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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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Violet verharrten eine Weile und starrten hinüber auf das Anwesen.
    „Zugegeben, es gibt üblere Orte, an denen man sein Leben verbringen kann.“
    Violet ergriff Allegras Hand. „Allerdings“, bestätigte sie. „Wie häufig suchen dich deine Attacken denn heim?“ Violet schlug einen Plauderton an, in der Hoffnung, dass Allegra darauf einging.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Unterschiedlich. Den letzten Anfall hatte ich, ehe Ihr zu uns kamt.“
    Also erlitt sie ihre Ausbrüche in einigem Abstand. Ein Umstand, der einem gesellschaftlichen Leben nicht zuwiderlief. Violet beschlich das Gefühl, dass man ihr entweder die Wahrheit verschwieg oder dass Lucas ein kontrollsüchtiger Tyrann war.
    Sie näherten sich dem Haus über den hinteren Teil des Anwesens. Violets Blick fiel durch die offen stehende Tür in den Stall, und sie entdeckte die Pferde, die der Kutscher Henry angespannt hatte, um Lucas nach Carlisle zu fahren.
    „Mir scheint, Lord Pembroke ist zu Hause“, verkündete Violet.
    Allegra straffte sich. Mit einem Räuspern strich sie ihre Röcke glatt. „Er wird doch nicht herausfinden, was wir getan haben?“ Ihre Stimme klang ängstlich.
    „Natürlich nicht. Wir gehen auf unsere Zimmer und machen uns frisch. Beim Dinner dürfen wir den heutigen Nachmittag mit keiner Silbe erwähnen, und dein Bruder wird niemals von unserem Ausflug erfahren.“
     
    Violet wälzte sich in ihrem Bett herum.
    Sie sah aus dem Fenster und erblickte den Mond, dick und rund wie eine Schwangere kurz vor der Entbindung, am kohlrabenschwarzen Himmel stehen. Sie stöhnte. Natürlich, Vollmond, in diesen Nächten war an Schlaf nicht zu denken.
    Violet erhob sich und schlüpfte in ihre Slipper, ehe sie den Morgenmantel überwarf. An der Tür zögerte sie kurz. Das letzte Mal, als sie bei Nacht durch das Haus gewandert war, hatte sie sich schließlich in glutvoller Umarmung mit Lucas wiedergefunden. Lustvolle Schauer ließen sie zittern, als sie diese Gedanken überkamen. Ihre Haut kribbelte, und ihre Scham pochte. Ärgerlich wischte sie die Erinnerung beiseite. Eine einmalige Verfehlung durfte nicht dazu führen, dass sie sich fürchtete. Sie würde jetzt hinunter in die Bibliothek gehen und sich aus einem der Regale bedienen – sie hatte dort einige Ausgaben Robert Burns’ und Daniel Defoes gesehen, die sie nur zu gerne lesen wollte und die bestens dazu geeignet waren, ihr Gemüt zu beruhigen.
    Sie ließ ihre Zimmertür angelehnt, schlich die langen Flure und Treppen entlang, bis sie an der Bibliothek ankam. Sie fand die Tür halb offen, und der Schein einiger Argand-Studierlampen drang in den Gang. Violet verzog das Gesicht. Sie hielt inne. Vielleicht war es Allegra, die dort die Zeit totschlug? Oder einer der Dienstboten?
    Vorsichtig trat Violet näher, ehe sie in den Raum hineinspähte. Vor einem der dunklen Bücherborde stand Lucas. Er wandte Violet sein Profil zu. Seine Hemdsärmel hatte er bis zu den Ellenbogen hochgerollt, den Kragen geöffnet, sodass die Halsgrube sichtbar war. Jackett und Weste lagen auf der Lehne des Sessels. Lucas nahm einen Schluck aus einem Brandyglas, gleichzeitig glitt er mit den Fingern über die Einbände der Bücher im Regal vor ihm. Violet starrte auf seinen Hintern, um den sich die enge Hose schloss, die mehr vom attraktiven Inhalt preisgab als verbarg. Ihre Fingerspitzen kribbelten.
    Ärgerlich ballte sie ihre Hände zu Fäusten und trat zurück. Erneut trank Lucas einen Schluck Brandy, sein Kehlkopf hüpfte bei den Schluckbewegungen, und seine Zungenspitze leckte über seine Lippen. Der Wunsch, mit ihrer eigenen Zunge über Lucas’ Lippen zu fahren, wurde übermächtig. Abrupt drehte Violet sich herum und kehrte in ihr Zimmer zurück.
     
    Der Brandy glitt samtig-rau Lucas’ Kehle hinab. Im Abgang meinte er, einen ungewohnten Hauch Bitternis zu schmecken. Er leerte das Glas genießerisch und stellte es auf das Tischchen neben dem Sofa ab. Er wählte aus den Büchern im Regal eines aus und setzte sich. Schwindel erfasste ihn. Das Gefühl glich dem, das ihn überkam, wenn er zu viel Alkohol konsumierte. Er blinzelte.
    Die Bücherregale schienen sich zu bewegen. Lucas umklammerte die Sofalehne. Er schloss die Lider. Das Schwindelgefühl blieb. Er vernahm ein Stöhnen, das ihm die Nackenhaare aufstellte.
    „Lucas“, röchelte eine männliche Stimme. „Lucas, warum hast du das getan?“ Der Sprecher sprach abgehackt, mit ersterbender Stimme.
    Lucas riss die Augen auf. Vor ihm stand sein

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