Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
sprechen?«
Ferin nickte bedächtig. Sie würde die Männer einweihen müssen, vor Tamir ließ sich einfach nichts verbergen.
»Ich konnte nicht viel erfahren«, begann sie. »Nur seinen Namen und woher er kommt. Es ist alles ziemlich verworren. Und … also, ich glaube nicht, dass er ein Merdhuger ist.«
Die Gesichter der anderen waren wie eingefroren, keiner sagte einen Ton.
»Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber es gibt genügend Anzeichen dafür«, fuhr sie fort und dann erzählte sie alles, was sie über Martu wusste. Fast alles. Eine nicht unwesentliche Kleinigkeit behielt sie für sich: Martus Stacheln. Von allen Rechtfertigungen für ihr Schweigen, die sie der mahnenden Stimme ihres Gewissens gegenüber in regelmäßigen Abständen vorbrachte, war dies wohl die plausibelste. Wenn die Rebellen von dem Gift erfuhren, wenn sie des Weiteren entschieden, dass Martu somit eine Gefahr für alle darstellte, würden sie womöglich zu drastischen Mitteln greifen. Ferin wollte sich gar nicht genauer ausmalen, was sie mit dem jungen Novjengo anstellen würden.
»Ganz klar!«, rief Rhys, als sie geendet hatte. »Er lügt. Er tischt dir eine solche Geschichte auf, weil er genau weiß, wie aussichtslos die Lage für ihn ist.«
»Er lügt nicht«, widersprach Ferin. Aussichtslos? Was meint er damit? Eine furchtbare Ahnung kroch in ihr hoch. »Was habt ihr mit ihm vor?«
»Ein Merdhuger hier im Dschungel ist eine Gefahr für uns«, erklärte Akur.
Das Entsetzen rieselte ihr wie Eiswasser über den Rücken, als sie begriff, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Genau das, was sie ursprünglich hatte verhindern wollen, trat nun doch ein. »Ihr wollt ihn töten?«, rief sie mit einem Anflug von Panik in der Stimme. »Seid ihr von Sinnen? Ich habe ihm nicht das Leben gerettet, damit ihr ihn umbringt!«
»Ferin, niemand spricht davon, ihn zu töten«, beruhigte Tamir. »Noch können wir das Schlimmste abwenden. Er weiß nichts über die Rebellen, und dabei wollen wir es auch belassen. Wenn es ihm besser geht, betäuben wir ihn und bringen ihn von hier weg.«
»Weg? Wohin?«
»Egal wohin. In die nächste Stadt.«
Ferin schüttelte den Kopf. »Nein, das dürft ihr nicht tun. Die Arsader werden ihn finden, sie könnten überall auf ihn warten.«
»Es gibt keine Arsader!« Rhys funkelte sie zornig an. »Und es gibt keine Novjengos. Das ist eine Lüge. Er wickelt dich um den kleinen Finger und nutzt deine Gutgläubigkeit aus.«
»Das denke ich auch«, stimmte Akur zu. »Vielleicht ist er ja ein Spion der Garde, der unser Dorf auskundschaften sollte.«
Sie meinte, sich verhört zu haben. »Ein Spion? Er lag im Sterben!«
»Und wenn es nur gespielt war?«, fragte Rhys. »Den Merdhugern ist alles zuzutrauen. Womöglich hast du dich geirrt, und es war nur eine Schramme und Tierblut.«
Ferin schäumte vor Wut. »Du! Du glaubst, ich kann eine Schramme nicht von einer lebensbedrohlichen Stichwunde unterscheiden? Du glaubst also, die Heilung war reine Einbildung? Und gratulierst mir auch noch dazu? Wie verlogen bist du eigentlich?«
Rhys stieß den Atem mit einem Schnauben aus, erwiderte aber nichts.
»Ich muss Ferin recht geben«, mischte sich Sobenio in den Streit ein. »Seine Verletzung war definitiv lebensgefährlich. Das spricht gegen die Vermutung, dass der Merdhuger ein Kundschafter der Garde ist.«
»Er ist kein Merdhuger!«, rief Ferin. »Wie oft noch?«
»Wie kannst du da so sicher sein?«, fragte Tamir.
Ferin seufzte. Nun würde sie Martus Geheimnis doch preisgeben müssen, wenn sie ihn schützen wollte. »Es gibt einen Beweis dafür.«
»Und wann gedenkst du, uns den zu nennen?«, fauchte Rhys.
»Rhys, bitte«, sagte Tamir, bevor Ferin zu einer unwirschen Antwort ansetzen konnte. Nie zuvor war sie so wütend auf Rhys gewesen. Sie hatte gedacht, ihn ein wenig zu kennen, aber das war ein Irrtum gewesen. Sein Gesicht war grimmig, und aus seinen grünen Augen sprach nicht wie sonst Sanftmut, sondern Kälte und Anklage.
»Ferin?« Da war ein sachtes Ziehen an ihren Gedanken – Tamir. »Welchen Beweis?«
Sie lenkte ein und berichtete von den Stacheln. »Versteht ihr nun? Er kann kein Merdhuger sein.«
Die Männer sahen erst einander, dann Ferin stumm an. Das Schweigen lastete schwer auf ihr, und sie meinte, unter ihren Blicken kleiner und kleiner zu werden.
»Was?«, flüsterte sie, als sie die vorwurfsvolle Stille nicht länger ertrug. »Ist das nicht Beweis genug?«
»Ja, das ist es«, bestätigte
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