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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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aus. Robert hatte nicht einmal ansatzweise dasselbe in ihr ausgelöst wie Lucas.
    Lucas war Verlockung und Sünde zugleich.
    Sie schüttelte den Kopf, als könne sie so ihre Gedanken, wollüstige wie düstere, verdrängen. Sie griff nach ihren Kleidern und stieg eilig hinein. Froh über die Mode und ihre Kleiderwahl, die es ihr erlaubte, sich selbst anzuziehen, verschloss sie die Knöpfe und Bänder und war binnen Kurzem wieder gesellschaftstauglich.
    Sie lief um das Gemäuer herum und gelangte auf diesem Weg zum Picknickplatz zurück.
    Allegra und Lucas saßen auf der Decke und verzehrten dunkelrote, saftige Brombeeren, die ihre Finger und Lippen dunkel färbten.
    Graziös setzte sich Violet zu den beiden und griff nach einer der Beeren. Allegra lächelte hintergründig. „Hat Euch Lucas sehr gefordert?“
    Violet schrak zusammen. Hitze stieg ihr in die Wangen.
    „Was meinst du damit, Allegra?“ In ihr schlug die Verlegenheit Purzelbäume. Sie wagte es nicht, Lucas einen Blick zuzuwerfen, aus Angst, sie könnte sich verraten.
    Allegra kicherte. „Nun ja, Lucas kehrte außer Atem zurück. Er erklärte, er hätte Euch jeden Winkel in der Ruine zeigen müssen. Und nun erscheint Ihr, nicht minder erschöpft. Ihr habt da übrigens einen Grashalm im Haar hängen.“ Sie bot Violet die Brombeeren an. Violet steckte sich rasch eine in den Mund, um Zeit für eine Antwort zu gewinnen.
    „Schmecken Euch die Brombeeren?“, erkundigte sich Allegra.
    „Köstlich“, versicherte Violet, froh, dass Allegra das Thema wechselte. Sie griff nach der nächsten Beere. Die süßlich-sauren Brombeeren waren die perfekte Erfrischung nach der hitzigen Episode bei der Ruine.
    Sie spürte Lucas’ Blick auf sich ruhen und schenkte ihm ein kleines, verstohlenes Lächeln.
    „Dem Himmel sei Dank!“, stieß Allegra im Brustton der Erleichterung hervor. „Ihr beide vertragt euch wieder!“
    Violet verschluckte sich beinahe an ihren Beeren. Ein kurzer Blick zu Lucas zeigte ihr, dass er in der Bewegung erstarrt war. Die Brombeere, die er sich gerade in den Mund hatte stecken wollen, schwebte einige Sekunden vor seinen Lippen, ehe sie dazwischen landete.
    „Wie kommst du denn auf den Gedanken, dass ich Miss Delacroix in irgendeiner Weise grollte?“
    Allegra sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Vielleicht, weil du sie nicht mehr anstarrst, als wolltest du sie auffressen. Aber vielleicht hat dich bei der Ruine dort oben das Feenvolk gegen einen Wechselbalg getauscht.“
    Violet hustete und rang nach Luft.
    „Wie kommst du nur auf diesen Gedanken?“, fragte Lucas stirnrunzelnd und bemüht, Violet nicht anzusehen.
    Allegra winkte ab und sah zum Himmel. „Wir sollten unsere Sachen zusammenpacken. Dort hinten kommt ein Unwetter auf.“
    Dunkle Wolken zogen von Westen her auf. Der Horizont färbte sich schwarz, und in der Ferne sah man den Wind die Bäume durchschütteln. Violet und Allegra räumten eilig die Picknickdecke und die restlichen Beeren auf, während Lucas Violet den Korb abnahm und erst ihr und dann Allegra in den Landauer half.
     
    Allegra umklammerte Violets Arm. Jedes Mal, wenn die Blitze zuckten, bohrten sich ihre Hände in Violets Fleisch. Violet tätschelte ihren Schützling und legte den Arm um seine Schultern.
    „Es ist nur ein Gewitter“, versuchte sie das Mädchen zu beruhigen.
    Allegra lächelte kläglich. „Ich weiß, aber mir ist es unheimlich.“
    Vor ihnen lag Halcyon Manor. Abendnebel stieg aus dem Gras empor, waberte aus der Richtung des Moors zum Anwesen herüber. Erste Dunstschleier hatten die Wirtschaftsgebäude erreicht, und im Dämmerlicht und von Nebel verhangen, wirkte die Szenerie gruslig. Die Blitze tauchten die Umgebung immer wieder in grellweißes Licht. Erste Tropfen prasselten nieder.
    Lucas trieb das Pferd zu größerer Eile an. Kies spritzte empor, als Pferd und Kutsche über den Hof preschten und vor dem Eingang anhielten.
    Sie betraten gerade die Halle, als ein gewaltiger Donnerschlag die Wände erzittern ließ. Im gleichen Moment ging ein Regenschauer nieder, so laut und heftig, dass er alles andere übertönte, bis Jeremy das Eingangstor schloss.
    „Ich habe mir erlaubt, im kleinen Speisesalon den Kamin anzünden zu lassen. Ebenso in den Gemächern der Damen“, verkündete Jeremy.
    „Vielen Dank, Jeremy.“ Lucas schüttelte die Wassertropfen von seinem Jackett.
    Der Butler verneigte sich und nahm die Mäntel und Hüte entgegen.
    Lucas nickte Violet und Allegra zu und verschwand

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