Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
es heiß den Rücken herauf. Anscheinend hatte sich jeder hier Gedanken über sie gemacht.
»Hat aber letzten Endes geklappt«, meinte Nolina, ganz so, als hätte sie nichts anderes erwartet.
»Jaja, meine Süße«, alberte der Mann. »Wir wissen, wozu du fähig bist.«
Rhys grinste. »Mir scheint, du sprichst aus Erfahrung.«
Gelächter brandete auf, und Ferin versuchte vergeblich zu verstehen, worin der Witz lag.
»Du darfst das nicht ernst nehmen«, raunte Nolina ihr zu. »Sie sind nicht immer so. Also«, sagte sie laut, »du willst sicher wissen, wer wir alle sind. Das wird im Dunkeln ein bisschen schwierig, daher werde ich dir nur die wichtigsten Namen nennen, und den Rest holen wir morgen nach.« Nolina deutete nach rechts. »Tamir ist so etwas wie unser Anführer.«
»Er ist unser Anführer«, verbesserte der Sprecher von vorhin. »Nach dir natürlich.«
Die Pheytaner johlten.
»Und der Witzbold neben Tamir«, fuhr Nolina ungerührt fort, »ist Akur. Er hat immer einen klugen Spruch auf den Lippen, weil er glaubt, er könne Tamir das Wasser reichen. Dabei sollte er sich lieber auf das beschränken, was er kann.«
»Und was wäre das, Süße?«, neckte Akur, worauf einige ein verhaltenes Kichern hören ließen.
Nolina ignorierte ihn. »Rhys kennst du und seine Schwester Jasta auch. Dann wären da noch Ondra, Syla und Elmó, die sich vortrefflich um unser Essen kümmern.« Sie wies auf die Gestalten gegenüber. »Pasim und Niva sorgen für unsere Kleidung und für Decken und Teppiche. Malag und Zorba pflegen unsere Pferde. Hoang und Taban reparieren die Hütten oder bauen neue. Laiko, Jesh und Onor bestellen unseren Garten und das Feld. Jeder hier hat seine Aufgabe.«
»Was machst du eigentlich genau?« Akur konnte sich anscheinend wirklich nicht zügeln.
»Ich halte euch auf Trab, meine Lieben.«
Rhys krümmte sich vor Lachen. »Insbesondere Akur.«
Jetzt prusteten alle, und es dauerte ein Weilchen, bis ihre Erheiterung abklang.
»Und zusammen«, sagte Nolina in die darauffolgende Stille hinein.
»Das ist wohl wahr«, bestätigte Tamir auf einmal ernst.
Diesmal folgte kein Lachen, sondern zustimmendes Gemurmel.
Ferin hatte beinahe alle Namen wieder vergessen, und passende Gesichter dazu gab es keine. Sie musste sich auf die Stimmen verlassen.
»Ich hoffe, niemand fühlt sich benachteiligt, weil ich ihn nicht vorgestellt habe, aber Ferin kann sich eure Namen sowieso nicht alle merken«, sprach Nolina Ferins Gedanken aus. »Ich denke, es reicht fürs Erste.«
Aus dem nächtlichen Urwald hinter ihnen drang deutliches Knacken, als ob sich ein wildes Tier durch das Gestrüpp bewegte. Ferin fuhr unweigerlich zusammen. Das Feuer vor ihr und die Gespräche um sie herum hatten sie beinahe vergessen lassen, wo sie war. Im Dschungel. In Gefahr.
»Keine Sorge, hier kann dir nichts geschehen.« Aus Nolinas Mund klang die Versicherung sogar recht glaubwürdig, doch schon beim nächsten Geräusch – einem langgezogenen Fauchen – entwich Ferin ein kurzer Schrei. Nolina legte ihr den Arm um die Schultern. »Sch. Keine Angst.«
»Sie waren länger nicht mehr hier«, meinte Akur.
Schweigen senkte sich über die Gruppe. Eine unerträgliche Spannung lag in der Luft, und Ferin meinte, auch in Nolinas Gesicht einen wachsamen Ausdruck zu erkennen.
»Nein, sie kommen nicht«, sagte Tamir. »Nicht heute Nacht. Ferin ist fremd.«
»Ich bin auch fremd«, wandte Jasta ein.
»Nein, deinen Geruch haben sie längst aufgenommen.«
»Schade. Ich hätte sie so gern gesehen.«
»Da wirst du dich gedulden müssen.« Tamirs dunkle Stimme spülte besänftigend über Ferin hinweg. Seltsam, sie fühlte Ruhe in sich aufsteigen.
»Sie kommen und gehen, wann sie wollen«, sagte er. »Der Dschungel ist ihr Reich. Sie gestatten uns, hier zu leben. Wir sind nur Gäste.«
»Ja«, lachte Akur, »und wenn du dich ungehörig benimmst, Jasta, dann werfen sie dich aus ihrer Stube.«
»Oder sie fressen dich«, fiel Rhys in sein Lachen ein.
»Fressen, ja?«, spottete Jasta.
»Fressen?«, wiederholte Ferin entsetzt.
»Hört endlich auf mit dem Unsinn!«, schimpfte Nolina. »Ihr macht Ferin Angst. Was denkt ihr euch denn?«
Ihre Worte hatten genügend Gewicht, die beiden Männer zum Schweigen zu bringen. Ob sie tatsächlich so etwas wie die stille Anführerin ist?, dachte Ferin. Es war ihr immer noch unklar, wovon hier die Rede war, doch Nolina lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema.
»Morgen werde ich dir das Dorf zeigen
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