Masken der Begierde
lag.
Vorsichtig öffnete er die Tür. Mondlicht und eine Studierlampe durchbrachen die Nachtschwärze mit zaghafter Helligkeit.
Violet lag auf dem Rücken. Ihr dicker Zopf hing über ihre Schulter, und ein Buch lag über ihrer Brust, so als wäre sie während des Lesens eingeschlafen. Die Bettdecke hatte sie bis unter ihre Brust hochgezogen. Lucas sah in ihr Gesicht. Ihre Züge schienen entspannt, ihre Wimpern waren zwei samtige Bögen auf ihren Wangen, die Augenbrauen zwei kohlschwarze Halbmonde. Ihre Mundwinkel waren sogar im Schlaf zu einem Lächeln verzogen.
Lucas zögerte. Plötzlich kam er sich egoistisch vor, bei Violet einzudringen, um sie zu verführen. Sie bewegte sich, und das Buch glitt zur Seite. Jetzt sah Lucas die offene Schnürung am Oberteil. Der Stoff klaffte auseinander und gab den Blick auf ihre üppigen Halbkugeln frei. Eine ihrer Brustspitzen war zu sehen, und Lucas zog es wie magnetisch dorthin.
Er widerstand nicht, glitt mit der Hand in die Öffnung und streichelte Violets Brust. Ihre Haut war so weich und warm, wie er es in Erinnerung hatte. Sie duftete nach Veilchen und ihrem ganz persönlichen Parfüm, das nur sie verströmte.
Lucas biss sich auf die Lippen. Sein Schaft war bereits steinhart und forderte energisch sein Recht. Lucas legte seine Hand darauf und rieb sich, um das Brennen zu besänftigen. Wie sehr hätte er es genossen, seine Gier jetzt sofort an Violet zu stillen, Decke und Nachthemd fortzureißen und sich in ihr zu versenken.
Weilte er in London, gab es nie ein Problem, willige Bettgespielinnen zu finden. So wenig er Frauen als echte Lebensgefährtinnen betrachten wollte, so sehr genoss er die sinnlichen Erfahrungen, die Mann und Frau einander schenken konnten.
Lucas schüttelte den Kopf und bezwang das Tier, das in ihm wütete. Der erfahrene Liebhaber in ihm wusste, um wie viel größer seine eigene Befriedigung war, sorgte er zunächst für Violets Vergnügen. Unbeirrt liebkoste er ihren Busen, umspielte die Nippel und lächelte, als Violet sich im Halbschlaf zu winden begann, seufzte und sich seinen Berührungen entgegenstreckte.
Lucas beugte sich vor, küsste sie sacht auf die Lippen, wanderte über Kinn und Kiefer zum Ohr und knabberte an ihrem Ohrläppchen. Ein erschrockenes Zucken verriet ihm, dass Violet erwachte. Er streichelte ihre Wange und blieb dicht über ihren Kopf gebeugt.
„Ich bin es, Lucas“, flüsterte er und küsste sie auf die Wange.
Violet fuhr zurück und blinzelte ungläubig. „Was hast du hier verloren?“, fragte sie stirnrunzelnd.
„Mich hat die Sehnsucht nach dir hierher getrieben“, behauptete er.
„Die Sehnsucht?“, schnaubte Violet. „Deine Sehnsucht presst sich recht anschaulich an meinen Oberschenkel.“
Lucas rückte ein wenig ab und sah enttäuscht, dass Violet die Gelegenheit nutzte, um ihre Decke höher zu ziehen. Doch sie bewegte sich nicht fort von ihm, was er als gutes Zeichen interpretierte.
„Du kannst doch nicht einfach hier hereinkommen, wie es dir beliebt. Noch dazu nachts und mit eindeutigen Absichten.“
„Ich vermute also falsch, wenn ich denke, unsere bisherigen Stelldicheins gefielen dir?“ Lucas wagte einen neuen Vorstoß, indem er Violets Hand ergriff. Dort, wo die Haut am dünnsten war und das Blut sichtbar zirkulierte. Er hob ihre zarte Hand an seine Lippen, küsste ihr Gelenk und knabberte sacht daran.
Violet zitterte, und Lucas sah auf. Ihre Lippen bewegten sich. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie schutzbedürftig sie in ihrem Nachtgewand wirkte. Das Verlangen, sie an sich zu ziehen und zu behüten vor allem, was ihr Unbill bereitete, wurde übermächtig.
„Was hast du?“
Gedankenverloren streichelte ihr Daumen seine Hand. „Du bist der Hausherr und ich deine Angestellte. Es ziemt sich nicht“, wisperte sie und schlug ihre Augen nieder.
Violet schluckte. Seine Frage allein hätte niemals diesen Tumult in ihrem Innern ausgelöst. Aber er blickte ihr in die Augen, und es traf sie bis ins Mark. Sie erkannte Angst und Sehnsucht und Begierde und Einsamkeit. Es war wie die Reflexion ihres eigenen Spiegelbildes. Das Gegenstück zu ihrem Seelenzustand. Aber da lauerte noch mehr in ihm. Eine tief sitzende Furcht, fast schon Panik. Es berührte sie zutiefst und weckte in ihr das Bedürfnis, diesen verschlossenen Mann mit all seinen Geheimnissen und Sorgen zu trösten.
Mit einem Mal begriff sie, warum es ihn an ihr Bett getrieben hatte. Nicht bloße sexuelle Begierde, sondern der Wunsch nach
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