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Masken der Lust (German Edition)

Masken der Lust (German Edition)

Titel: Masken der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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– die modernen schwarz-weißen Bezüge formten sich zu Schnittsamt und Brokatseide. Dem Bett wuchsen vier geschnitzte Pfosten, die wie junge Bäumchen emporschossen und ihre dünnsten Äste zu einem Baldachin aus zitterndem Laub verflochten.
    «Wow! Toller Trick. Okay, Marco, mach alles wieder so, wie es war.» Sie hatte keinen Zweifel, dass ein Bühnenbildner das Ganze für ihn auf die Beine gestellt hatte. Es war keine Zauberei. Nur ein Szenenwechsel. Er spielte ganz gehörig mit ihrem Verstand. Dann ging das Licht aus. «Marco!»
    Seine Stimme kam aus dem Dunkel. «Ich kann nichts daran ändern. Aber hab keine Angst.»
    Wo die Lampen gewesen waren, erwachten Kandelaber langsam zu flackerndem Leben. Aus den Fotos seiner Verwandten und Freunde auf den Regalen waren Porträts in Öl geworden, gemalt von denselben Künstlern, deren Werke sie in den Museen betrachtet hatte – sie erkannte jeweils ihren Stil. Aber die Farben waren viel frischer, als wären sie erst gestern aufgetragen worden und nicht vor Jahrhunderten.
    Sie keuchte auf … verfiel aber bei Marcos Anblick in Schweigen. Sein Haar war länger und zu einem dicken Zopf zurückgebunden. Irgendwie sah er auf niederschmetternde Weise hinreißender aus denn je, aber deutlich anders. Immer noch war seine Brust entblößt, doch nun trug er die Kniebundhose eines venezianischen Edelmanns längst vergangener Tage, die achtlos um die Taille geschlossen war, als habe er gerade seine Lust mit einer willigen Geliebten befriedigt.
    «Was geht hier vor? Warum bist du so angezogen?»
    Er legte die Hände auf die Hüften und warf ihr einen hochmütigen Blick zu. «Warum nicht? Was sollte ich sonst tragen?»
    «Warum hat sich alles verändert?»
    «Du veränderst dich auch. Komm mit, Sarah.» Vertraute Worte. Wo und wann hatte er sie zu ihr gesagt? Sie konnte sich nicht erinnern. Er streckte eine Hand aus.
    «Wo gehst du – wo gehen wir – hin?»
    «Wir gehen nirgends hin. Wir sind schon da.»
    Von einer unsichtbaren Kraft gedrängt, die sie nicht zu begreifen vermochte, nahm Sarah seine Hand und richtete sich neben ihm auf. Sie war nicht länger nackt, nicht ganz. Sie schaute an dem locker fallenden Kleid aus feiner, beinahe durchsichtiger Gaze hinunter, das sie umhüllte. Ihr Körper darunter war weiterhin bloß, ihre Brüste fielen aus dem tiefen, halbkreisförmigen Ausschnitt hervor, und ihre Nippel hatten sich aufgerichtet. Sie hob eine Hand, um ihr Haar zu berühren. Es war gleichfalls länger, viel länger als seines, und wallte ihr bis über die Taille.
    «Was hat das alles zu bedeuten?», fragte sie ängstlich. «Wo sind wir?»
    «Du hast den Zauber ausgesprochen, der die Schranken der Zeit aufhebt», sagte er mit Augenzwinkern. «Willkommen im achtzehnten Jahrhundert. Mir hat sich mein Wunsch erfüllt. Und dir deiner.»
    «Das habe ich nicht gewollt! Ich habe ihn nicht mal aufgesagt!»
    Er grinste. «Aber du hast die Silben gebildet. Das hat gereicht.»
    Sie raffte die Falten des leichten bauschigen Kleids, um nicht darüber zu stolpern, und rannte zum Fenster. Ein gewaltiger Mond hing über Venedig und vergoldete das dunkle Wasser des Kanals unter ihr. Sie sah Leute in Gondeln kommen und gehen – auf einmal waren viel mehr Gondeln unterwegs –, und alle trugen Kostüme.
    Nein, keine Kostüme, dachte sie staunend. Ihre gewöhnlichen Kleider. Es gab keine Geräusche von Bootsmotoren, kein fernes Jaulen von Flugzeugen hoch oben am Himmel, rein gar nichts erkennbar Modernes. Die vermengten Laute von Unterhaltungen, Gesangsfetzen und gelegentlich ein Fluch wehten vom Kanal und von den Seitengassen empor.
    «Oh, oh, oh», hauchte sie. «Ich glaube, du hast recht.» Sie wandte sich vom Fenster ab und wurde vom Anblick einer Katze auf seinen Schultern überrascht. Auch sie sah vertraut aus – ihre chartreusegrünen Augen funkelten, und ihr Fell war grau. Natürlich. Es war die Katze, die ihnen zu Morellis Café gefolgt war, draußen auf Marco gewartet und sie zornig angestarrt hatte. Jetzt schien sie gern auf seiner Schulter zu liegen.
    «Das ist Ombra», sagte er und streichelte das weiche graue Fell der Katze.
    «Deine Gehilfin?» Wenn er ein Zauberer war, musste er eine solche haben.
    «Nein. Mein Schatten. Runter mit dir.» Er hob die kleine Katze mit einer Hand an, setzte sie auf dem Fußboden ab und scheuchte sie aus dem Zimmer.
    Marco schloss die Tür. Dann wandte er sich Sarah zu, öffnete seine Kniebundhose und holte seinen Steifen hervor.
    Groß wie

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