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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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folgte Lady Pikton.
    Mrs. Hendry schüttelte ihr onduliertes Haupt und sah auf Allegra. „Armes Mädchen“, flüsterte sie. „Das Ganze hat sie erschöpft.“
    Lady Pikton trat in den Raum. „Was ist mit ihr?“ Sie musterte Allegra besorgt.
    Lucas verschränkte seine Hände hinter dem Rücken. „Es war alles zu viel. Das erste Fest in großer Runde, ihre tänzerische Darbietung, so viel Aufregung ist sie nicht gewohnt.“
    „Das arme Ding“, flüsterte Mrs. Hendry.
    Erst jetzt bemerkte Violet, dass Mrs. Hendry, die im Garten fast stocktaub erschienen war, hier in der Bibliothek leise sprach und sogar verstand, was die anderen im Flüsterton redeten.
    Violet räusperte sich. „Sie hat ein wenig Fieber, fürchte ich. Wir lassen sie ein wenig ruhen und brechen dann auf.“
    „Mit Fieber ist nicht zu spaßen“, erklärte Mrs. Hendry.
    Lady Pikton nickte. „Ich kann ein Gästezimmer richten lassen?“
    Lucas schüttelte den Kopf. „Zu großzügig, Lady Pikton. Aber wir kehren lieber nach Halcyon Manor zurück.“
    „Mein Gordon bekam mittags Fieber, und abends war er mausetot. Lag in seinem Bett, kalt wie ein Fisch. Nicht, dass er sich zuvor durch Wärme hervorgetan hätte, aber er war förmlich steifgefroren”, plauderte Mrs. Hendry drauflos. „Bis auf das einzige Körperteil, das zu Lebzeiten schon schlaff herumhing. Nicht mal im Tod wurde das steif.“ Sie schnalzte bedauernd mit der Zunge, während Lucas sie indigniert anstarrte. Mrs. Hendry schenkte ihm ihre Aufmerksamkeit. „Darüber müsst Ihr Euch keine Sorgen machen, Mylord. Ihr scheint mir noch in Saft und Kraft zu stehen.“ Sie stieß ihn mit ihrem Stock an. „Ich liege doch richtig, nicht wahr?“ Sie legte ihren Kopf schief und betrachtete erst ihn, dann Violet listig.
    Violets Beine wurden mit einem Mal wacklig wie Gelee, und ihr Magen verkrampfte sich. Sie konnte förmlich den Klatsch hören, der schon beim Hauch eines Verdachts entstand.
    „Ich denke nicht, dass meine gesundheitliche Konstitution hier zur Debatte steht, Mrs. Hendry“, erklärte Lucas mit eisiger Stimme.
    Lady Pikton umschloss Mrs. Hendrys Arm. „Natürlich nicht, Lord Pembroke“, versicherte sie rasch. „Mrs. Hendry, kommt, wir wollen Allegra Ruhe gönnen.“
    Mrs. Hendry nickte. „Ich hoffe, das arme Kind ist bald wieder wohlauf“, entgegnete sie an Violet gewandt, ehe Lady Pikton sie hinausführte.
    Die Tür schloss sich.
    „Sind sie weg?“, erklang Allegras Stimme. Sie richtete sich auf und ließ ihren Blick zwischen Tür, Lucas und Violet wandern.
    „Wie viel hast du mitbekommen?“, erkundigte sich Lucas angespannt.
    Allegra erhob sich und zuckte mit den Achseln. „Nicht viel.“ Sie schlenderte zum Fenster und spitzelte vorsichtig hinaus. „Als die freundliche Lady anfing, von ihrem verstorbenen Ehegatten zu sprechen, bin ich zu mir gekommen.“ Sie zog ihre Nase kraus. „Ich hatte einen Zusammenbruch, nicht wahr?“
    Violet umarmte Allegra.
    „Es tut mir leid“, flüsterte das Mädchen so leise, dass nur Violet es hören konnte.
    „Mach dir keine Gedanken, Ally. Niemand weiß, was wirklich geschehen ist. Die Gäste hielten es für eine tänzerische Darbietung“, sagte Lucas.
    Allegra hob ihren Kopf und starrte Violet an. Ihre Wangen glänzten feucht. „Tänzerische Darbietung?“, echote sie.
    „Du tanztest auf der Terrasse. Ich habe dazu Klavier gespielt, und alle beobachteten ergriffen deine Vorstellung.“ Violet lächelte.
    Allegra riss die Augen auf. „Und …“, ihr Blick flog zu Lucas, „niemand ahnt die Wahrheit?“
    Lucas schüttelte den Kopf. „Violet hat hervorragend reagiert.“ Er nickte Violet wohlwollend zu.
    Allegra drückte die Hand auf ihre Brust.
     
    Violet saß neben Lucas im Landauer, während Allegra auf der Rückbank eingenickt war.
    Schweigend fuhren sie den Weg entlang. Silberne Lichter glitzerten auf dem See zu ihrer Linken. Etwas durchbrach die Oberfläche des Wassers mit einem Platschen. Aus den Augenwinkeln erkannte Lucas den glänzenden Körper eines Fisches, der wieder abtauchte. Er nahm Violets Nähe überdeutlich wahr und fühlte, dass ihr etwas auf der Seele brannte.
    Sicherlich nicht dasselbe, das ihn bewegte. Seit seinem letzten Anfall verbrachte er seine Tage in ständiger Vorsicht. Immer darauf bedacht, nicht unvorbereitet zu sein, falls der Wahnsinn ihn erneut umnachtete.
    Wenigstens schien er sich auf Violet verlassen zu können, und wenn es zu schlimm mit ihm wurde, würde sie sich gewiss um Allegra

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