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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Lungen kam.
    Sie holte ihn nur deshalb nicht aus seiner Trance, weil das Glühen des Steins inzwischen seine Hände durchdrang. Sie konnte die einzelnen Fingerknochen sehen, die Sehnen und Blutgefäße, so hell und kräftig strahlte er.
    Dann hörte sie Sobenio stöhnen, und er schwankte. Seine Hand fuhr in die Höhe, aus seinen Fingern fegten lichtgrüne Blitze zum Himmel. Vereinzelte Tropfen klatschten dick und schwer auf den aufgeheizten Erdboden, wo sie unter Zischen verdampften. Die Tropfen vervielfachten sich zu Myriaden, und endlich prasselte der Regen hernieder. Laut und kräftig. Regelrechte Sturzfluten ergossen sich auf die Welt. Silbern schimmerten die Wände aus dem kostbaren, heiß ersehnten Nass; sie dämpften die Hitze, wuschen den Qualm vom Himmel und überwältigten die Flammen. Ein Ende war nicht in Sicht.
    Jubel brandete auf, die Pheytaner fielen einander in die Arme. Sobenio war zu Boden gesunken, Blut sickerte ihm aus Nase, Ohren und Augenwinkeln, doch das Wasser schwemmte es weg. Linderte seinen Schmerz. Ferin legte ihre Hände auf sein Gesicht, heilte, tröstete.
    Am Ende saßen sie da, im strömenden Regen. Sie hielt seine Hand, und das Lächeln auf ihren Gesichtern war nur Bestätigung der Freude in ihren Herzen.

29 Ein winziger Kiesel
    E s hatte den ganzen Tag und die darauffolgende Nacht hindurch geregnet. Als die Pheytaner in den Dschungel zurückkehrten, wateten sie knöcheltief im Morast, weil der Boden das viele Wasser nicht so schnell hatte aufnehmen können. Über der von der Sonne aufgeheizten Brühe schwebte blasser Dunst, aus dem die verkohlten Gerippe der Bäume wie Missbildungen hervortraten. Der Wald war ein schwarzes Bett, still und verlassen. Ringsum kein Laut, nur das Schmatzen ihrer Schritte. Kein Tier huschte zwischen den Baumstämmen herum, kein Vogel ließ sich in den Trümmern der Natur nieder. So beängstigend es war, es konnte ihr Glück nicht trüben.
    Auch auf dem Dorfplatz standen die Pfützen. Das Sonnenlicht verwandelte sie in Hunderte Spiegel, und für einen Augenblick verharrten sie schweigend und betrachteten die glitzernde Welt. Wie durch ein Wunder war das Wüten des Feuers exakt bis an die Hütten herangerückt. Keine war auch nur angesengt.
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte Tamir. »Nein, Sobenio sei Dank.«
    Die Rebellen ließen ein zustimmendes Murmeln hören. Sie hatten sich schon viele Male bei ihm bedankt, und sie würden es wieder und wieder tun.
    Er antwortete immer das Gleiche: »Dankt Ferin.«
    Sie folgten seinem Wunsch gehorsam, und Ferin nickte stets lächelnd und fragte sich, ob sie die Einzige war, die das unbeschwerte Glänzen in seinen Augen wahrnehmen konnte.
    Ferin verbrachte den Tag damit, die vielen Verletzungen der anderen zu heilen. Keine war akut lebensbedrohlich, doch selbst der kleinste Kratzer musste versorgt werden, damit keine Entzündung entstehen und Wundbrand ausbrechen konnte.
    Am schlimmsten hatte es noch Rhys erwischt, auch wenn Jasta und er selbst es als Lappalie abtun wollten. Er hatte sich blind zwischen die Kämpfenden geworfen, um seine Dolchstiche zu setzen, und sein Körper war von tiefen Schnittwunden übersät. Ferin musste diese sorgfältig reinigen, bevor sie mit der Heilung beginnen konnte. Er ertrug die Schmerzen heldenhaft und bedankte sich mit einem beglückten »Jetzt durfte ich endlich erleben, wie es ist, von dir geheilt zu werden«. Sie vermochte nur den Kopf über ihn zu schütteln.
    Was sie am meisten verwunderte, war die Tatsache, dass sie sich mit jeder neuen Heilung besser fühlte. Das Heilen schwächte sie nicht mehr, im Gegenteil. Die Körper der anderen schienen ihre Kräfte zu reflektieren und sie mit neuer Energie aufzuladen. Das war eine ungewöhnliche Erfahrung für Ferin, und es war so einfach: Alles, was sie tun musste, um zu empfangen, war … zu geben.
    Gegen Abend war der Dorfplatz so weit abgetrocknet, dass sie sich zum Essen zusammensetzen konnten. Die Männer hatten tagsüber gearbeitet, eimerweise Schlamm aus den Hütten geschöpft und die Wasserschäden repariert. Für die Jagd war keine Zeit geblieben, und so mussten sie sich mit Brei und Früchten begnügen. Tamir hatte darauf bestanden, Feuer zu machen, um »das Bild der Katastrophe aus den Köpfen zu löschen«, wie er es ausdrückte.
    Das Holz war feucht und wollte nicht recht brennen, und es erschien ihnen unglaublich, dass dem kümmerlichen Gezüngel die gleiche Macht innewohnte, die ihnen beinahe alles genommen hätte. Stumm

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