegeben. Das Rätsel klärte sich zwar rasch auf, aber die Lösung gereichte Soldat Boone nicht zur Ehre: er hatte angenommen, die Bezeichnung »cc« stünde für »cups of coffee.« (Tassen Kaffee.)
    Kurz darauf erkrankte Captain Burns. Er war derart indisponiert, daß er sich drei Tage lang nicht außerhalb seines Zeltes blicken ließ. Nur ein kleiner Kreis wußte, was ihm fehlte. Die Krankheitsursache war jedenfalls folgende:
    Es ist eine in Chirurgenkreisen weit verbreitete Unsitte, im Falle des Ablebens eines Patienten entweder zu sagen, es sei Gottes Wille gewesen, oder ein anderer sei schuld daran. Auch Captain Burns teilte diese Einstellung. Einmal operierte er verbissen sechs Stunden an einem Schwerverwundeten, der sich fast während der ganzen Dauer des Eingriffs in tiefem Schockzustand befand. Eine halbe Stunde nach der Operation starb der Patient in der postoperativen Abteilung. Vorher aber erbrach er noch und schluckte das Erbrochene. Unaufgefordert brachte Soldat Boone rasch ein Absauggerät herbei.
    Es funktionierte nicht, aber auch der Paient regte sich nicht mehr, als Captain Burns erschien und die vergeblichen Anstrengungen des Soldaten beobachtete.
    »Boone, Sie haben meinen Patienten getötet!« sagte er. Soldat Boone wurde kreideweiß. Er machte kehrt, ging in einen finsteren Winkel und weinte. Der Captain hatte gesagt, er hätte einen Menschen getötet und der Captain war ein Arzt, er mußte es wissen.
    Duke Forrest hörte es. Er sagte zu Captain Burns: »Frank, könnte ich Sie einen Augenblick draußen sprechen?«
    Koreanische Nächte können so schwarz sein, daß man oft nicht die Hand vor dem Gesicht sieht, Captain Burns sah weder die Hand, die ihm das Nasenbein brach und die Lippe aufriß, noch das Knie, dem er in den anschließenden drei Tagen heftige Schmerzen verdankte.
    Der nächste, der sich mit Captain Burns anlegte, war Trapper John. Der Grund war eine Herzmassage. Bei einer solchen Massage wird das stillstehende Herz durch manuellen Druck zusammengepreßt. Dazu wird der Brustkorb hastig und meist in der vergeblichen Hoffnung geöffnet, der Herzschlag könnte wieder einsetzen und der Patient überleben. Die Finger des Arztes schließen und öffnen sich dabei in einem Rhythmus um das Herz, der dem normalen Herzschlag entspricht. Captain Frank Burns war zweifellos der führende Herzmasseur des Fernostkommandos.
    Eines Morgens begegnete Trapper John McIntyre beim Verlassen der Kantine Captain Frank Burns, der sie eben betrat. Trapper John landete einen schnellen rechten Haken auf Franks Kinn und Frank stürzte wie ein gefällter Stier auf den Sandboden.
    Das war das zweitemal innerhalb eines Monats, daß Frank von einem Mitglied des Sumpftrios angegriffen worden war. Beim erstenmal war es Nacht gewesen, aber diesmal hatte es Zuschauer gegeben. Wieder stürmte ein erboster Henry ins Zelt des Sumpftrios.
    Colonel Blake pflanzte sich vor Trapper John auf, der auf seinem Schlaf sack lümmelte und ein Bier trank, und brüllte ihn an:
    »Was ist eigentlich mit Ihnen los?«
    »Genau das frage ich mich auch, Henry«, antwortete Trapper. »Ich höre, der Schlächter ist wieder aufgestanden. Meine Schlagkraft scheint nachzulassen.«
    Trapper drehte sich um und ignorierte Henry.
    »Möchten Sie wissen, worum es geht, Henry?«

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