Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
doch sie hatte so leise gesprochen, dass es bis auf Martu niemand hörte.
»Trau dich«, flüsterte er ihr zu und drückte ihre Hand.
Sie fasste sich ein Herz und erhob die Stimme. »Akur hat recht. Wir verlieren unsere Ziele aus den Augen.«
Alle Blicke richteten sich auf sie, Akur stand vor Überraschung der Mund offen.
»Welche Ziele?«, fragte Rhys.
»Was meinst du damit?«, schloss sich Tamir an.
Ferin schluckte. »Freiheit. Freiheit für alle Pheytaner.«
Einige lachten, der Spott war nicht zu überhören. Tamir gebot ihnen Ruhe.
»Dieses Ziel ist sehr hochgesteckt, Ferin«, sagte er. »Wir sind nicht annähernd imstande, es zu erreichen. Und das waren wir auch nie.«
»Dann sollten wir es anpacken. Jetzt mehr denn je.«
Tamir blickte sie forschend an. »Und wie stellst du dir das vor?«
»Alles, was ihr im Moment wollt, ist euch verstecken. Fliehen. Wir sind uns einig, dass die Merdhuger nicht ruhen werden, bis sie uns vernichtet haben. Sie werden wiederkommen, und egal, wo wir uns verbergen, irgendwann werden sie uns aufspüren. Und uns besiegen. Wollt ihr das wirklich zulassen? Sind drei Tote nicht genug? Sind Hunderte von Gefangenen nicht genug? Sind über zweihundert Jahre Unterdrückung nicht genug?« Ferin atmete tief durch, sie war sicher, dass alle ihren heftigen Herzschlag vernehmen konnten. Es hatte sie eine Menge Mut gekostet, so zu sprechen, doch es fühlte sich richtig an.
»Gut gemacht«, murmelte Martu, und es war nur für ihre Ohren bestimmt.
Tamir räusperte sich. »Ferin, du hast tapfer gekämpft. Sobenio und dir verdanken wir, dass wir hier sitzen und über unsere Zukunft beratschlagen können. Doch wir standen knapp davor, diesen Kampf zu verlieren. Wären Dawid und Martu nicht gewesen, hätten wir uns geschlagen geben müssen.«
Seine Augen wanderten zu Martu. »An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei dir bedanken, Martu. Du hast dein Leben für uns aufs Spiel gesetzt, und wir können dir das niemals vergelten. Sei versichert, unsere Gedanken werden dir folgen, wenn du uns morgen verlässt.«
Martu erwiderte mit einem ernsten Nicken, und Tamir fuhr fort: »Ich weiß, was du empfindest, Ferin. Ich weiß es, weil dieses Gefühl der Ohnmacht auch mich seit Ewigkeiten quält. Freiheit für alle Pheytaner – jeder hier wünscht sich das. Aber es bleibt, was es ist: ein schöner Traum. Uns sind die Hände gebunden, wir sind nur eine Horde zusammengewürfelter Aufständischer. Rebellen, nichts weiter.«
»Rebellen, genau«, hakte Ferin ein. Ihre Unsicherheit schwand allmählich. »Rebellen flüchten nicht, sie wehren sich.«
»Ein wahres Wort«, sagte Akur, der sich offenbar wieder gefasst hatte. »Wir geben uns viel zu leicht geschlagen.«
Ferin nickte ihm dankbar zu – sie konnte seine Unterstützung wahrlich gebrauchen.
Tamir wog den Kopf. »Ein neuerlicher Kampf bedeutet unser Ende, eine Flucht eine winzige Chance. Eine andere Perspektive sehe ich nicht.«
»Ich denke nicht an einen Kampf«, entgegnete Ferin. »Nicht in erster Linie.«
Rhys sandte ihr einen ermutigenden Blick. »Woran sonst?«
»An die Gefangenen«, sagte sie nach einer kleinen Pause. »Welchen Unterschied macht es, statt vier alle zu befreien? Alle auf einmal.«
Akur und Tamir schnappten nach Luft, Rhys starrte sie entgeistert an. Einige tuschelten, die anderen schwiegen nachdenklich. Keiner schien ihre Idee als blanken Unfug abzutun, sogar Dawid hielt seine spitze Zunge im Zaum.
Ferin nutzte die Gunst der Stunde und fügte hinzu: »Die Lager sind schlecht bewacht, niemand erwartet das von uns. Es kann keine große Sache sein. Wir hätten auf einen Schlag ein ganzes Heer zur Verfügung. Gemeinsam könnten wir nach Laigdan ziehen und dem König unser Anliegen vortragen – eine Abänderung der Konvention.«
Ein einziger tiefer Atemzug ging durch die Rebellen, dann redeten alle gleichzeitig, bis ihnen Tamir mit einem energischen »Bitte beruhigt euch!« Einhalt gebot.
»Klingt, als wäre dein Heer schon unterwegs, Ferin«, schmunzelte er.
»Hm«, machte Akur. »Ein Heer Kranker und Schwacher. Ein Heer ohne Waffen. Also, ich weiß nicht …«
Elmó lachte trocken. »Außerdem schert sich der König einen Dreck um die Pheytaner, er wird uns nicht einmal anhören.«
»Warum sollte er auch«, mischte sich Jasta ein. »Wir haben kein Druckmittel. Glaubst du vielleicht, Ferin, wir können einfach in den Palast spazieren und einen zweihundert Jahre alten Vertrag anfechten?«
»Ganz
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