Masken der Begierde
sein.“
Mr. Gosling räusperte sich und bemühte sich um ein ernstes Gesicht. Clara Sougham, Lady Pikton, sah ihn scharf an und ließ die Herren stehen.
„Junggesellen“, bemerkte ihre Gastgeberin, als sie außer Hörweite waren. Sie sah sich um und schien ihre Nichte entdeckt zu haben, denn sie lachte. „Da ist sie. Kommt, Miss Delacroix, Allegra. Ich stelle Euch meiner Nichte Leandra vor.“
Das Mädchen im Spitzenkleid eilte Clara Sougham entgegen. „Tante Clara!“ Sie streckte ihr die Hände hin.
„Liebes, da bist du ja. Wir haben dich gesucht. Ich will dich mit zwei Freundinnen bekannt machen. Leandra, dies sind Allegra St. Clare, die Schwester des Earl of Pembroke, und ihre Gesellschafterin, Violet Delacroix.“
Leandra Sougham knickste anmutig. Allegra und Violet erwiderten den Gruß.
„Leandra, warum nimmst du Allegra nicht unter deine Fittiche, und ich kümmere mich derweil um Miss Delacroix?“
Lucas’ Kopf brummte, und seine Ohren summten. Erleichtert, Esquire Wylie entkommen zu sein, wandte er sich in Richtung des Buffets, wo er Violet und Allegra zuletzt gesehen hatte. Der Esquire war der geschwätzigste Mann, der ihm jemals untergekommen war. Obendrein erwies er sich als menschliche Klette. Lucas entfloh ihm nur unter dem Vorwand, die Toilette aufsuchen zu müssen.
Am Buffet füllte Lucas einen Teller, suchte sich ein lauschiges Plätzchen und wurde an der Rückseite eines Pavillons fündig. Der Hackstock war nicht als Sitzgelegenheit gedacht, doch niemand würde Lucas dort vermuten. Er nahm Platz, lehnte sich an die Wand und schloss einen Moment die Augen. Geplapper kam näher. Lucas sah sich um, doch die Stimmen steuerten das Innere des Pavillons an.
Ungerührt aß er eins der Sandwiches.
Die Gäste ließen sich im Pavillon nieder, man hörte das Rascheln von Röcken.
Lucas überlegte, was er als Nächstes kosten wollte, und entschied sich für die Wachtelschenkel. Im Innern des Unterstands kicherte Allegra. Alarmiert lauschte Lucas, bereit, die Zweisamkeit zu zerstören, sollte sich ein männliches Wesen bei ihr befinden. Als sich eine zweite weibliche Stimme vernehmen ließ, lehnte Lucas sich entspannt zurück und knabberte an der Wachtel.
„Ich verwechselte deine Gesellschaftsdame erst mit jemand anderem“, sagte die unbekannte junge Frau.
„Mit wem denn?“ Allegra klang neugierig.
„Nicht so wichtig“, erklärte die andere abwehrend.
„Du hast damit angefangen. Jetzt will ich auch genau wissen, wovon du redest, Leandra.“
Die Leandra Genannte lachte verlegen. „Oh, ich dachte im ersten Moment, deine Miss Delacroix bei einer Soiree der Winchesters gesehen zu haben.“ Nach einem kurzen Schweigen fuhr Leandra fort: „Aber das ist unmöglich. Die Winchesters gewähren nur der Crème de la Crème der Gesellschaft Zutritt zu ihren Soireen.“
„Wäre Miss Delacroix adlig und vermögend, wäre sie sicherlich ein stets willkommener Gast bei den Winchesters“, entgegnete Allegra hochmütig.
Schweigen legte sich über den Pavillon, bis Leandra mit seichtem Geplauder das Gespräch wieder in fröhlichere Richtungen lenkte.
Lucas lehnte sich zurück und versuchte, die köstlichen Speisen auf seinem Teller entsprechend zu würdigen. Es verwunderte ihn nicht sonderlich, dass Violet dieser Leandra bekannt vorkam. Schließlich hatte Violet ihrer Cousine Lady Isabel als Gesellschafterin gedient. Bestimmt hatte Lady Isabel ihre Gesellschaftsdame zu Festen mitgenommen, so wie Violet nun auch Allegra hierher begleitete.
Dass Violet sich irgendwo verlustierte und amüsierte, während Allegra jeden Moment einen Anfall erleiden konnte, beunruhigte ihn deutlich mehr. Er starrte angewidert auf seinen Teller. Der Appetit war ihm vergangen. Er erhob sich und drückte dem erstbesten Lakaien sein Geschirr in die Hand.
Entschlossen machte er sich auf die Suche nach der treulosen Violet. Er schlenderte über den Rasen, bemüht, den Eindruck zu vermitteln, er genösse das Fest und die Gesellschaft. Er überlegte, ob er Violet übers Knie legen sollte, wenn er ihrer habhaft wurde. Als sein Verstand Bilder einer nackten Violet entstehen ließ, die sich auf ihm räkelte, reagierte sein Körper fast augenblicklich mit einer Erektion. Fesseln, schoss es ihm durch den Kopf. Er würde sie an den Pfosten seines Baldachinbettes festbinden, sodass sie offen und gegrätscht daläge und ihm hilflos ausgeliefert wäre. Sein Schwanz wurde noch härter, und er ballte seine Hände zu Fäusten, um
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